Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich bin verliebt in deine Stimme

Ich bin verliebt in deine Stimme

Titel: Ich bin verliebt in deine Stimme
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Und noch eines: Reservieren Sie mir, wenn ich wieder einmal nach Hamburg muß, auf keinen Fall mehr ein Zimmer im Continental. Die sind für mich gestorben. Wie die mit mir geredet haben, das war einfach …«
    Er verstummte, ballte zornig die Faust und sagte noch einmal: »Rufen Sie mir die Kühnemann!«
    Edith Kühnemann war seine Assistentin.
    »Ihre Entwürfe«, empfing er sie, »habe ich mir gestern abend zu Hause noch angesehen. Wie viele waren es doch im ganzen?«
    »Elf.«
    Er nickte.
    »Zehn davon können Sie wegwerfen bzw. habe ich schon weggeworfen. Schade fürs Papier! Besonders die zwei Wintermodelle waren eine einzige Katastrophe, die hätten eher für die Sahara getaugt oder … was ist los? Flennen Sie doch nicht!«
    Tränen waren ihr in die Augen gestiegen. Sie konnte nicht sofort antworten.
    »Nun warten Sie doch«, fuhr er nach einer Weile fort, »zu einem Ihrer Entwürfe komme ich ja nun. Leider habe ich vergessen, ihn mitzubringen. Er liegt bei mir zu Hause. Jedenfalls ist er …«
    Verstummend und die Augen schließend, küßte sich der große Meister die Fingerspitzen. »… ein Gedicht«, schloß er. »Ein Traum.«
    Die Tränen verschwanden im Nu, als hätte es sie nie gegeben.
    »Es würde mich interessieren, Edith, an welcher Stelle der Kollektion Sie diesen Entwurf gemacht haben. Als elften und letzten? Oder als ersten? Oder in der Mitte?«
    »Ich weiß doch gar nicht, welchen Sie meinen.«
    »Das zauberhafte Kostümchen natürlich, das braune, das aber meiner Ansicht nach auch jede andere gedeckte Farbe verträgt.«
    »Das war, glaube ich, mein vorletzter Entwurf – ja, der zehnte.«
    »Dann schenken Sie sich künftig die ersten neun und beginnen gleich mit dem zehnten, Edith.«
    Ein uralter Witz, der aber nicht umzubringen ist. Ein Mann wie Ralf Petermann hätte sich eigentlich zu schade für so etwas sein müssen.
    Das Telefon läutete. Ungewöhnlich war das nicht. In jeder Firma, die über Wachstum nicht zu klagen hat, läuten ununterbrochen die Telefone. Ralfs Freund Peter war am Apparat.
    »Ralf«, begann er, »ich hatte dir doch versprochen, heute entweder bei dir vorbeizukommen oder anzurufen.«
    »Ja.«
    »Und nun rufe ich dich an.«
    »Mann, ja, nun rufst du mich an! Das heißt wohl, daß du nicht vorbeikommst?«
    »He, warum so grantig? Welche Laus ist dir über die Leber gelaufen?«
    »Keine. Weshalb hast du keine Zeit?«
    »Wäre es denn so wichtig, daß ich bei dir vorbeikäme?«
    »Wo bist du momentan?«
    »Zu Hause. Eben erst aufgestanden. Habe mir die Nacht um die Ohren geschlagen. Meine Reportage, du weißt doch. Warum fragst du?«
    »Ich könnte zu dir kommen.«
    »Lieber nicht«, meinte der Zeitungsmensch erschrocken. »Bei mir sieht's furchtbar aus. Meine Zugehfrau liegt seit sieben Wochen mit Angina im Bett.«
    »Seit sieben Wochen? Mit Angina.«
    »Eher mit Albrecht, willst du wohl sagen? Oder mit Franz. Weiß der Teufel, wie der Kerl heißt. Jedenfalls bin ich gewissermaßen das Opfer des Betreffenden geworden.«
    »Ich müßte dringend mit dir reden.«
    »Na schön«, seufzte Peter, »dann komme ich doch auf einen Sprung bei dir vorbei. Eigentlich wollte ich ja noch ein Stündchen pennen. Das kostet dich aber einen Cognac.«
    »Einen doppelten.«
    Der Modeschöpfer legte auf und blickte seine Assistentin an, die sich inzwischen eine Zigarette angezündet hatte.
    »Edith«, sagte er, »wo waren wir stehengeblieben?«
    »Bei meinem Kostümentwurf.«
    »Der Ihr zehnter war, richtig. Hätten Sie Lust, mit meinem Freund einmal essen zu gehen?«
    »Mit wem?« stieß die Assistentin überrascht hervor. Sie errötete. Natürlich hatte sie Lust, essen zu gehen – aber nur mit einem, und ausgerechnet der fragte sie, ob sie Lust hätte, mit einem Freund von ihm essen zu gehen. Er wiederholte dies sogar.
    »Mit meinem Freund, Edith. Ein furchtbar netter Kerl. Wenn ich ein Mädchen wäre, gäb's für mich keinen anderen.«
    Du bist aber kein Mädchen, dachte sie, Gott sei Dank nicht. Und wieder läutete das Telefon. Diesmal war es aber nur ein Vertreter, der seinen Besuch für den nächsten Tag ankündigte.
    »Edith«, fuhr Ralf anschließend fort, »was sehen Sie mich so merkwürdig an? Liegen Ihnen etwa die zehn Entwürfe noch im Magen, die ich wegwerfen mußte. Ich mußte sie wegwerfen, glauben Sie mir«, bekräftigte er. »Nur so lernen Sie etwas. Im übrigen möchte ich Ihnen bei dieser Gelegenheit sagen, daß ich durchaus zufrieden mit Ihnen bin. Zehn schlechte Entwürfe
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher