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Ich bin o.k. – Du bist o.k. • Wie wir uns selbst besser verstehen und unsere Einstellung zu anderen verändern können. Eine Einführung in die Transaktionsanalyse

Ich bin o.k. – Du bist o.k. • Wie wir uns selbst besser verstehen und unsere Einstellung zu anderen verändern können. Eine Einführung in die Transaktionsanalyse

Titel: Ich bin o.k. – Du bist o.k. • Wie wir uns selbst besser verstehen und unsere Einstellung zu anderen verändern können. Eine Einführung in die Transaktionsanalyse
Autoren: Thomas A. Harris
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wieder im Laufe der Geschichte bewiesen, wie immer dieses Gute auch definiert wurde. Moses sah das Gute vor allem als Gerechtigkeit, Plato im Wesentlichen als Weisheit und Jesus im Kern als Liebe; doch sie alle stimmten darin überein, dass die Tugend, wie immer sie verstanden werden mochte, ständig von etwas in der menschlichen Natur unterminiert wurde, was mit etwas anderem im Streit lag. Aber um was handelte es sich auf der einen wie auf der anderen Seite?
    Als Sigmund Freud um die Jahrhundertwende mit seinen bahnbrechenden Arbeiten hervortrat, wurde diese Frage neu aufgerollt. Der Wiener Nervenarzt ging das Problem mit naturwissenschaftlichen Methoden an. Sein grundlegend neues Konzept war die Theorie: der Kampf der gegnerischen Kräfte wird
im Unbewussten
ausgetragen. Die gegnerischen Kräfte erhielten probeweise Namen. Das Über-Ich bekam die Rolle des Zensors, der das Es (das Reservoir der triebhaften psychischen Energie) seiner Kontrolle unterwerfen will, während das Ich als Mittler zwischen beiden im «aufgeklärten Selbst-Interesse» der ganzen Person auftritt.
    Freud hat eine großartige Pioniertat vollbracht, indem er die theoretischen Grundlagen schuf, auf denen wir heute aufbauen. Für dieses bleibende Verdienst sind wir ihm zu tiefem Dank verpflichtet. Im Laufe der Jahre haben Theoretiker und Kliniker seine Theorien weiterentwickelt, systematisiert und ergänzt. Doch die «Kräfte im Inneren» entschlüpfen nach wie vor dem sicheren Begreifen. Die Literatur über Psychoanalyse schwillt mehr und mehr an, auf die Bücher legt sich der Staub, schon entsteht eine unübersehbare Sekundärliteratur, und trotzdem: all diese Anstrengungen haben anscheinend das wesentliche Ziel nicht erreicht, nämlich den Menschen bei der Lösung ihrer Probleme zu helfen, um die es der ganzen Psychoanalyse eigentlich geht.
    Als ich mir vor Jahren den Film
‹Wer hat Angst vor Virginia Woolf?›
ansah, hörte ich am Schluss der Vorstellung beim Hinausgehen, wie einige Zuschauer ihren Gefühlen Luft machten mit Kommentaren wie: «Jetzt hab ich aber wirklich die Nase voll!», «Da geht man nun ins Kino, um sich ein paar schöne Stunden zu machen, und dann zeigen die einem das Mieseste vom Miesen», «Ich möchte wissen, warum man solche Sachen überhaupt in der Öffentlichkeit breittreten will», «Also ich hab von alldem gar nichts verstanden, wahrscheinlich kommt man hinter das Ganze nur, wenn man Psychologie studiert hat». Ich hatte den Eindruck, dass viele Zuschauer sich fragten, wovon der Film eigentlich handelte. Sie fühlten wohl irgendwie, dass die Geschichte einen tieferen Sinn haben müsse, aber sie konnten ihn nicht entziffern. Sie wussten nicht, was sie daraus ableiten sollten für ihr eigenes Leben, etwas, das ihnen selber Aufschluss gäbe über die geheime Regie ihrer privaten Dramen.
    Wir lassen uns gehörig imponieren von solchen Formulierungen wie Freuds Definition der Psychoanalyse als einer dynamischen Konzeption, die das psychische Geschehen reduziere auf das Wechselspiel zwischen triebhaft drängenden und verdrängend kontrollierenden Kräften. Eine solche Definition und ihre unzähligen Verfeinerungen und Variationen mögen ihren Sinn haben – für die Eingeweihten. Aber welchen Sinn haben sie für die, um die es bei der Psychoanalyse in erster Linie geht, für die Menschen, die leiden?
    George und Martha in Edward Albees Stück
‹Wer hat Angst vor Virginia Woolf?›
werfen sich knallharte, blutwarme und zotenstrotzende Sätze an den Kopf, die mitten ins Schwarze treffen und einfach sitzen. Es fragt sich nun, ob wir Therapeuten mit George und Martha genauso treffsicher und «hautnah» sprechen können über die Gründe, warum sie so handeln, wie sie es tun, und warum sie so leiden, wie sie tatsächlich leiden. Wie kommen wir dahin, dass unsere Worte nicht nur wahr sind, sondern auch wirklich helfen, weil man sie nämlich verstehen kann? «Was der da sagt, sind böhmische Dörfer für mich. Ich weiß überhaupt nicht, wovon die Rede ist», diese Einstellung haben viele Menschen gegenüber dem Fachmann für Psychologie. Wenn man esoterische psychoanalytische Theorien in einer noch esoterischeren Terminologie ausdrückt, dann kann man nicht erwarten, damit das Leben der Menschen auch nur im Geringsten durchschaubarer zu machen für sie. Dieses Dilemma hat zur Folge, dass der Laie (die Milliardenmehrheit der Nichtfachleute!) seine Lebensweisheiten meist nur in läppischem Geschwafel zum Ausdruck bringt und
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