Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ich lege Rosen auf mein Grab

Titel: Ich lege Rosen auf mein Grab
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
Vom Netzwerk:
teils den Deich benutzte, teils die Wiesen davor.
    «Eines Tages kommt Zweeloo zu Ihnen und spricht mit Ihnen darüber, daß wieder mal so ‘n beknackter Journalist scharf auf ‘ne Knastgeschichte sei und sogar ‘ne Weile bei einem der Knackis in der Zelle sitzen wolle. Mein Name fällt, und da macht es Klick bei Ihnen: Sie schlagen keinen andern als Mugalle vor.»
    «Das ist doch idiotisch!»
    «Nein: das ist Zweeloos Aussage!»
    «Auf solche Bluffs falle ich nun wirklich nicht rein!»
    «Aha! Sie geben also zu, daß da was ist, das man Ihnen doch entlocken könnte…!»
    «Ich versteh das alles nicht, Herr Mu…» Kassau stockte und erschrak, brachte es aber noch immer nicht fertig, den Namen Jossa in den Mund zu nehmen. «Sie haben Ihre Strafe abgesessen, Sie sind doch wieder draußen; was wollen Sie denn bloß von mir!?»
    «Ihr Geständnis will ich, und Einzelheiten will ich, damit ich Gott und aller Welt, vor allem aber unseren Behörden, endlich absolut hieb- und stichfest nachweisen kann, daß ich nicht geisteskrank bin, sondern Jens-Otto Jossa!»
    «Ich habe nichts zu gestehen.»
    «Doch, Sie haben!» Jossa hielt an einer kleinen Kaimauer, gerade letzten Mai neu betoniert, um der «Bürgermeister Büssenschütt» das Anlegen und ihren Fahrgästen das Ein- und Aussteigen zu erleichtern.
    Kein Mensch weit und breit, nicht einmal ein Liebespaar kopulierend im weißen Kassenhäuschen drüben. Nur Regenschauer und eine düster-depressive Nacht.
    «Doch», wiederholte Jossa, «Sie haben mir noch ausführlich zu schildern, wie Sie zu Mugalle in die Zelle reingegangen sind, um mit ihm zu reden. Mugalle in der Krise, Mugalle kurz vorm Ausflippen, damit offen für alles, was Sie an Plänen hatten. Dreihunderttausend Mark aus seiner Beute – und dafür der Tausch mit mir. Die Freiheit für ihn, als Jossa in Bramme, die Freiheit für Sie, oben über den Wölken… ‹Jossa›, sagen Sie zu ihm, ‹Jossa, der Journalist, kommt in deine Zelle, und ich schließ euch beide ein. Du schüttest ihm K.o.-Tropfen ins Getränk, und ich laß dich dann, wenn du seine Sachen angezogen hast und so weiter, als Jossa raus, schließ dich bis zur Pforte durch und warte, bis du draußen bist. Der Jossa wird dann, wenn er wieder zu sich kommt, wie ein Irrer toben, aber ich hab ja alles in der Hand. Und je mehr er tobt und immer wieder behauptet, nicht Mugalle zu sein, desto weniger glaubt ihm einer. Du mußt nur vorher ‘n paarmal den Schizophrenen mimen, also behaupten, dieser oder jener zu sein, dann ist das alles furchtbar echt.›»
    «Ha-ha-ha!» machte Kassau.
    «Kommen Sie…! Wenn Sie nicht mit Mugalle unter einer Decke gesteckt hätten, dann hätten Sie doch merken müssen, daß da einer bewußtlos auf der Pritsche lag!»
    «So genau seh ich da nicht rein…»
    «Ach, auf einmal!»
    Kassau geiferte ihn an. «Und warum, was, hab ich Ihnen wohl den Brief von Chantal gegeben, daß sie in den Knast kommen wollte, Sie besuchen? Warum wohl? Damit Sie von ihr als Jossa identifiziert werden, was!?»
    «Ach, kommen Sie: Sie wußten doch von Mugalle genau, daß er ihr einen Brief geschrieben hatte. Daß sie den in der Zwischenzeit bekommen haben mußte.»
    «Und woher wollen Sie das wissen, wenn Sie nicht Mugalle sind, na…!? Was…!?»
    «Das läßt sich doch ohne weiteres aus der Tatsache schließen, daß sie eben nicht gekommen ist!»
    «…Gott!»
    «Sie und Mugalle zusammen, anders geht es nicht!»
    Kassau legte seine Demutshaltung immer weiter ab. «Sie erwarten wohl von mir, daß ich jetzt ausrufe: ‹Ja, Mu… äh: ja, Jossa, Sie haben recht, so ist es gewesen!› Irrtum, mach ich aber nicht!»
    Jossa bemühte sich um kühle Sachlichkeit. «Mugalle ist tot, auf der Autobahn nach Hamburg, Nähe Stuckenborstel, in einen Unfall verwickelt worden… Und die Polizei hat bei ihm im Wagen viel Geld gefunden; von fast zwei Millionen war die Rede. Aber doch an die dreihunderttausend Mark weniger als vorherberechnet. Wo die wohl geblieben sein mögen, na…?»
    «Auf dem Friedhof hier liegt Jossa, und alles andere, das weiß kein Mensch…!»
    «Sie sagen es, Kassau! Vor allem wissen wir noch nicht, welche Maschine Sie sich nun wirklich gekauft haben… Von Mugalles Geld… Und wo Sie die abgestellt haben. Um das herauszufinden, dieser kleine Ausflug heute nacht…»
    «Geh’n Sie doch zur Kripo!»
    «War ich schon, einige Male sogar. Jetzt hab ich aber keine Lust mehr, mich immer wieder auslachen zu lassen, jetzt find ich die Wahrheit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher