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Ich, die Chronik

Ich, die Chronik

Titel: Ich, die Chronik
Autoren: Vampira VA
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begegnet. Und du selbst brauchst Landru nur anzusehen, um zu ermessen, was er auf sich genommen hat, es hierher zu schaffen.«
    Sie hat recht. Hat sie?
    Landru scheint durch seine ganz persönliche Hölle gegangen zu sein. Entsetzliches ist seinem Körper widerfahren. Aber das allein läßt noch kein neues Vertrauen in mir wachsen.
    »Wir werden sehen.« Ich fasse Nona ins Auge. »Wie lange kennen wir uns?«
    »Ich bin so alt wie dieser verborgene Ort.«
    »Werden alle Werwölfe so alt?«
    »Nein. Du und Landru, ihr gabt mir einst aus dem Kelch zu trinken - aber es war ein anderes Ritual als jenes, mit dem ihr Vampire gezeugt habt.«
    »Der Kelch!« bricht es aus mir hervor. »Immer wieder dieser Kelch! Wer gab ihn uns? Und warum gerade uns?«
    »Es steht alles in dem Buch. Auch«, Nona räuspert sich, »was der Ursprung meiner Art ist, kannst du darin lesen. Willst du?«
    Ich mache eine abweisende Handbewegung. »Später. Du wirst verstehen, wenn mich vorrangig interessiert.«
    Sie sieht nicht aus, als wollte sie es verstehen, obwohl sie das Gegenteil behauptet: »Natürlich ...«
    Mich schaudert. Irgend etwas in diesem Raum, in diesem Gebäude macht mich frieren. Ist es Nonas Nähe?
    Wir warten. Wir warten beide auf Landrus Rückkehr. Und ich könnte nicht sagen, wer von uns beiden ungeduldiger .
    * 
    Cuyo sah Landru wieder aus dem Weltenpfeiler hervortreten, nur wenige Herzschläge, nachdem er darin verschwunden war.
    Der Hohe Vater war unversehrt. Nun, jedenfalls nicht mehr versehrt als zuvor.
    So trat er auf Cuyo zu. Unwiderstehlich in seinen Bewegungen, denen zugleich etwas Unheimliches und Endgültiges anhaftete.
    Cuyo dörrte der Mund aus. Aber er war außerstande, zurückzuweichen. Liliths Keim fesselte und knebelte ihn weiterhin. Ihr Wille war es gewesen, den Kelchmeister hierher zu begleiten.
    Kaum mehr als eine Handbreit trennte sie voneinander, als Land-ru vor ihm stehenblieb - und unvermittelt zustach!
    Das Ding in seiner Hand sah aus wie ein spitzer Pfahl - aber ein Pfahl aus demselben Stoff, der zwei Schritte hinter ihm das Dach und die Wände dieser Welt stützte. Diese entsetzliche Waffe, die der Hohe Vater aus dem Pfeiler mitgebracht hatte, drang in Cuyos Brust ein - doch sie tötete ihn nicht!
    Der ehemalige Tyrann erstarrte wie zu Eis. Sein Blick wurde starr, seine Gedanken gefroren. Von einer Sekunde zur nächsten war er nicht mehr als ein lebloser Klumpen Fleisch - ein Klumpen jedoch, der noch immer auf Befehle reagieren konnte!
    »Entschuldige bitte, daß ich dich als Versuchskaninchen benutze«, höhnte Landrus Stimme, »aber ich muß mir Gewißheit verschaffen.« Er ging um Cuyo herum, stieß ihn an und beobachtete, wie der starre Körper trotzdem sein Gleichgewicht hielt.
    »Wer ist dein Herr?« fragte er dann.
    Die Stimme des Vampirs klang wie brechendes Eis, als er antwor-tete. »Lilith Eden ist meine Herrin.«
    »Gut.« Landru nickte zufrieden. »Nun aber sage ich dir: Ich bin dein Herr! Also ...?«
    »Ihr seid mein Herr.« Die Antwort kam ohne Zögern.
    Obwohl er es erwartet hatte, durchrann Landru ein leises Frösteln. Dieser Verlauf der Unterhaltung wäre unter normalen Bedingungen vollkommen unmöglich gewesen. Einen versklavten Geist erneut zu vergewaltigen, mußte eigentlich im Tod oder doch zumindest im Wahnsinn des Betroffenen enden. Und was mit Cuyo funktionierte »Also höre mir gut zu«, fuhr Landru fort. »Im Weltenpfeiler wartet der Tod auf dich. Betrittst du ihn, wirst du vergehen - für immer. Hast du das verstanden?«
    »Ich habe verstanden«, entgegnete Cuyo leidenschaftslos.
    »Dann geh hinein!« peitschte Landrus Befehl - und der ehemalige Tyrann gehorchte, ohne auch nur Anstalten zu machen, sich gegen sein Schicksal zu wehren. Die rotierende Ballung aus Magie und Wahnsinn verschlang seinen Körper, kaum daß er darin verschwunden war.
    * 
    »Er kommt!«
    Orientes Blick fand als erster, wonach sie seit Stunden suchten. Die Finsternis vermochte nicht zu verhüllen, was auf ledrigen Schwingen nahte. Wenig später landete Landru vor ihnen und verwandelte sich in die Gestalt, die sie am meisten fürchteten.
    »Es ist soweit«, sagte er.
    Atitla, die vielleicht am kühlsten nach einem Ausweg gesucht hatte, fragte: »Willst du dich uns noch einmal gnädig zeigen?«
    Landrus Gesicht blieb vollkommen unbewegt. »Nein.«
    »Also willst du uns töten? Aber was wird dann aus Mayab?« »Mayab interessiert mich nicht.«
    »Was haben wir anderes getan als das, was die Taufe uns
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