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Ich fürchte mich nicht: Roman (German Edition)

Ich fürchte mich nicht: Roman (German Edition)

Titel: Ich fürchte mich nicht: Roman (German Edition)
Autoren: Tahereh H. Mafi
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satt. Wollte mich nicht mehr wie ein Unmensch, ein Monstrum fühlen. Aber dann wurde mir klar, dass meine vermeintliche Schwäche durchaus eine Stärke sein könnte. Dass ich mit anderen zusammen etwas Außergewöhnliches schaffen könnte. Etwas Gutes .«
    Ich ringe um Luft. Meine Welt steht kopf. Meine Kehle ist wie zugeschnürt.
    Castle wartet auf eine Reaktion.
    Ich bin furchtbar nervös. »Was … ist Ihre Gabe?«, frage ich.
    Sein Lächeln wirkt beruhigend auf mich. Er streckt die Hand aus. Legt den Kopf schief. Ich höre, wie sich irgendwo eine Tür öffnet. Ein Geräusch von Bewegung, Metall und Luft. Ich drehe mich um und sehe etwas auf mich zufliegen. Ducke mich. Castle lacht. Und fängt den Gegenstand.
    Ich keuche verblüfft.
    Er zeigt mir den Schlüssel in seiner Hand.
    »Sie können durch Gedanken Dinge bewegen?« Es fällt mir schwer, Worte zu finden.
    »Ich habe ein extrem hohes Telekineselevel.« Er lächelt leicht. »Die Antwort lautet also: ja.«
    »Dafür gibt es ein Wort ?«, krächze ich. Versuche mich zusammenzureißen.
    »Für meine Eigenschaft? Ja. Für Ihre?« Er überlegt. »Da bin ich mir nicht sicher.«
    »Und die anderen – was – haben sie –«
    »Sie können sie kennenlernen, wenn Sie wollen.«
    »Ich – ja – sehr gerne«, stottere ich. Fühle mich wie eine Vierjährige, die noch an Feen glaubt.
    Ein plötzliches Geräusch lässt mich erstarren.
    Schnelle Schritte. Jemand nähert sich keuchend.
    » Sir –«, hören wir eine Männerstimme schreien.
    Castle fährt herum. Geht um die nächste Ecke. »Brendan?«, höre ich ihn sagen.
    »Sir!«, keucht der Mann wieder. Versucht zu Atem zu kommen.
    »Was gibt es? Was haben Sie gesehen?«
    »Wir hören Dinge über Funk«, stammelt der Mann mit starkem britischem Akzent. »Auf den Bildschirmen tauchen mehr Panzer als sonst auf. Wir fürchten, dass die Truppen näher kommen –«
    Rauschen und Knistern. Abgehackte Stimmen aus dem Funkgerät.
    Brendan murmelt einen Fluch. »Tut mir leid, Sir – normalerweise ist der Empfang nicht so gestört – ich habe nur in letzter Zeit Schwierigkeiten mit dem Laden –«
    »Keine Sorge. Sie brauchen nur noch mehr Übung. Läuft Ihre Ausbildung gut?«
    »Bestens, Sir. Ich habe es jetzt fast komplett im Griff.« Brendan zögert und setzt nach: »Meistens jedenfalls.«
    »Sehr gut. Halten Sie mich auf dem Laufenden, was die Panzer angeht. Es wundert mich nicht, dass sie uns immer näher kommen. Achten Sie auf Anzeichen eines geplanten Angriffs. Das Reestablishment versucht schon seit Jahren, Omega Point zu finden. Aber jetzt haben wir auch noch eine Person hier, die sehr wichtig für sie ist, und die wollen sie wiederhaben. Ich habe so ein Gefühl, dass es jetzt ziemlich schnell zur Sache gehen kann.«
    Brendan scheint verwirrt zu sein. »Sir?«
    »Ich möchte Sie jemandem vorstellen.«
    Stille.
    Brendan und Castle kommen um die Ecke. Und ich muss mich zusammenreißen, um Castles Begleiter nicht belämmert anzuglotzen. Er ist von Kopf bis Fuß weiß.
    Nicht nur seine sonderbare Unform ist strahlend weiß – auch seine Haut ist noch blasser als meine. Seine Haare schimmern weißblond, und seine Augen sind durchdringend wasserblau, fast durchsichtig. Er scheint etwa in meinem Alter zu sein.
    Er sieht vollkommen irreal aus.
    »Brendan, das ist Juliette«, sagt Castle. »Sie ist gestern hier angekommen. Ich zeige ihr gerade Omega Point.«
    Brendans Lächeln ist so strahlend, dass ich fast die Augen schließen muss. Er streckt mir die Hand hin, und ich überlege verzweifelt, was ich tun soll, als er plötzlich die Stirn runzelt. Er zieht die Hand zurück, sagt »Moment mal, Entschuldigung –« und beugt die Finger. Lässt die Knöchel knacken. Ein paar Funken sprühen aus seinen Fingern. Ich starre ihn fassungslos an.
    Er lächelt verlegen. »Manchmal töte ich Leute aus Versehen mit einem Stromschlag.«
    Etwas an meinem Panzer platzt auf. Schmilzt. Ich fühle mich plötzlich verstanden. Angenommen. Beginne unwillkürlich zu grinsen. »Keine Angst«, sage ich. »Wenn ich dir die Hand gebe, bist du vielleicht auch tot.«
    »Das ist ja der Hammer.« Er blinzelt. Starrt mich an. Scheint zu glauben, ich hätte einen Witz gemacht. »Im Ernst jetzt?«
    »O ja.«
    Er lacht. »Also gut. Lieber nicht anfassen.« Er beugt sich vor. Raunt: »Weißt du, ich hab damit auch ein ziemliches Problem. Mädchen wollen immer, dass es funkt in der Beziehung, aber unter Strom stehen wollen sie offenbar auch nicht. Alles echt
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