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Ich kenne dein Geheimnis

Titel: Ich kenne dein Geheimnis
Autoren: Aufbau
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sicherzugehen, dass sein Name in der Sendung nicht genannt würde. Jetzt rief
     er ein zweites Mal an, um das Interview ganz abzusagen. Aber Forte gelang es schließlich, ihn zu überzeugen. Er könne ihm
     vertrauen, sein Name würde nicht erwähnt werden und auch Alba Sereni könne ganz beruhigt sein.
    Allen Problemen zum Trotz gab es einen Lichtblick: Antonio hatte recht gehabt, Chiaras Frisur war sensationell.
    Während Chiara sich umzog, stand Gilla, die neue Garderobiere, neben ihr und weinte. Sie bemühte sich vergeblich, ihre Schluchzer
     zu unterdrücken, doch die Tränen ließen sich nicht zurückhalten. Alba Sereni hatte sie als unfähige Null |26| beschimpft, weil sie keine roten Lackpumps mit zwölf Zentimeter hohem Absatz auftreiben konnte. »Ich habe ein Paar gefunden,
     aber der Absatz war nur zehn Zentimeter hoch«, schluchzte die junge Frau. Sie war am Boden zerstört. Für zartbesaitete Seelen
     war Telestella nicht gerade der ideale Arbeitsplatz.
    »Nimm’s dir nicht so zu Herzen. Das hier ist ein Affenzirkus, daran musst du dich noch gewöhnen«, Chiara klopfte ihr aufmunternd
     auf die Schulter und reichte ihr ein Taschentuch.
    »Sind wir so weit?« Giusti, der Regisseur, warf einen ungeduldigen Blick auf den Lichttechniker. »So geht das nicht mit dem
     Licht!«
    Im Studio war es eiskalt.
    »Wenn die Klimaanlage nicht heruntergedreht wird, bekomme ich eine Lungenentzündung.« Die Sereni straffte sich, was ihre üppigen
     Formen unter dem aufreizenden Top besser zur Geltung brachte. Chiara warf Imelde einen raschen Blick zu, die sofort die Temperatur
     regulieren ließ.
    In der Zwischenzeit nahmen die Protagonisten auf den weißen Sesseln Platz und warteten darauf, dass sich der Regisseur und
     der Lichttechniker einig wurden.
    »Schlimmer geht immer«, versuchte Imelde zu scherzen. Doch Lola Frezza blieb ungerührt und bedachte sie mit einem geringschätzigen
     Blick. Chiara beobachtete die beiden. Irgendwie waren sie sich ähnlich, zwei Megären, die nur darauf warteten, sich beim ersten
     Fehler zu zerfleischen. Glücklicherweise begann der Regisseur mit dem Countdown: »Fünf, vier, drei, zwei, eins …«
     
    Geschafft. Chiara wollte nur noch ihre Ruhe. Auch wenn sie es nicht zugeben mochte: sie hatte Sehnsucht nach Paolo. Einen
     Augenblick lang war sie versucht, alles hinzuschmeißen, |27| Forte um Urlaub zu bitten und sich in den nächsten Flieger nach New York zu setzen. Aber dazu war sie nicht der Typ. Jedenfalls
     jetzt nicht. Vielleicht würde sie irgendwann einmal den Mut haben, einen so verrückten Gedanken auch in die Tat umzusetzen.
    Jetzt musste sie sich erst einmal entspannen. Sie ließ warmes Wasser in die Badewanne, gab Rosenöl dazu, zündete Duftkerzen
     an und löschte das Licht. Dann ließ sie sich in die Wanne gleiten. Allerdings nicht ohne das Handy auf den Rand gelegt zu
     haben, für den Fall, dass Paolo anrief. Als sie zur Ruhe gekommen war, tauchte sein Bild vor ihrem inneren Auge auf. Sie schloss
     die Augen und stellte sich vor, er käme zu ihr in die Wanne. Stieg der Wasserspiegel jetzt wirklich an, oder bildete sie sich
     das nur ein? Sie öffnete die Beine ein wenig, um Platz zu machen, und hatte plötzlich Paolos männlichen Duft in der Nase,
     der sich mit ihrem eigenen mischte. Schließlich spürte sie, wie sich etwas Festes an die Innenseiten ihrer Oberschenkel presste.
     Ihr Herz begann schneller zu schlagen, ein kribbelndes Vibrieren durchlief ihren Körper wie schwache Stromstöße. Sie atmete
     tief durch, einmal, zweimal. Die Schwingungen breiteten sich wellenartig über ihren Körper aus, sie schnappte nach Luft, und
     plötzlich war ihr, als dringe etwas in sie ein, das sich dann sanft in ihr bewegte. Zu was die Phantasie so alles fähig ist,
     dachte sie und gab sich dem erregenden Gefühl hin. Einen Augenblick später entlud sich die Spannung und machte lustvoller
     Erschöpfung Platz. Für einige Sekunden genoss sie noch das warme, wohlige Gefühl, dann öffnete sie die Augen.
    Da sah sie ihn.
    Der Mann war nicht Paolo. Und er war auch nicht in der Wanne, sondern stand neben dem Waschbecken und sah sie verwundert an,
     als könne er sich ihre Anwesenheit nicht erklären.
|28|
Chiara stockte der Atem, sie war wie gelähmt. Was war das? Diesmal hatte keine Vision sie in eine andere Welt entführt, sondern
     jemand war zu ihr gekommen. Der Mann trug ein elegantes altertümliches Kostüm: eine Samthose, eine lange Weste, darunter ein
    
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