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Ich lege Rosen auf mein Grab

Titel: Ich lege Rosen auf mein Grab
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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selber heraus.»
    «Ich helf Ihnen gerne dabei… Wenn Sie mich aber bitte aussteigen lassen würden…!» Kassau machte sich daran, seinen Gurt auszuklinken, doch er hatte Schwierigkeiten, merkte, daß der Mechanismus klemmte.
    «Geben Sie sich keine Mühe damit», sagte Jossa, «den hab ich präpariert, den kriegen Sie allein nicht auf. Denn wenn wir jetzt im Fluß versinken, dann…!»
    Schon hatte er aufs Gaspedal getreten und Kassaus Wagen über die Kaimauer abstürzen lassen, und nachdem sie hart aufgeprallt waren, glitten sie nun in einer Art Sägezahnkurve drei, vier Meter bis zum Flußbett hinunter.
    Das kleine Lämpchen über Jossas Kopf war angeknipst, und durch vielerlei Öffnungen quoll das Wasser gurgelnd ins Wageninnere.
    Jossa unterdrückte seine Panik, saß scheinbar seelenruhig da und wartete auf jene wichtige Sekunde, da der Innendruck so stark geworden war, daß sich die Tür an seiner Seite öffnen ließ, während Kassau in Todesangst an seinen Gurten riß.
    «Ich steig jetzt aus und schwimm nach oben», sagte Jossa. «Zwei Minuten noch, dann steht das Wasser oben an der Decke…»
    «… den Gurt los, bitte…!» Kassau keuchte schon. «Ein Messer, eine Schere, ein…!»
    Jossa ließ ihm seine freie Hand flach ins Gesicht klatschen, nicht bösartig, sondern so, als wollte er jemand aus seiner Betäubung zurück ins Leben holen, brüllte ihn an: «Los, wer bin ich!?»
    «Sie sind…»
    «Wer…!?» Jossa hatte das Fenster hinuntergekurbelt und warf, jetzt, da sie bis weit über die Hüften im schlamm- und algentrüben Wasser saßen, die Pistole hinaus und zog dafür ein breites Fahrtenmesser aus der Jacke.
    Kassau riß an seinen Fesseln, warf sich hin und her, sorgte für silbrigen Schaum und glucksende Strudel. «Ich hab nichts zu gestehen!»
    «Bin ich Mugalle?»
    «Was soll denn das alles!?»
    «Mugalle läßt Sie hier ertrinken, Jossa nicht!»
    Kassau war das Wasser schon bis ans Kinn gestiegen, und Jossa schaffte es jetzt, die Tür nach außen zu drücken. Zeit für ihn, die Lungen vollzupumpen und dann wie ein Fisch, wie ein Torpedo nach oben zu schießen und in aller Ruhe ans Ufer zu schwimmen. Sah ihn niemand, wollte er ganz ohne weiteres verschwinden, andernfalls von einem Unfall sprechen.
    Kassau schluckte schon das erste Wasser.
    «Zum letzten Mal…!» schrie Jossa. «Bin ich Mugalle…!?»
    «Nein…» würgte Kassau hervor.
    «Wer dann…?»
    «Jos-sa…»
    «Na also! Und wo ist das Geld geblieben, das Sie von Mugalle haben, wo steht die Maschine, die Sie sich dafür gekauft haben, Ihr Flugzeug…?»
    «In Tengo, in Holland…»
    Mein lieber -ky, ein Durchschlag Ihres Romanmanuskriptes «Ich lege Rosen auf mein Grab» ist gestern bei mir eingegangen; Dank dafür. Dieses aber nur als bürgerliche Floskel, oberflächlich-rituell verstanden, nicht auf den Inhalt und meine evozierten Gefühle bezogen. Daß Sie viel verfremden und anonym machen mußten, um unseren J. den Jossa bei Ihnen, wie sich selber auch vor juristischen Attacken einer Reihe wenig geliebter Akteure zu schützen, leuchtet mir ein; daß Sie thriller-Elemente beizumengen hatten, wie Genre und Leser es fordern, Gott, das ist ja auch noch legitim; daß Sie sich aber derart dem Sosein des Seienden hingeben, voll und ganz Hochschullehrer-Beamter sind und immer staatstragender, also feiger und rechtslastiger werden, Bild- Beifallzu erhaschen suchen, will und kann mir gar nicht schmecken! Ihre genauen Recherchen und Ihre sicherlich sehr ergiebigen Kontakte zu Brammer outlaws wie Honoratioren, wenn das nicht dasselbe ist in dieser Zeit, gewiß in allen Ehren, aber daß nun ausgerechnet Eike Kassau, kleinstes Rädchen, kleinstes Würstchen, hinter allem stecken soll, Jossas Elend, das schlucke ich beim besten Willen nicht. Wieviel hat man Ihnen denn von interessierter Seite für diese wahrlich sauber-staatserhaltende Lösung gezahlt? Die Hälfte für mich, mindestens jedoch ‘ne große Rotweinkiste! Ihr Rudolf C. Truper.
    P.S. Ihre Absicht, unserm J. mit Ihren Hinweisen zu seinem Recht auf Selbstbestimmung, auf sich selber zu verhelfen, hat, wie ich gerade vom atemlos hereinstürzenden Freunde Benno, Benno Drobsch, erfahre, eine Wendung genommen, die ich als ebenso amüsant wie tragisch ansehen möchte: Ihren Erkenntnissen und Hinweisen voll vertrauend, ja, auch mit einer Kopie Ihres Manuskriptes bedacht, hat er die Variante 10, diese sehr direkt nutzend, real zu inszenieren versucht. Das Ergebnis: Der JVA-Beamte, der bei
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