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Ich bin verliebt in deine Stimme

Ich bin verliebt in deine Stimme

Titel: Ich bin verliebt in deine Stimme
Autoren: Heinz G. Konsalik
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…«
    »Mein Herr«, wurde er unterbrochen, »wir müssen dieses Gespräch, das schon viel zu lange dauert, beenden. Mein Klappenschrank glüht. Zehntausend Berliner wollen mit der halben Welt verbunden werden. Ich darf sie nicht noch länger warten lassen. Sie wissen ja aus eigener Erfahrung, wie sehr das dazu führen kann, daß einem der Kragen platzt. Deshalb jetzt bitte schnell die Nummer in Hamburg, die Sie wünschen …«
    Petermann nannte sie ihr und fügte hinzu: »Es ist die vom Hotel Continental, in dem ein Don José del Castello abgestiegen ist. Lassen Sie sich mit ihm verbinden, und geben Sie mir dann das Gespräch!«
    »Tut mir leid, mit dem Herrn müssen Sie sich vom Empfang selbst verbinden lassen. Von mir bekommen Sie nur das Hotel.«
    »Aber …«
    »Legen Sie einstweilen auf.«
    Weg war die Stimme, deren Wandlungsfähigkeit ihn in Erstaunen versetzt hatte.
    »Hallo, Fräulein …«
    Die Stimme meldete sich nicht mehr.
    Petermann legte zögernd den Hörer auf die Gabel, ließ sich von der Schreibtischkante rutschen und nahm in seinem Sessel Platz. Castello war ein südamerikanischer Modekaufmann, der sich darauf verlegt hatte, mit Modellen aus Europa Gewinn zu machen. Mit dem ›chic‹ in Berlin bestand die Geschäftsverbindung noch nicht lange.
    Ralf Petermann blätterte noch einmal die Entwürfe seiner Assistentin durch, ohne mit seinen Gedanken bei der Sache zu sein. Vielmehr sagte er sich: Auf den Montag folgt der Freitag … Mann, und der gleiche Idiot muß ich in ihren Augen gewesen sein! Hat sie mir ja mehr oder minder deutlich zu verstehen gegeben. Eigentlich eine Frechheit von der. Bin ich Kunde der Post, oder verhält sich's umgekehrt? Na also! Wenn sich das eine meiner Näherinnen herausnehmen würde – ganz egal gegen wen –, der würde ich Benehmen beibringen!
    Es klopfte.
    »Herein!«
    Die Tür ging auf. Es erschien ein rundlicher Mann, ungefähr im Alter des Modeschöpfers.
    »Sonne meines Lebens!« rief er mit ausgestreckten Händen. »Laß dich begrüßen!«
    Der Besucher hieß Peter Mann und war Reporter. Der Modeschöpfer und er hatten sich im Wannsee-Schwimmbad kennengelernt. Dem Zufall, daß sich Ralfs Familiennamen mit dem vollen Namen des Zeitungsmenschen deckte, war eine rasch wachsende Freundschaft zwischen den beiden entsprungen. Äußerlich total verschieden, glichen die beiden sich darin, unter keinen Umständen eine sogenannte feste Bindung eingehen zu wollen. Peter Mann, der Reporter, war, wie gesagt, rundlich, besaß schwarzes Haar und maß noch keine einssiebzig; er war also das extreme Gegenteil von Ralf Petermann. Trotzdem fand auch er bei den Mädchen, sooft er eines nötig hatte, Anklang. Dies war wohl auf seinen Charakter zurückzuführen, den man am besten beschrieb, wenn man sagte, daß Peter Mann rundum ein ›netter Kerl‹ war. Am angenehmsten unter seinen positiven Charaktereigenschaften machte sich eine immerwährende Fröhlichkeit bemerkbar.
    »Ich muß dich nicht fragen, wie's dir geht«, meinte Ralf, der Modeschöpfer, nachdem die zwei einen kräftigen Händedruck ausgetauscht hatten.
    »Prächtig, Ralf, mein Blatt gedenkt die Nase ins momentane Berliner Nachtleben zu stecken.«
    »Und? Was heißt das?«
    »Die Nase bin ich.«
    »Wenn ich dich richtig verstehe«, schmunzelte Petermann, »beabsichtigt ihr, eine entsprechende Reportage zu starten. Das Material dazu sollst du herbeischaffen.«
    »Absolut richtig! Du kannst mir gratulieren!«
    »Ich tue das, denn ich sehe, daß dir dieser Auftrag weit besser zusagt als der im vergangenen Monat.«
    »Du besitzt das Zartgefühl, auf meine mühsamen Recherchen bezüglich der Tätigkeit der Berliner Bahnhofsmission anzuspielen?«
    »So ist es.«
    »Daran erkennt man wahre Freundschaft.«
    Das Lachen der beiden wurde vom Läuten des Telefons unterbrochen. Ralf hob ab. Wieder war die melodische Mädchenstimme am Apparat und sagte: »Sie haben Pech, mein Herr.«
    »Wieso?«
    »Nach Hamburg durchzukommen ist im Moment leider nicht möglich. Eine größere technische Störung, wissen Sie. Man ist aber bemüht, dieselbe in Kürze zu beheben. Sobald das geschehen ist, hören Sie wieder von mir.«
    »Danke.«
    »Bitte.«
    »Fräulein …«
    Keine Antwort mehr.
    »Abgehängt«, sagte Petermann zu sich selbst, blickte dann seinen Freund an. »Die machen mich heute noch wahnsinnig. Seit Stunden kämpfe ich um eine Verbindung nach Hamburg – vergebens.«
    ›Stunden‹ war übertrieben, aber lange genug ärgerte Ralf
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