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Ich lieb dich, ich lieb dich nicht (German Edition)

Ich lieb dich, ich lieb dich nicht (German Edition)

Titel: Ich lieb dich, ich lieb dich nicht (German Edition)
Autoren: Jana Sonntag , Wiebke Lorenz
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bewegen.
    Immerhin war der Tag geschäftlich gesehen mehr als erfolgreich, dieses Jahr war sogar noch mehr los als in den vergangenen, obwohl die Branche generell über Umsatzrückgänge klagt.
    Tja, denke ich mir, zwar nicht glücklich, aber dafür reich. Wobei das leider nicht so ganz stimmt, mit einem Blumengeschäft kann man nämlich viel werden, aber nicht reich. Das hat man davon, wenn man bereits als kleines Mädchen weiß, welchen Traumberuf man später einmal ausüben will.
    Was habe ich mir das romantisch vorgestellt! Jeden Tag umgeben von den schönsten Blumen: wundervolle Sträuße flechten, Anmut und Schönheit, wohin das Auge blickt. Dass die Wahrheit nicht ganz so malerisch aussieht, dass man jede Menge schleppen und buckeln muss, ständig aufgerissene Hände hat, bei denen selbst tägliche Maniküre nichts mehr retten würde – das ging mir erst auf, als ich meine Lehre als Floristin begann. Vielleicht hätte ich doch noch schnell Jura studieren sollen? Aber ohne Abitur ein schwieriges Unterfangen, und außerdem war ich froh, die Schule hinter mir zu haben. Und die Schule war, denke ich, ebenfalls froh, mich hinter sich zu haben.
    Nein, eigentlich habe ich alles richtig gemacht. Vor sieben Jahren konnte ich mit Hilfe eines zinslosen Kredits von meinen Eltern das Geschäft meiner früheren Chefin übernehmen, und seitdem schätze ich es sehr, meine eigene Herrin zu sein. Keiner, der mir reinredet. Na gut, Luzie redet mir schon rein. Aber glücklicherweise nur ins Privatleben, aus dem Geschäftlichen hält sie sich raus. Noch.
    Nachdem ich beim Pizzaservice eine extragroße Frutti di Mare mit doppelt Käse (mir doch egal, wenn ich demnächst Größe vierundvierzig trage, wen interessiert das schon?) bestellt und der freundlichen Dame am Telefon versichert habe, dass ich ganz gewiss kein Interesse an ihrem Valentinstag-Angebot »Prosecco und Schokoküsse für zwei« habe, schnappe ich mir die Fernbedienung und zappe durchs Programm. Wieder nur Mist in der Kiste: auf dem einen Sender Frauentausch, auf dem nächsten wandern irgendwelche Menschen aus Bottrop nach Indien aus, dann wieder wird Leuten in Traben-Trabach die Hütte renoviert, und zuguterletzt überbringt eine Art Kai-Pflaume-Verschnitt Valentinstaggrüße an Leute, die sich ganz doll lieb haben. Man möchte sich angesichts dieses Angebots am liebsten gleich erhängen. Oder stattdessen eine DVD reinschieben. Ja, ihr Glücklichen da draußen, sitzt nur alle bei romantischem Kerzenschein herum und versichert euch gegenseitig die ewige Liebe, Carla Gottlieb guckt derweil Kettensägenmassaker Teil ein bis fünf!
    Leider habe ich gar kein Kettensägenmassaker auf DVD (wieso eigentlich nicht? So etwas gehört doch in jeden ordentlichen Frust-Single-Haushalt!).
     
    Notiz an mich selbst:
    Bei Gelegenheit unbedingt
    eine Kettensägen-Massaker-
    DVD kaufen!
     
    Schließlich lande ich bei »Ein Herz und eine Krone«. Nicht gerade Horror, in meiner emotionalen Verfassung aber irgendwie schon. Eine halbe Stunde später ist die Pizza da, ich entkorke eine Flasche Rotwein, vielleicht kann es ja jetzt doch noch ein ganz netter Abend werden, zusammen mit meiner Pizza und mir.
    Dideldi-dideldi-daaa. Irgendwer stört die traute Zweisamkeit, das Telefon klingelt genau in dem Moment, als ich herzhaft ins erste Stück beißen will. Leicht genervt stelle ich den Pizzakarton weg und hangele nach dem Telefon neben mir auf dem Couchtisch.
    »Gottlieb?«
    »Hallo, Schatz! Einen schönen Valentinstag!« Meine Mutter.
    »Wünsche ich euch auch«, antworte ich und schiele nach meiner Pizza. Ob ich trotzdem ein Stück in den Mund nehmen kann, oder ist das sehr unhöflich?
    »Wie war denn dein Tag?«
    »Das Übliche«, erwidere ich lapidar. »Viele Blumen verkauft.«
    »Das ist doch schön.«
    »Ja, sehr schön.« Wahrscheinlich finden sie es unter anderem auch deshalb schön, weil ich bisher die Raten für ihren Kredit immer pünktlich abstottern konnte.
    »Dein Vater will dich auch noch kurz sprechen«, sagt meine Mutter. Dann höre ich, wie sie »Dieter, Carla ist am Telefon« ruft.
    »Hallo, meine Kleine«, ertönt Sekunden später die brummige Stimme meines Vaters. »Einen schönen Valentinstag!«
    »Dir auch.«
    »Ich will auch gar nicht lange stören, wollte dir nur sagen, dass Mama die Blumen ganz toll fand.« Wie jedes Jahr haben wir meiner Mutter im Auftrag meines Vaters fünfzig langstielige Rosen geliefert. Die bekommt sie immer zum Geburtstag, zum Hochzeitstag,
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