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Ich, die Chronik

Ich, die Chronik

Titel: Ich, die Chronik
Autoren: Vampira VA
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nach seinen Masken, unter denen er in dieser Zeit auf Erden wandelt und Ränke schmiedet. Lies vor, was über einen Knaben namens Gabriel in der CHRONIK vermerkt ist ...!«
    Nonas erschütterte Blicke bemerkte er nicht, denn seine Augen hingen nur an Liliths Lippen. Die geschlossen blieben!
    Ungläubig sah er zu, wie ihre Hände rasend schnell Seite um Seite des Buches wendeten - - bis keine Seite mehr übrig war.
    »Darüber steht nichts geschrieben«, sagte Lilith tonlos. Ohnmächtig vor Wut ballte Landru die Fäuste. »Die Schrift endet, als eine Frau namens Lilith Eden in den Dunklen Dom des Berges Ararat dringt und die Agrippa an sich nimmt, wonach die Heimstatt unter-geht .«
    »Wann war das?«
    »Im Juli des Jahres 1996«, erfuhr er. »Das letzte, was niedergeschrieben steht, besagt, daß ein Ruf aus dem zerstörten Dom zu einem Tempel im Himalaja erging, wo die Kinder Ninmahs über mich wachten .«
    »Mich?«
    »Die CHRONIK.«
    *
    Ich bin die Schrift aus Blut und Schmerz, aus Tod und Seelen. Ich bin die Hand, die schrieb, die Haut, die stillhielt. Ich bin .
    (Lilith?)
    . die CHRONIK.
    (Aufhören! Ich will nicht! Nicht wei-ter-le-sen!)
    »Geh noch einmal zurück«, sagt die Stimme. »Suche noch einmal nach dem Satan. Nach seinen Plänen, die nicht erst in dieser Zeit geschmiedet wurden! Er muß uralt sein, und sein Name muß nicht Gabriel lauten. Er nannte sich anders in jeder Zeit. Ich erinnere mich an - 1635. Suche nach diesem Jahr. Such nach Frankreich, nach Paris, vor dessen Toren ich im Körper des Vampirs Racoon starb .. .« 5
    Racoon.
    Ich erinnere mich. Ich bin die Chronik. Ich fühle die Hand, die den Federkiel über mich führt. Die warme Tinte auf kalter Haut.
    Racoon .
    Ich öffne den Mund, der mein Werkzeug ist, mein Sprachrohr. Ich fange an, von dem zu erzählen, nach dem ich gefragt wurde. Dem Bösen, das viele Gesichter hat, viele Masken - aber nur ein Ziel.
    Ich verrichte meinen Dienst, gebe preis, was in mir schlummert.
    Wissen. Macht. Geheimnis. Bis -
    *
    »In drei Inkarnationen konnte er sich teilen - um an drei verschiedenen Orten zugleich die Saat des Krieges und seiner Intrigen auszubringen«, las die am Boden der Kammer kniende Frau mit weit aufgerissenen Augen vor. Das Buch lag aufgeschlagen vor ihr. Die Zeichen darin erschienen Landru fremder, nichtssagender als jede Schrift, die er je zu Gesicht bekommen hatte. Seine Gefangene aber las sie, als wäre es ihre Muttersprache. Flüssig, ohne ein Stocken kamen die Worte über Liliths Lippen. »Und wenn Satan sich schließ -lich wiedervereint hatte, war er in der Lage . war er . in .«
    Liliths Stocken und Nonas Aufschrei fielen zusammen.
    Verblüfft sah Landru, wie sich der Dolch reiner Kelchmagie in Li-liths Brust mit einemmal schwarz färbte! Wie die sinnverwirrende Rotation ins Stocken kam, während Lilith immer noch regungslos da kauerte. Doch ihre Augen .
    . waren so schwarz geworden wie der Dolch!
    »Landru! Was geschieht da?« Nonas Stimme kippte fast vor Aufregung.
    »Geh!« rief Landru ihr zu. »Verlaß den Raum - schnell!«
    Er selbst blieb. Lilith fesselte seine Aufmerksamkeit, während er aus den Augenwinkeln wahrnahm, wie Nona seinen Rat befolgte, die Tür aufriß und in die dunkle Nacht hinausfloh.
    Im nächsten Moment hatte er sie vergessen.
    »Nein!« brüllte er, als er begriff, was Lilith im Begriff stand zu tun.
    Sie kniete nicht mehr vor der CHRONIK - sie hatte sich förmlich über sie geworfen und zerfetzte nun die Seite, von der sie gerade gelesen hatte!
    Ein seltsamer Laut wehte durch die Kammer. Zunächst glaubte Landru, er käme von Lilith, doch dann begriff er, daß das Buch ihn erzeugte, oder vielmehr die Seite, die Lilith gerade verstümmelte.
    Landru sprang vor und wollte sie zurückreißen. Als er sie berührte, traf es ihn wie ein elektrischer Schlag, und er prallte zurück, begriff quälend langsam, daß nicht Lilith diesen Schlag ausgeteilt hatte, sondern das Stück Pergament, mit dem er in Berührung gekommen war!
    Der Stimmenchor, der ihm bis dahin wie ein leicht erträgliches Hintergrundrauschen erschienen war, explodierte zum ohrenbetäubenden Crescendo. Landrus Augen traten aus den Höhlen. In seinem Schädel tobte ein geistiger Orkan. Nur verschwommen sah er, wie Lilith in der CHRONIK blätterte, als suchte sie nach einer bestimmten Stelle - und dann noch eine Seite herausriß, zerfetzte .
    . schließlich die dritte .
    . um dann übergangslos in ihrer sinnlosen Zerstörungswut innezuhalten, den Kopf
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