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Ich, die Chronik

Ich, die Chronik

Titel: Ich, die Chronik
Autoren: Vampira VA
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schiefzulegen, als würde sie einer nur für sie hörbaren Stimme lauschen - und dann vornüber zu fallen und die CHRONIK unter sich zu begraben.
    *
    Landru richtete sich auf, schüttelte sich wie ein nasser Hund. Die Temperatur innerhalb der Kammer schien um mehrere Grade gefallen zu sein. An den Wänden glitzerte es wie Rauhreif. Die Fackeln waren ausgeblasen von einem Wind, der keinen natürlichen Ursprung gehabt haben konnte.
    Die Finsternis beeinträchtigte Landrus Sehen kaum. Sein Blick war auch nicht mehr getrübt, die Nachwirkungen des Schocks, der sich durch seinen Körper gepflanzt hatte, klangen bereits ab.
    Langsam ging er auf Lilith zu. Sie rührte sich nicht. Aber das, was von den zerstörten Seiten noch übrig war, umschlängelte sie wie lebendes Getier.
    Landru beobachtete beunruhigende ektoplasmische Effekte, wie er sie zum letzten Mal vor vielen Jahrhunderten im Labor eines Mannes erlebt hatte, der Guiseppe de Balsamo hieß .
    Er überwand seine Scheu und ging zu der reglos am Boden liegenden Frau, drehte sie vorsichtig, ohne erneut einen der Pergamentfetzen zu berühren, auf den Rücken.
    Für ein paar Augenblicke hielt er es für möglich, daß sie ihre Freveltat mit dem Leben bezahlt hatte. Doch dann fühlte er ihr Herz durch den Stoff des Symbionten hindurch schlagen.
    Ein weiterer Blick offenbarte ihm überdies, daß der Dolch aus Kelchmagie verschwunden war, sich rückstandslos ausgelöst hatte. Nur wenig Blut netzte Liliths Brust; die klaffende Wunde hatte sich bereits fast vollständig geschlossen.
    Auch ihre Augen waren wieder normal, wie Landru erkannte, als er die Lider kurz mit den Daumen anhob. Die Schwärze war daraus gewichen.
    Nur die Glyphen der aufgeschlagenen Blutbibel selbst strömten noch einen vagen Schimmer, einen abseitigen, finsteren Glanz aus.
    Glyphen, die Landru auch jetzt verhöhnten. Und an Anum erinnerten.
    Nona torkelte von draußen ins Dunkel. Ihr Gesicht war gespenstisch verzerrt. Die Arme ausgestreckt, tastete sie sich voran. In dieser fast vollkommenen Schwärze war sie blind wie die Tiefen.
    »Hier!« rief Landru, um ihr die Orientierung zu erleichtern. »Ich bin hier .«
    Abrupt blieb sie stehen.
    »Komm«, sagte sie tonlos. »Komm schnell und sieh es dir an .«
    Er erhob sich. Mit wenigen Schritten war er bei ihr und umklammerte ihren Arm. Sofort griff sie nach dem seinen und zog ihn in die Richtung, aus der sie gekommen war.
    »Was -?«
    Sie fiel ihm ins Wort: »Du mußt es dir ansehen! Und dann mußt du mir schwören, daß es nicht bedeutet, was ich befürchte .«
    Sie redete so wirr, daß Landru keinen weiteren Versuch unternahm, sie zu verstehen. Er führte sie schneller nach draußen, als sie selbst dazu in der Lage gewesen wäre.
    Doch schon unmittelbar hinter der Schwelle stoppte er wie vor einer Wand.
    »Siehst du jetzt, was ich meine ...?«
    Er sah. Aber er verstand nicht, was er sah.
    Der Wall um die Welt warf seinen Widerschein auf seine Netzhäute, aber Landrus Verstand setzte aus bei der Suche nach einer Erklärung, warum das Gewölbe aus Kelchmagie sich auf diese Weise über Mayab spannte: in finsterster Nacht sichtbar, weil purpur leuchtend und arhythmisch flackernd .
    »Es . zerbricht«, hörte er Nona neben sich flüstern. »Nicht wahr, diese Welt - geht unter? Ich fühle es. Und sie fühlen es auch .«
    Sie zeigte auf die Hütten aus Ziegelsteinen, aus denen die Menschen flohen.
    Menschen voller Angst.
    Menschen ohne Zukunft .
    ENDE des ersten Teils

Nachtfahrt
    Leserstory von Marc Tannous
    »Das Ding klatschte gegen meine Windschutzscheibe. Hat mich schwer ins Schleudern gebracht. Zuerst dachte ich, es wär'n Vogel oder so, aber als ich ausstieg ...«
    Die beiden Cops sahen mich an, als hätte ich den Verstand verloren - was angesichts von fünf Leichen und der haarstäubenden Geschichte, die ich ihnen auftischte, kaum verwunderlich war.
    Der verunglückte Truck und die explodierte Tankstelle taten wohl ihr übriges, den Gesetzeshütern die Nachtschicht zu vermiesen. In ihren Blicken las ich, daß sie noch immer dachten, ich hätte die Leute umgebracht und das ganze Chaos angerichtet .
    Wie, frage ich Sie, hätte ich denen auch glaubhaft versichern sollen, daß die wahre Delinquentin vor etwa zehn Minuten zu Staub zerfallen war? Ich konnte es ja selbst kaum glauben .
    *
    »Verfluchte Scheiße!«
    Ich traute meinen Augen nicht, als ich aus dem Wagen stieg und die nackte, laut vor sich hinfluchende Schönheit auf meiner Kühlerhaube fand. Die
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