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Ich komme um zu schreiben

Ich komme um zu schreiben

Titel: Ich komme um zu schreiben
Autoren: Victoria Dahl
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den Dreck ziehen. Na ja, genau genommen hatte Bens Vater ihm damals alles verdorben. Aber Miles Webster hatte mit Freuden ein Vergrößerungsglas über jeden einzelnen schmerzhaftenMoment gehalten und die ganze Stadt daran teilhaben lassen. Er hatte über den gesamten Skandal berichtet, bis auch jedes noch so kleine Detail – egal ob es nun wahr war oder nicht – bekannt war.
    Ben hatte Miles jahrelang dafür gehasst, vielleicht weil es ihm so schwergefallen war, den eigenen Vater zu hassen. Unmöglich war es allerdings nicht gewesen. Jedenfalls nicht für einen Teenager.
    Eigentlich war er davon ausgegangen, dass er mittlerweile seinen Frieden mit der Vergangenheit gemacht hätte, aber als er jetzt seinen Namen in Miles’ Klatschspalte sah, kochte sein Zorn wieder hoch.
    Der Aufgabenbereich unseres engagierten Chief Lawson hat sich diese Woche um einen neuen Punkt erweitert. Denn unser Polizeioberhaupt hat das Willkommenskomitee für Tumble Creeks neueste Bürgerin gespielt, die er in den frühen Morgenstunden besuchte, um ihr ebenso freundlich wie gründlich Hallo zu sagen. Und um wen handelt es sich bei dieser neuen Anwohnerin? Um niemand anderen als unsere Molly Jennings, die in ihre Heimatstadt zurückgekehrt ist, wo sie mit offenen Armen empfangen wird. Lesen Sie in der nächsten Ausgabe, was Molly in den letzten zehn Jahren alles getrieben hat!
    Oh Mann. Miles wäre im siebten Himmel, wenn er wüsste, worin das große Geheimnis bestand, das Molly aus ihrem Job machte.
    Was für ein verdammtes Fiasko. Ben würde einen riesigen Bogen um Molly machen müssen, wenigstens bis er ihr Geheimnis gelüftet hatte. Was, wenn sie eine Prostituierte war?
    „Du bist doch verrückt geworden“, brummelte er mürrisch. Er würde einfach nicht zulassen, dass Miles ihn wiederin den Wahnsinn trieb. Schließlich war er jetzt erwachsen und kein unglücklicher Teenager mehr.
    „Ben?“, fragte Brenda, die in der Tür lehnte. „Du lässt dich von diesem Bericht doch nicht etwa durcheinanderbringen, oder?“
    „Nein.“ Ben schloss hastig das Google-Fenster und öffnete den Bericht, an dem er eigentlich arbeiten sollte.
    „Er hat kein Recht, über dich zu tratschen, wo du doch einfach nur deine Arbeit erledigst.“
    „Alles okay, Brenda. Ich habe einfach nur einem Freund einen Gefallen getan. Keine große Sache.“
    Sie nickte, aber ihr Blick war so finster, dass ihre wuchernden Augenbrauen förmlich aneinanderklebten. „Und wie macht sich Molly Jennings so?“
    „Gut.“
    „Ich schätze, sie …“ Brenda trommelte mit ihren Fingernägeln gegen den Türrahmen und zuckte mit den Achseln. „Sie muss sich ziemlich verändert haben, schließlich hat sie ziemlich lange in Denver gelebt!“
    Verändert? Ben warf seinem Computer einen düsteren Blick zu. Oh ja, das konnte man allerdings sagen.
    „Ben?“
    „Was?“ Er warf Brenda gerade noch rechtzeitig einen Blick zu, um mitzubekommen, wie sie sich kopfschüttelnd in Richtung ihres Schreibtisches am Haupteingang verkrümelte.
    Angewidert von sich selbst zwang Ben sich dazu, seinen Montagspflichten nachzugehen. Er las den fast fertigen Bericht noch einmal durch, dann sendete er ihn an das Büro des Sheriffs von Creek County. Ben und Sheriff McTeague hielten sich gegenseitig regelmäßig auf dem Laufenden, damit der Bezirks-Sheriff keine Zeit damit verschwenden musste, in Bens Gebiet zu patrouillieren. Wenn Ben die Hilfe von McTeague brauchte, zum Beispiel in Form einer Rettungsausrüstungoder eines Suchtrupps, dann meldete er sich, und der Sheriff kam seinen Anfragen immer gerne entgegen.
    Ein paar Minuten später trudelte McTeagues Bericht ein, den Ben eine halbe Stunde später sorgfältig gelesen hatte. Nichts Ungewöhnliches war vorgefallen, nur ein paar Unfälle, ein toter Elch mitten auf dem Highway, zwei Fälle von Trunkenheit am Steuer und ein paar häusliche Zwischenfälle.
    Ben prägte sich die Namen der jeweils Beteiligten ein, druckte das Dokument aus und legte es ab. Fertig.
    Auf dem Bildschirm blinkte eine Wetterwarnung auf, die Ben kurz überflog. Dann seufzte er erleichtert auf. Der erste große Schneesturm des Winters nahte, aber es sah so aus, als würde er Tumble Creek nur streifen. Zum Glück, denn wahrscheinlich würde er genau auf Halloween fallen. Die armen Kinder hier in der Gegend hatten schon genug mit den steilen Straßen, den abschüssigen Vorgärten und den brüchigen, vereisten Treppen zu tun. Und die Teenies würden ihre unausweichliche Party
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