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Ich komme um zu schreiben

Ich komme um zu schreiben

Titel: Ich komme um zu schreiben
Autoren: Victoria Dahl
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keine Kriminellen mehr auf – das wurde jedenfalls auf der Landeswebsite behauptet. Und so musste Ben sich damit zufriedengeben, dass Kasten ein paar Monate im Gefängnis absitzen würde. Allerdings würde Ben alles dafür tun, dass eine eventuelle Bewährungszeit nur unter strengen Auflagen wie Hausarrest gewährt wurde. Fußfessel inklusive.
    Aber im Augenblick hatte er keinen Einfluss auf den Verlauf der Dinge und konnte sich daher guten Gewissens darauf freuen, etwas Zeit alleine mit Molly zu verbringen. Nur noch ein Zwischenstopp, und dann hatten sie zwei Tage lang Zeit, um den Status ihrer Beziehung neu auszuhandeln. Und eine Menge Sex zu haben. Ben freute sich auf das eine wie auf das andere.
    Während der Computer herunterfuhr, wappnete Ben sich für seine letzte Aufgabe. Sein Herz klopfte zwar wie verrückt, aber er steckte den Ausdruck trotzdem ein und machte sich auf den Weg. Nach einem kurzen Spaziergang die Main Street entlang stand er vor den vereisten Stufen zu Miles Websters kleinem blauen Haus.
    Die verglaste Vorderveranda diente als Büro für die Tribune, daher trat Ben ein, ohne zu klopfen. Als Miles beim Klingeln der kleinen Türglocke aufsah und erkannte, wer ihm da einen Besuch abstattete, erstarrte er vor Schreck. Als Ben das nervöse Zucken hinter Miles’ Brille bemerkte, empfand er eine ganz und gar unreife Befriedigung.
    „Ich hab das Knöllchen schon bezahlt, Chief. Die Aufkleber sind am Truck.“
    „Hab ich gesehen.“
    „Aber was wollen Sie dann von mir? Ich hatte jedes Recht der Welt, Kasten zu interviewen. Falls Sie gekommen sind,um mir auszureden, die Story zu drucken: Die Zeit können Sie sich sparen.“
    Trotz des heftigen Pochens in seinem Schädel schüttelte Ben zähneknirschend den Kopf. Er hatte es satt, sich Sorgen wegen Miles, seinen Artikeln und all dem Klatsch und Tratsch zu machen. Er hatte einfach alles satt. Bis auf Molly. Und die musste er davon überzeugen, dass ihr chaotisches Leben ganz blendend mit seinem Ordnungssinn zusammenpasste.
    „Ich möchte eine Anzeige aufgeben.“
    Miles runzelte verwirrt die Stirn. „Eine Anzeige?“
    „Ja.“ Ben reichte ihm das Dokument und empfand dabei tatsächlich nur einen leichten Anflug von Unwohlsein. „Bitte drucken Sie das in der nächsten Ausgabe. Aber nur in der Papierausgabe, nicht online.“
    Miles’ Hand zitterte so sehr, dass das Papier raschelte. Ben war überrascht, wie alt sein Erzfeind geworden war. Er musste an die achtzig sein, aber trotzdem arbeitete er noch hart für die Tribune – ganz zu schweigen davon, dass er dreimal die Woche seine Enkelin hütete.
    „Sie schmeißen eine Party?“, fragte Miles schließlich ungläubig.
    „Ganz genau. Molly hat gerade einen Riesenvertrag mit einem neuen Verlag an Land gezogen, und wir wollen feiern. In der Bar. Alle sind eingeladen.“
    Miles grinste. „Handelt der neue Roman auch wieder von Ihnen, Ben?“
    Doch Ben zuckte nicht mal mit der Wimper. Nein, es würde keinen Roman mehr über ihn geben. Molly hatte versprochen, dass ihr Privatleben von jetzt an privat bleiben würde. Aber die Leute dachten ja sowieso, was sie denken wollten. Und endlich hatte auch er begriffen, dass er keine Kontrolle darüber hatte. Also versuchte er nicht mal, sichzu rechtfertigen. „Denken Sie einfach dran, die Anzeige am Montag zu drucken, Miles. Wir sehen uns dann auf der Party.“
    Er hatte fest damit gerechnet, dass er sich grauenhaft fühlen würde, wenn er die Redaktion verließ. Aber jetzt war ihm einfach nur schwindelig vor Erleichterung. Er fühlte sich befreit und tausend Kilo leichter.
    Und mehr als bereit für ein Date mit Holly Summers.
    Molly hörte, wie Schritte durch die kleine Diele der Hütte nahten, und setzte sich aufgeregt auf dem Bett zurecht. Oh Mann, ruhig bleiben! Endlich fand diese Horrorwoche zu einem guten Ende.
    Sie zog ihren kurzen Rock so weit nach unten, bis er eine fast schon anständige Länge hatte. Nicht zu anständig natürlich, aber man sollte ja nicht gleich sehen, dass sie keine Unterwäsche trug. Schließlich wollte sie Ben überraschen.
    Ihr Blick klebte förmlich an der Tür.
    Als Ben hereinkam, stellte sie erfreut fest, dass er sich nur teilweise an ihre Anweisungen gehalten hatte. Er war nicht völlig nackt, sondern trug Jeans und Stiefel. Das Hemd hatte er weggelassen, dafür aber an den schwarzen Hut gedacht.
    „Ma’am“, sagte er und tippte sich an den Hut. Molly war so verzückt, dass sie fast in Ohnmacht gefallen wäre. Diese
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