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Ich lege Rosen auf mein Grab

Titel: Ich lege Rosen auf mein Grab
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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Rudolf C. Truper, Brammes Dichterfürst. Die Lesung damals im Knast. Jossa begrüßte ihn und sagte ihm das.
    Truper hatte ein fast geniales Gedächtnis für Gesichter, für Namen und reagierte sofort. «Gott ja, der Mugalle, aus’m Knast! Die alte NordInvest- Geschichte…»
    «Ich bin nicht Mugalle, ich bin der Jossa, der jetzt hier…» Er zeigte auf das Grab.
    Auch Truper, trotz aller Intelligenz und so sensibel er war, brachte nichts weiter hervor als den landesüblichen Blick: Ach, du armer Irrer!
    «Sie sind also der Jossa und hier begraben…?»
    «Kommen Sie, wir gehen schnell ins m.a.v. hinüber und dann erzähl ich Ihnen alles…»
    «Na schön…» Truper war das seinem Ruf schuldig, daß er mitging, das berühmte offene Ohr für alle zu haben, die da ausgestoßen und verachtet waren.
    Zwei Stunden saßen sie dann im kleinen Bistro vorne am Mönchsgang, ohne daß es Jens-Otto Jossa so recht gelingen wollte, den andern ganz zu überzeugen, für sich und seine Sache einzunehmen.
    «Nun gut», schloß Truper schließlich, «wir müssen da sicher was machen, doch ich muß ja leider morgen nach Spanien, ‘ne Lesereise für Goethe, fürs Goethe-Institut, Sie wissen ja.»
    « Sicher, aber wenn Sie dennoch bitte…!»
    «Sehr vieles wäre erst noch nachzuprüfen, eh ich mich entscheiden könnte, was ich für die Wahrheit halte…» Truper neigte mitunter dazu, seine Sätze sprachrhythmisch auszufeilen.
    «Aber die Fakten, die…!»
    «… sind kümmerlich, sind wenig mehr als Orientierungspunkte in einer mondgroßen Wüste, denn wie wenig wissen wir doch, ich liste nochmals auf: Es findet sich ein toter Mann hier nahebei auf einer Autobahn, und dessen Papiere lauten auf Jossa, Jens-Otto Jossa, und unsere Heike Hunholz, wacker und unbestechlich in allem, identifiziert ihn prompt als solchen, sorgt meines Wissens auch dafür, daß er hier in Bramme auf den Friedhof kommt, muß ihn irgendwie mehr als nur gemocht haben, wer weiß? Und dieses liebend Weib nun soll sich, frage ich Sie, dabei so sehr geirrt haben?»
    «Es war Mugalle, Mugalle mit all seinem Geld!» Jossa, der eben noch so schlaff über ihrem Tisch gehangen hatte, schnellte plötzlich hoch. «Wie soll denn ein armer Schlucker wie Jossa zu so viel Geld gekommen sein!?»
    «Das hat man sich damals tatsächlich lange gefragt, zugegeben, ja… Geheimdienste, Waffenschiebereien, Rauschgift – in diese Richtung ging es da.» Truper dachte nach. «Wie sagen meine gelehrten Germanistenfreunde immer: Further research ist needed. Ich hab da ‘n Freund in Berlin sitzen, der Spezialist für solche Sachen ist; dem können wir Ihr Material ja alles mal rüberschicken. Der -ky, hier die Adresse…»

 
    Variante 10 oder Die Lösung des Falles
     
     
     
    Gasthaus Zur Goldenen Freiheit, an der Straße gelegen, die von der Wassermühle bei Wittkoppendorf zur JVA Bad Brammermoor führte und mit ihrem Parkplatz letzterer auf Rufweite nahekam. Hier nun stand Jossa an einem regnerisch-kühlen Sommerabend, 22 Uhr 58, Temperatur 12° Luftfeuchtigkeit 98 Prozent, eine H&K P-9s in der Tasche seiner blauen Regenjacke, und hoffte, heute endlich eine Chance zu haben, das heißt, Kassau ohne Begleitung zu finden, kauerte schon, nachdem die notwendigen Präparationen allesamt geglückt waren, eine gute Stunde lang hinter einem grünen Müllcontainer, angeekelt vom Gestank weggeworfener Fische.
    Endlich ging die Tür auf, und Eike Kassau erschien. Unverkennbar sein gedrungener Körper, das Stoppelhaar, das jetzt im scharfen Neonlicht die Farbe einer weggeworfenen Bastmatte hatte, der Schweinskopf mit den listig-blauen Äuglein und den borstigen Brauen darüber, das typische Marzipanrosa des flächig-runden Gesichts, der Riesenzinken von Nase mit den Steckdosenlöchern darin. Kassau, ja. Hundertprozentig sogar.
    «Eike!» rief zudem der Wirt der Goldenen Freiheit nach draußen. «Laß den Wagen lieber stehen!»
    «Ich bin ganz nüchtern!» sagte Kassau und schlug den Arm des Mannes zur Seite.
    Jossa hielt den Atem an, denn ohne Kassaus grauen Alt-Mercedes lief das Ganze nicht, war sein schöner Plan im Eimer.
    Doch der Wirt ließ Kassau wieder los, glaubte, seine Pflicht getan zu haben, kehrte leise schimpfend zu seinen Gästen zurück, während der JVA-Mann pfeifend über die weite Asphaltfläche stapfte, sich Zeit ließ und wußte, daß er noch eine ganze Menge frische Luft und Regen brauchte, um wieder halbwegs fit zu sein. Der Parkplatz war von erheblicher Größe,
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