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Ich habe die Unschuld kotzen sehen

Titel: Ich habe die Unschuld kotzen sehen
Autoren: Dirk Bernemann
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unauffällig. Mit gemähtem Rasen und gewaschenem Auto.
    Aber hinter dieser Fassade lässt man die eigenen Kinder verdorren ...
     
    Dann gibt es da noch meine Freunde. Allesamt wertvolle Menschen, auch wenn sie gesellschaftlich keinerlei Anerkennung von irgendwo bekommen. Was ich über meine Freunde sagen kann: Sie sau fen gerne hochprozentiges Zeug und sie prügeln sich gerne danach. Sie demonstrieren gerne ihre Stärke an Schwachen. So wie mit diesem Penner kürzlich am Bahnhof.
    Wir gammelten so durch diese fremde Stadt und uns war scheiß langweilig und er lag da, eh schon verbraucht. Wir haben ihm die Eingeweide rausgetreten. Nur so. Weil wir alle total dicht waren und wahrscheinlich, weil wir alle selbst schwach sind. Wir kommen von ganz weit unten.  
    Wir spüren kein unter uns.
    Fühlen uns dabei elitär.
    Kann ich verstehen und nachvollziehen durch Kenntnis der Biographien meiner Freunde.
     
    Es sind ähnliche Biographien wie die meine, nur verlief meine vielleicht ein wenig undramatischer ab als die von beispielsweise Paul oder Jonas. Obwohl diese Dramatik immer relativ ist. Relativ und in Beziehung zu einem Scheißhaufen von der Straße.
    Drama ist überall vorhanden ...
     
    Paul ist der Sohn des Dorfmetzgers. In seiner Ju gend war er immer der Idiot, stotternd, unfähig sich innerhalb von einer Minute ‘n Eis mit drei Kugeln zu bestellen.
    Das ist natürlich für die bäuerliche Dorfjugend ein gefundenes Fressen. So werden Au ßenseiter gemacht. Paul war immer ein guter Schü ler und Sportler, doch sowohl Lehrer als auch alle Mitschüler bezogen das Sprachhandicap auf seine gesamte Persönlichkeit. Ich lernte ihn in der Haupt schule kennen, wo auch ich ein Außenseiter war, denn ich war immer der Kleinste in allen meinen Schulklassen. Das habe ich mit absoluter Albern heit kompensiert. Hab blöde Witze gerissen, aber mit Stil.
     
    Paul hat durch Gewalt kompensiert.
    Einmal auf dem Scheißhaus unserer alten Schule habe ich so ‘ne Aktion von ihm beobachtet. Wir standen so mit sieben Jungs in ‘ner Reihe, urinierten die Keramik voll und der verseuchte Streber Peter demonstrierte irgendwann seinen fehlgeschalteten Humor, indem er sagte:
    «Ey Jungs, guckt, ich kann in Stößen pinkeln. Ich kann pissen, so wie Paul spricht.» Hohles Gelächter oder stupides Geschmunzel folgten auf diese Aussage. Eigentlich ein echt flaches Statement. Aber Paul, der gerade mit ‘ner Kippe auf ‘nem Scheiß haus unterwegs war, kam da raus und ging auf den Peter zu.
    Sagte nix, aber ich sah seine unbändige scheiß Wut auf diesen absolut überflüssigen Kom mentar. Seine Augen zerschnitten die Luft zwischen ihm und Peter.  
    «Ey, hömma, war nicht so gemeint ...» Weiter kam der nervige Lernpeter nicht, denn da lag er schon in seinem Gesichtsblut vorm Heizkörper des Jungentoilettenraums. Paul hatte ihn mit einem ziemlich derben Kopfstoß über ungefähr anderthalb Meter dahin transportiert. Hatte nicht mal ‘ne Macke, der Paul, nur der Peter ist echt unsanft da vorgedröhnt.
    Und blutete wie Sau.
    Seine Nase war nicht mehr als solche zu erkennen. Wortlos verließ Paul den Toilettenraum. Ich fand es dermaßen cool, sein Freund zu sein. Damals wie heute.
     
    Jonas war und ist ebenfalls in unserer Gang. Hat sieben jüngere Geschwister und wohnt mit seiner Family am Rande der Stadt und des Existenzminimums. Seine Alten sind irgendwie ständig breit, feiern krasse Parties, nehmen illegale Drogen oder ficken mit sich oder Besuchern, die grad zufällig reinkommen.  
    Bei Jonas hatte ich meine ersten sehr geilen Räusche. Meistens trafen wir uns da an sinn losen Wochenenden und sein Vater verteilte unter uns Außenseiterjungs seine Kippen und seinen Alko hol. In diesem Haus hatte ich auch zum allerersten Mal sexuellen Kontakt mit einem Mädchen.  
    Es war eine von Jonas‘ Schwestern, Sabine, die sich irgendwann nach einem versoffenen Abend zu mir in den Schlafsack legte und an mir rumfummelte. Ich dann auch an ihr, und es war geil und warm und die Sabine war ganz nass überall. Ich bin einfach irgendwann in sie eingedrungen und hab recht fix ejakuliert. Als wir am nächsten Morgen aufwachten, wollte die Schlampe Geld von mir haben.
    Ich gab ihr ‘nen Zehner, weil es schon ein geiles Gefühl war, endlich mal gefickt zu haben.
     
    Zu unserer Gang gehören weiterhin der Björn, ein fetter KfzMechaniker, der Thomas, der gerade bei der Bundeswehr rumgammelt, der Adam, arbeitet in der Pommesbude seines Alten, der Benny,
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