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Ich kenne dein Geheimnis

Titel: Ich kenne dein Geheimnis
Autoren: Aufbau
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sicher, dass alles in Ordnung ist?«
    »Ganz sicher, ich lag gerade in der Badewanne und muss wohl eingeschlafen sein, entschuldige.«
    »Kein Problem.«
    »Deshalb habe ich dich auch mit Paolo verwechselt. Aber ich freue mich, von dir zu hören, dann habe ich wenigstens einen Mann
     aus der Familie bei mir.«
    »Wenn du dich einsam fühlst ohne deinen Schatz, dann komm doch zu uns nach Crotone. Lucetta würde sich freuen, dich zu sehen.«
    Chiara seufzte. Auch sie würde Lucetta Felisi gerne wiedersehen. Nachdem sie ihre Tätigkeit als Lehrerin aufgegeben und zu
     Venzy in die kleine Pension auf dem Land gezogen war, hatte sie endlich ihren Frieden gefunden.
    |31| »Wie geht’s Lucetta?«
    »Ausgezeichnet, wir lassen es uns richtig gutgehen.«
    »Und ihr lebt in wilder Ehe! Wann wirst du aus ihr endlich eine ehrbare Ehefrau machen?«
    »Zuerst seid ihr dran. Ich will nicht erst Opa werden, wenn ich alt und trottelig bin. Also, wann ist es endlich so weit?
     Wann kommt ein kleiner De Felice?«
    »Vergiss es, ein De Felice reicht mir«, lachte Chiara. Ehrlich gesagt flößte ihr der Gedanke an ein Kind etwas Angst ein.
     Doch sie war Venzy dankbar für seinen Anruf, seine aufmunternden Worte hatten die Gedanken an den schrecklichen Traum in der
     Wanne wenigstens für kurze Zeit vertreiben können. Nachdem sie Venzy versprochen hatte, bald zu Besuch zu kommen, stand sie
     auf und zog den blauen Bademantel an. Während sie den Anfang des Gürtels suchte, der aus der Schlaufe gerutscht war, bemerkte
     sie, dass ein Stück Saum ausgerissen und mit einer klebrigen dunklen Flüssigkeit getränkt war. Verwirrt griff sie nach dem
     Saum und roch daran. Blut.

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    |32| 2
    Venedig, 1756
    Die düstere Gasse wurde durch das schwache Licht der Fackel an der steinernen Hauswand nur spärlich erhellt. Die Gesichter
     der in schwarze Mäntel gehüllten Männer waren kaum zu erkennen, so tief hatten sie sich den Dreispitz in die Stirn gezogen.
     Sie passierten das Haus mit der Fackel, dann schlichen sie vorsichtig weiter, immer darauf bedacht, nicht gesehen zu werden.
     Tief geduckt durchschritten sie den Torbogen zwischen dem Vicolo degli Appestati und dem Vicolo dei Marinai und erreichten
     schließlich einen kleinen Hof. Der Kleinste der drei betätigte einmal den Türklopfer in Form eines Löwenkopfes und drehte
     sich dann zu seinen Kumpanen um. Als sie bestätigend nickten, ließ er den Schwengel noch zwei weitere Male gegen die massive
     Holztür schlagen. Endlich öffnete sie sich und ein in Lumpen gehüllter alter Mann mit ungepflegtem Bart und verfilzten Haaren
     ließ sie ins Haus. Sein Rücken war gekrümmt, die Hände von Arthritis verformt.
    »Wenn so das Alter aussieht, dann möchte ich lieber jung sterben, und sei es durch das Schwert«, sagte der Jüngste der drei,
     ein Edelmann, der seine dunklen Locken in einem Pferdeschwanz gebändigt hatte. Mit raschem Blick hatte er bemerkt, dass der
     gebrechliche Alte obendrein noch hinkte.
    In dem düsteren Zimmer konnte man einen kaputten Stuhl und einen kleinen Tisch erkennen, auf dem ein Zinnteller mit Essensresten,
     ein Krug, ein alter Trinkhumpen und eine brennende Kerze standen.
    |33| »Wir werden erwartet«, blaffte der Mann, der geklopft hatte. Der Alte riss die Augen auf, um ihn besser erkennen zu können,
     entgegnete aber nichts.
    Nachdem er einen kurzen Blick mit den beiden anderen getauscht hatte, drängte der Jüngste: »Durch das Feuer bricht ein neuer
     Morgen an.«
    Bei diesen Worten leuchtete es in den Augen des Alten wissend auf. Er nahm einen Holzspan, den er an der Kerzenflamme ansteckte,
     und schlurfte zu einem Fass, das aus dem Dunkel des Raumes auftauchte. Als er sah, dass der Span nicht genug Licht gab, zündete
     er eine Fackel an. Dann betätigte er einen Mechanismus, der das Fass knarrend zur Seite bewegte und eine Öffnung in der Wand
     freilegte. Wie durch ein Wunder schien der Greis seine jugendliche Elastizität wiedergefunden zu haben. Sein Rücken straffte
     sich, so dass er größer wirkte. Selbst seine Hände entkrampften sich, die Finger allerdings glichen immer noch Topinamburknollen,
     dem für das Veneto typischen Gemüse. Am meisten jedoch verblüffte sein federnder Gang. »Nicht schlecht, das Schauspiel«, meinte
     der Jüngste sarkastisch.
    »Meine edlen Herren, wenn Sie mir bitte folgen wollen.« Die tiefe Stimme des Alten hallte durch die dunkle Höhle, die sich
     vor ihnen geöffnet hatte. Er griff nach der Fackel und
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