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Ich bin Zlatan Ibrahimović

Ich bin Zlatan Ibrahimović

Titel: Ich bin Zlatan Ibrahimović
Autoren: Lagercrantz David
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er ging zu Boden, völlig idiotisch von mir. Ich geb’s zu.
    Aber es war ein Reflex und nichts anderes, und ich wünschte, ich hätte eine bessere Erklärung. Ich habe keine. Fußball ist ein Kampfspiel. Du wirst angegriffen, und du gibst zurück, und manchmal gehst du zu weit, ohne dass du weißt, warum. Ich habe es oft gemacht. Über die Jahre habe ich viel gelernt. Ich bin nicht mehr der Wahnsinnige vom Malmö FF , aber ich werde die Sache nie ganz los. Mein Siegerschädel hat eine Kehrseite. Ich raste aus, und damals gegen Bari sah ich die Rote Karte. Rote Karten können jeden wütend machen. Aber ich ging direkt vom Platz, ohne ein Wort zu sagen. Cassano erzielte kurz darauf den Ausgleich. Das war ein Trost. Aber ich wurde gesperrt, nicht nur für das nächste Spiel gegen Palermo, sondern auch für das neue Derby gegen Inter.
    Die Führung des AC Mailand versuchte, Protest einzulegen. Es gab eine Menge Theater um die Sache. Aber es ging nicht, und das war echt dämlich. Doch ich nahm es nicht mehr so tragisch wie früher, das stimmt. Da half die Familie. Du kannst dich nicht mehr hängen lassen. Die Kinder kommen dazwischen. Aber der Fluch nahm kein Ende. Gegen Fiorentina spielte ich wieder, und es sah danach aus, als sollte ich mich beherrschen. Wir führten, und es waren nur noch wenige Minuten zu spielen. Da bekam ich einen Einwurf gegen mich. Ich wurde wütend und schrie dem Linienrichter zu »vaffanculo!« , leck mich am Arsch, und das war selbstverständlich nicht gut, und schon gar nicht, wenn man daran dachte, was gegen Bari passiert war. Aber hört mir au f ! Wart ihr mal auf dem Platz? Die Leute sagen die ganze Zeit vaffanculo und Dinge in der Art. Dafür werden sie nicht vom Platz gestellt. Sie werden nicht für mehrere Spiele gesperrt. Die Schiedsrichter lassen es durchgehen, zumindest meistens.
    Da draußen werden unentwegt grobe Worte geschrien. Aber ich war Ibra. Der AC Mailand war der AC Mailand. Wir führten die Liga an. Es lag Politik darin. Man sah eine Chance, uns abzustrafen. Ich wurde für drei Spiele gesperrt. Es sah danach aus, als ob diese idiotische Geschichte uns die Meisterschaft kosten könnte, und der Klub tat alles, um die Situation zu retten. Wir erfanden eine Ausrede. Wir sagten, ich hätte mich selbst beschimpft. Wir waren ja gezwungen, zurück zu fighten:
    »Er hat sich über seine eigenen Fehler im Spiel geärgert. Er hat zu sich selbst gesprochen.«
    Aber ehrlich gesagt, das war Unsinn, es tut mir leid! Andererseits war die Strafe lächerlich hart. Vaffanculo ? Es war bescheuert von mir. Dennoch war es nichts. Als Schimpfwort ist vaffanculo nicht besonders grob. Ich habe schlimmere Dinge gehört, das könnt ihr mir glauben. Aber es war, wie es war. Ich musste die Lage akzeptieren und erntete viel Spott und einen satirischen Preis von einem Fernsehsender, Tapiro d’Oro hieß er, Goldenes Tapir. So läuft das Spiel. Du wirst bejubelt. Du wirst versenkt. Ich war es gewöhnt.
    In der Tabelle war Neapel auf den zweiten Platz hochgerückt und lag jetzt unmittelbar vor Inter – Neapel, das seine Glanzzeit in den Achtzigerjahren hatte, als Maradona für den Klub spielte, das aber danach alle möglichen Schwierigkeiten gehabt hatte und erst jetzt wieder in Topform war.
    Wir hatten drei Punkte Vorsprung, aber es waren noch sechs Spiele zu absolvieren, und für drei davon war ich gesperrt. Es war Scheiße, und dennoch: ich bekam Gelegenheit, mich zu erholen und über mein Leben nachzudenken. Ich arbeitete an diesem Buch. Ich wurde gezwungen, mich zu erinnern, und dabei ging mir auf, ich war nicht direkt ein Musterknabe. Ich habe nicht immer die richtigen Dinge gesagt, und ich nehme die Verantwortung für alles auf mich. Ich schiebe nichts auf andere.
    Und doch, es gibt viele wie mich da draußen, Jungen und Mädchen, die kritisiert werden, weil sie nicht wie alle anderen sind, und klar, manchmal müssen sie kritisiert werden. Ich glaube an Disziplin. Aber was mich ärgert, das sind all jene Trainer, die sich selbst nie bis zur Spitze durchgekämpft haben und die trotzdem so sicher sind: Wir machen es so und nicht anders. Das ist so engstirnig. So dumm!
    Es gibt tausend Wege, die man gehen kann, und ein Weg, der etwas unüblich und abweichend ist, kann oft der bessere sein. Ich hasse es, wenn Menschen, die sich vom Normalmaß unterscheiden, kleingemacht werden. Wäre ich nicht anders gewesen, säße ich nicht hier, und ich meine wohlgemerkt nicht: Seid wie ich. Versucht wie Zlatan zu
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