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Ich komme um zu schreiben

Ich komme um zu schreiben

Titel: Ich komme um zu schreiben
Autoren: Victoria Dahl
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achtete gar nicht auf ihr verängstigtes Stöhnen, sondern schnitt langsam ihren brandneuen Kaschmirpulli auf. Panisch wartete Molly darauf, dass sich rote Flecken auf der weißen Wolle ausbreiteten. Sie konzentrierte sich so sehr darauf, den Atem anzuhalten und ihr Herz davon abzuhalten, aus ihrer Brust zu springen, dass sie das laute Klopfen, das aus dem Erdgeschoss zu vernehmenwar, gar nicht bemerkte.
    „Oh, verdammt noch mal“, seufzte Cameron. Mit zwei schnellen Schnitten trennte er den Rest des Pullis auf und schlug die offenen Enden zurück. „Wenn das schon wieder dieser Lawson ist, dann verklag ich ihn wegen Belästigung. Echt unfassbar, der Typ.“
    Ben! Das im Erdgeschoss war Ben gewesen!
    Cameron fuhr mit dem Zeigefinger den Spitzenbesatz an ihrem BH nach. „Er wird schon wieder abhauen“, murmelte er. Der Anblick von Mollys Dessous schien ihn völlig gefangen genommen zu haben. Elfenbeinfarbene Spitze, die sie nur für Ben ausgesucht hatte. „Gott, du bist so schön. Ich habe deine Brüste immer schon geliebt. Am liebsten hätte ich die Fotos nur für mich. Aber den Preis bezahle ich gerne, wenn ich dich am Ende nur für mich haben kann, Molly.“
    Im selben Moment, in dem er die Schere unter den kleinen Seidensteg zwischen ihren Brüsten schob, klingelte unten jemand an der Tür.
    Schnipp.
    Molly wand sich stöhnend. Ihr Puls donnerte in blinder Panik. Aber als sie zaghaft die Augen öffnete und nach unten sah, saß ihr BH noch an Ort und Stelle. Wie gut, dass sie im teuren Onlineshop zugeschlagen hatte. Qualität bewährte sich eben doch.
    „Scheiße“, brüllte Cameron und schmiss die Schere so fest gegen die Wand, dass eine Putzwolke auf den Eichenboden rieselte. „Ich bin gleich wieder da. Der Lärm da unten macht mich total verrückt!“
    Als ob du das nicht sowieso schon bist.
    Cameron zerrte sich das Hemd zurecht, stopfte einen Gegenstand in seinen Hosenbund und raste nach unten.
    Das Klopfen war nun zu einem beharrlichen Hämmern geworden, und Molly war sich im Grunde ihres Herzens sicher,dass es Ben war. Vielleicht hatte er sie ja doch noch nicht ganz abgeschrieben. Vielleicht hielt er noch genug von ihr, um zu bezweifeln, dass sie sich wieder mit dem schmierigen Stalker Cameron eingelassen hatte. Wenn er gekommen war, um sie zu retten, würde sie ihn den Rest ihres Lebens lieben. Wenn er wollte, würde sie ihn sogar lebenslänglich mit kostenlosem Rund-um-die-Uhr-Telefonsex versorgen!
    Molly schloss die Augen und lauschte mit klopfendem Herzen den Geräuschen aus dem Erdgeschoss.
    Ben zeigte unauffällig mit den Handflächen nach hinten, um seinen Männern zu signalisieren, dass sie sich noch nicht zeigen sollten. Wenn Cameron eine Waffe hatte, was Ben stark vermutete, war es besser, ihn erst mal nicht unter Druck zu setzen. Es reichte schon, dass er selbst kurz davor war, durchzudrehen. Seiner Panik nachzugeben und dem Gefühl, dass hier etwas ganz und gar faul war. Er hatte fast eine Minute lang gegen die Tür gehämmert und war mittlerweile versucht, sie einfach einzutreten. Aber wenn Cameron oben bei Molly war und eine Waffe hatte …
    Er hätte ihn sich schnappen sollen, als er alleine mit ihm an der Tür gewesen war. Aber Ben war ohne seine Waffe bei Molly aufgetaucht, auf der Wache hatte niemand gewusst, wo er war, und er selbst konnte nicht sicher sein, ob Cameron noch irgendwelche Asse im Ärmel hatte. Selbst jetzt gab es keine Beweise, nur Bens schlechtes Bauchgefühl. Aber es ging hier um Molly, verdammt, da reichte ihm der bloße Eindruck, dass etwas nicht stimmte, um sein Vorgehen vor sich selbst zu rechtfertigen.
    Als er schon kurz davor war, die Tür doch aufzubrechen, hörte er von drinnen ein dumpfes Geräusch, gefolgt von lautem Fluchen. Harte Schritte kamen näher und ließen den Verandaboden vibrieren. Dann drehte sich der Knauf, unddie Tür sprang auf.
    „Was zur Hölle wollen Sie?“, brüllte Cameron.
    „Bitte kommen Sie für einen Moment nach draußen.“
    „Nein!“ Cameron wollte die Tür schon wieder zuschlagen, doch Ben hielt sie fest und legte seine Rechte locker auf die Waffe.
    „Das war keine Bitte, Sergeant, sondern ein Befehl.“
    Camerons Gesicht war übersät mit roten Hektikflecken. Selbst sein sorgfältig frisiertes Haar saß nicht mehr richtig. „Lecken Sie mich doch, Chief! Ich bin gerade damit beschäftigt, Ihre Freundin durchzuficken!“
    Plötzlich kam ihm alles ganz einfach vor. Ben streckte den Arm aus, umschlang Camerons Kehle und
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