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Ich bin Zlatan Ibrahimović

Ich bin Zlatan Ibrahimović

Titel: Ich bin Zlatan Ibrahimović
Autoren: Lagercrantz David
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eins. Niemand hatte unseren Konflikt aus dem Spiel gegen Lazio vergessen, und ich wusste natürlich, dass es Buhrufe und Einschüchterungen geben würde. Aber Herrgott, das gehört dazu.
    Ich war auch nicht der erste Inter-Spieler, der beim AC Mailand unterschrieben hatte. Ich befand mich in guter Gesellschaft. Ronaldo kam 2007 zum AC , und da verteilten die Inter-Ultras Pfeifen, um ihn zu stören. Die Spiele zwischen Inter und dem AC Mailand, das Derby della Madonnina, lassen immer die Emotionen hochkochen, und unterschwellig spielen auch Politik und Mist eine Rolle. Die Rivalität ist enorm.
    Es ist wie Real gegen Bar ç a in Spanien, und ich erinnere mich an die Spieler im Stadion. Es war auf ihren Gesichtern zu sehen. Dies hier war groß. Es war wichtig. Wir lagen auf dem ersten Tabellenplatz, und ein Sieg würde viel bedeuten. Der AC hatte das Derby mehrere Jahre nicht gewonnen. Inter hatte in jenem Jahr auch die Champions League gewonnen. Inter hatte dominiert. Aber falls … falls wir gewinnen würden, wäre ein Machtwechsel möglich, und vor dem Stadion hörte man das Gebrüll und die dröhnende Musik aus den Lautsprechern. Es lagen Hass und Volksfeststimmung zugleich in der Luft, und ich war nicht direkt nervös.
    Ich war nur motiviert bis in die Haarspitzen. Ich saß da und rutschte auf meinen Sitz hin und her, um sofort auflaufen und kämpfen zu können. Aber ich wusste selbstverständlich auch, dass du vor Adrenalin nur so sprühen kannst, und trotzdem kommst du überhaupt nicht ins Spiel und erreichst nichts. Du weißt es nicht vorher, und ich erinnere mich noch gut an den Spielbeginn und das Dröhnen dort in San Siro. Du gewöhnst dich nie richtig daran. Es kocht um dich herum, und gleich nach dem Anpfiff köpfte Seedorf übers Tor. Das Spiel wogte hin und her.
    In der fünften Minute erhielt ich auf der rechten Seite einen Ball. Ich dribbelte in den Strafraum, und Materazzi stand mir auf den Füßen, als wollte er mir von vornherein klarmachen: Du entgehst mir nicht, warte nur! Aber er beging einen Fehler. Er riss mich um, und ich ging zu Boden und dachte sofort: Ist es ein Elfer? Ist es ein Elfer?
    Es müsste einer sein, aber ich wusste es nicht. Es herrschte ein heilloses Getöse, und alle Inter-Spieler breiteten natürlich die Arme aus, nach dem Motto: Das war doch nie und nimmer ein Elfer! Aber der Schiedsrichter lief zum Elfmeterpunkt, und ich atmete tief durch. Ich sollte ihn schießen, und man kann sich ja denken, was ich fühlte. Hinter mir war meine Mannschaft, und was sie dachten, war klar: Hau ihn rein, Ibra! Hau ihn um Gottes willen rein!
    Vor mir waren das Tor und der Torwart und hinter ihnen die Ultras von Inter. Sie tobten, buhten und schrien. Sie taten alles, um mich aus dem Konzept zu bringen, und einige richteten Laserpointer auf mich. Ich bekam grünes Licht ins Gesicht, und Zambrotta wurde wütend. Er ging zum Schiedsrichter:
    »Sie stören Ibra! Sie blenden ihn!«
    Aber was sollte man tun? Man konnte ja nicht die ganze Tribüne absuchen. Trotzdem war ich voll konzentriert. Sie hätten mich mit Fernlicht und Scheinwerfern anstrahlen können. Ich wollte nur an den Ball und schießen, und diesmal wusste ich genau: Er sollte in die vom Torwart aus gesehen rechte Ecke, und ich stand ein paar Sekunden still, und natürlich, irgendwo in mir piekte es: Ich war dazu verdammt, ihn zu verwandeln. Ich hatte die Saison damit begonnen, einen Elfmeter zu verschießen. Das durfte nicht noch einmal passieren. Aber ich durfte nicht daran denken. Du darfst nie zu viel denken auf dem Platz. Du sollst nur spielen, und ich lief an und schoss.
    Ich schoss genau so, wie ich es mir gedacht hatte, und er saß, und ich hob die Arme und blickte den Ultras geradewegs in die Augen, mit der Botschaft: Eure dämlichen Tricks funktionieren bei mir nicht.
    Ich bin stärker, als ihr glaubt, und ich muss sagen, als die ganze Arena dröhnte und ich auf der großen Anzeigetafel »Inter – AC Milan, 0:1, Ibrahimović« las, war das ein gutes Gefühl. Da war ich wieder zurück in Italien.
    Doch das Spiel war noch nicht viele Minuten alt, und der Kampf wurde härter. In der sechzigsten Minute verloren wir Abate durch Platzverweis, und mit zehn Mann gegen Inter zu bestehen ist kein Kinderspiel. Wir kämpften wie die Löwen. Materazzi hing an mir wie ein Blutegel, und bei einem Zweikampf prallte ich mit ihm zusammen, und er ging zu Boden. Ich hatte das nicht beabsichtigt, aber er blieb liegen, und Ärzte und alle
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