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Ich finde dich

Ich finde dich

Titel: Ich finde dich
Autoren: Harlan Coben
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war.
    »Mein Gott«, sagte Jed. »Also haben sie ihm einen Besuch abgestattet.«
    »Ja.«
    »Todd wurde gefoltert«, sagte Jed.
    »Ich weiß.«
    »Sie haben ihn zum Reden gebracht. Man hält nur eine gewisse Menge Schmerz aus. Aber Todd wusste nicht, wo Natalie oder sonst irgendjemand war. Verstehen Sie? Er konnte nur das erzählen, was er wusste.«
    »Wie zum Beispiel von Ihnen und dem Refugium in Vermont«, sagte ich.
    Jed nickte. »Deshalb mussten wir es schließen. Deshalb mussten wir fliehen und so tun, als wäre es eine ganz normale Farm. Verstehen Sie?«
    »Ja«, sagte ich.
    Wieder sah er auf Malcolms Leiche herab. »Wir müssen ihn begraben, Jake. Wir beide. Hier draußen, an dem Ort, den er liebte.«
    Und dann wurde mir etwas bewusst, das mich erschaudern ließ. Jed sah es mir an.
    »Was ist?«
    »Todd hatte keine Zeit, die Zyankali-Kapsel zu schlucken.«
    »Wahrscheinlich haben sie ihn überrascht.«
    »Genau. Und wenn sie ihn überrascht haben und er Ihren Namen preisgegeben hat, wird er wohl auch Malcolms Namen preisgegeben haben. Wahrscheinlich haben sie Männer nach Vero Beach geschickt, aber Malcolm war schon weg. Er war hier oben in der Hütte. Sein Haus war vermutlich leer. Aber so leicht geben diese Kerle nicht auf. Sie hatten gerade den ersten Hinweis seit sechs Jahren gefunden – das konnten sie nicht einfach auf sich beruhen lassen. Sie haben Fragen gestellt und sich private Aufzeichnungen angesehen. Selbst wenn sein Grundstück noch auf den Namen seiner verstorbenen Frau eingetragen war, hätten sie es entdeckt.«
    Ich dachte an die vielen Reifenspuren vor dem Haus.
    »Er ist tot«, sagte ich und sah aufs Bett. »Er hat beschlossen, sich selbst zu töten, und da noch keine Verwesungsspuren zu erkennen sind, ist das noch nicht sehr lange her. Warum?«
    »Oh Gott.« Jetzt erkannte Jed es auch. »Weil Minors Männer ihn gefunden haben.«
    Als er das sagte, hörte ich Wagen vorfahren. Jetzt gab es keinen Zweifel mehr. Minors Männer waren schon hier gewesen. Malcolm Hume hatte sie kommen sehen und die Sache selbst in die Hand genommen.
    Was hätten sie in einer solchen Situation getan?
    Sie hätten ihnen eine Falle gestellt. Sie hätten jemanden zurückgelassen, der die Hütte im Auge behielt und Bescheid sagte, sobald noch jemand erschien.
    Jed und ich stürzten ans Fenster, als zwei schwarze Wagen hielten. Die Türen wurden geöffnet. Fünf Männer mit Pistolen sprangen heraus.
    Einer von ihnen war Danny Zuker.

VIERUNDDREISSIG
    D ie Männer schwärmten in geduckter Haltung aus und suchten sich Deckung.
    Jed griff in die Tasche und zog eine Pillendose heraus. Er klappte sie auf und warf mir die Kapsel zu.
    »Ich will die nicht«, sagte ich.
    »Ich habe die Pistole. Ich versuche, sie aufzuhalten. Sie versuchen, hier wegzukommen. Aber wenn Sie es nicht schaffen …«
    Draußen rief Danny: »Es gibt nur einen Ausgang! Kommen Sie mit erhobenen Händen raus.«
    Wir drückten uns auf den Boden.
    »Glauben Sie ihm?«, fragte Jed.
    »Nein.«
    »Ich auch nicht. Die lassen uns hier nicht lebend raus. Also geben wir ihnen im Moment nur Zeit, in Position zu gehen.« Er stand auf. »Suchen Sie sich hinten einen Fluchtweg, Jake. Ich werde sie hier vorne beschäftigen.«
    »Was?«
    »Gehen Sie einfach.«
    Ohne Vorwarnung schlug Jed ein Stück Scheibe aus dem vorderen Fenster heraus und fing an zu schießen. Innerhalb von Sekunden beharkten Kugeln die Seitenwand der Hütte, und der Rest des Fensters zersplitterte. Glasscherben regneten auf mich herab.
    »Hauen Sie ab!«, rief Jed.
    Ein drittes Mal ließ ich es mir nicht sagen. Ich robbte zur Hintertür. Ich wusste, dass hier meine einzige Chance lag. Jed fing an, blind zu feuern. Er stand mit dem Rücken zur Wand. Ich kroch in die Küche, lief dann geduckt über den Kunststoffboden zur Hintertür.
    Ich hörte, wie Jed einen Jubelschrei ausstieß. »Ich hab einen!«
    Prima. Noch vier. Weitere Schüsse. Noch schneller hintereinander. Die Wände wurden porös, drohten nachzugeben, als die Kugeln das Holz schwächten und es schließlich vereinzelt durchdrangen. Von der Hintertür sah ich, wie Jed erst einmal, gleich darauf noch ein zweites Mal getroffen wurde. Ich drehte mich um und wollte zu ihm zurücklaufen.
    »Nein!«, rief er mir zu.
    »Jed …«
    »Wagen Sie es nicht. Raus hier!«
    Ich wollte ihm helfen, erkannte aber auch, wie töricht das wäre. Es hätte ihm nichts gebracht. Es wäre einfach nur Selbstmord. Jed rappelte sich wieder auf. Er taumelte zur
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