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Ich habe die Unschuld kotzen sehen

Titel: Ich habe die Unschuld kotzen sehen
Autoren: Dirk Bernemann
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glänzt im weißen Licht. Betont ihre Muskeln. Stellt sich vor. Nennt sich Gott.  
    Freundlich grinsend winkt Gott mich herein. Wir gehen durch eine Tür. Im Hintergrund läuft Richard Wagner . Irgendwas aus Tannhäuser . Gott führt mich in einen Raum und ihr Ringerinnenarsch wackelt vor mir. Trotzdem wirkt ihre Gangart dermaßen elegant.  
    Gottes Gang in Gottes Haus.
    Die Musik wird intensiver, lauter.
    Wir gelangen in einen Raum mit einem gedeckten Tisch. Dieser Tisch ist für zwei Personen vorbereitet. Ansonsten ist alles weiß und sauber und rein. Ein perfektes Ambiente für ein perfektes Date.
    Gott rückt einen Stuhl vom Tisch weg und macht diese BittehinsetzenHandbewegung. «Ab jetzt wird alles gut», ...
     
    ... denke ich und wache auf. Es stinkt immer noch nach Pisse. Mein Gesicht ist völlig verkrustet vom Blut. Ich bin nicht tot. Scheiße. Verdammte Scheiße.  
    Warum bin ich nicht tot?
    Gott hat für mich schon den Tisch gedeckt und mir ihre Gastfreundlichkeit angeboten. Scheiße. Gott, wir hätten eine wunderbare Beziehung haben können.
     
    Ich richte mich auf.
    Wahrscheinlich ist nix gebrochen.
    Kann irgendwie alles bewegen an meinem Körper. Ich stehe aber erst mal rum. Kann nicht den ken. Sehe nur den Arsch von Gott vor meinem gei stigen Auge. Und den Tisch mit Essen drauf. Summe dazu dieses Stück von Richard Wagner. Fühle ein Ge fühl der fröhlichen Zerbrochenheit. Irgendetwas Un beschreibliches ging da ab und ich habe es gelebt und geliebt.
     
    Alles klar, denke ich, vielleicht ein anderes Mal.
    Ich gehe in den scheiß Bahnhof, um nach Essen zu betteln.
    Vielleicht geht ja was.
     
    Mein Körper ist noch voller Schmerz.
    Alles wird gut!
     
     
     
    Syndala
     
     
    Du bist wunderschön – ich hasse dich!
     
    Wie mag es sein
    Mit ihr allein
    Verhängnisvolle Küsse tauschend
     
    Wie es wohl ist
    Wenn man sie küsst
    Die Luft aus ihrem Kopf zu atmen
     
    So wie ich das sehe
    Bin ich in ihrer Aura
    Schuldig
    In Elfenhaft
     
    Im Namen der Elfenpolizei
    Leben sie ihre Liebe
    Denn wenn nur die Liebe bliebe
    Bliebe ich auch dabei!
     
    So ‘n Scheiß schreib ich momentan.
    Schreib das ein fach so auf irgendwelche Zettel mit irgendwelchen Stiften, um das nachher in den Mülleimer zu werfen.  
    Ich habe vier Arme. Zwei an meinem Körper, zwei im Schrank.
    Von diesen Trashgedichten hab ich schon ‘ne ganze Reihe verfasst, doch keines genügte seinem Entstehungsanlass.  
    Bin verliebt.
    Investiere Gefühle. Inve stiere Gedanken über Gedanken an die eine, welche irgendwie die meine nicht zu werden scheint. Syndala. Allerliebste Syndala.  
      
    Diese Syndala ist die schönste, klügste, phänome nalste Syndala, die ich je kannte.  
    Scheiße, sie ist so gar die einzige Syndala, die ich jemals kannte. Diesen Namen gibt‘s wohl nicht so häufig. Aber ihre Eltern waren sich bestimmt schon bei der Namensgebung der absoluten Besonderheit ihrer phänomenalen Syndalatochter bewusst und gaben ihr daher diesen unumstößlich genialen Namen.
     
    Sie ist eine Elfe.
    Absolut.
    Oder ein Engel.
    Oder eine Außerirdische.  
    Oder gar eine Göttin. Keine Ahnung, wer sie ist. Aber meine Liebe ist bei ihr. Sie hat sie mitgenommen und kann sie behalten. Sie könnte mich haben, wenn sie wollte. Wenn sie wüsste, dass es mich gäbe, würde sie mich auch haben wollen. Schätze ich. Bin mir aber dessen nicht wirklich sicher. Bin ein seltsamer Typ mit ‘nem seltsamen Leben und weiß nicht, ob göttlichaußerirdische Engelelfen auf so was wie mich scharf sind.
    Hab echt keine Ahnung. Hab nur den Hauch einer Ahnung, dass es sich lohnt, ihr mehr als den meisten Menschen verfallen zu sein.
     
    Mein Leben ist aber auch wirklich seltsam. Meine Freunde sind seltsame Typen, genau wie meine Eltern und Geschwister und sonstigen Bekannten. Als ob sich alle Zellfehlbildungen und Negativmuta tionen um mich versammelt hätten. Jetzt leben sie mit mir.
    Säufer, Schläger, Menschen, die nicht klar kommen, aber alle sind sie so ehrlich und einfach, als ob sie gerade erst geboren worden sind.
    Mal abgesehen von meinen Erzeugern vielleicht. Die beiden sind schon ein wenig falscher als die meisten mir bekannten Zeitgeister. Ficken ihre Dop pelmoral. Leben darin in Angst, ihr Bürgeransehen einzubüßen. Machen das geschickt. Hatten ja auch ihr ganzes verschwendetes Leben Zeit dafür, den Ernstfall zu proben.  
    Ihr Erfolg ist es, in einer stumpf dumpfen Gesellschaft anerkannt zu sein. Unauffäl lig. Möglichst
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