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Ich bin o.k. – Du bist o.k. • Wie wir uns selbst besser verstehen und unsere Einstellung zu anderen verändern können. Eine Einführung in die Transaktionsanalyse

Ich bin o.k. – Du bist o.k. • Wie wir uns selbst besser verstehen und unsere Einstellung zu anderen verändern können. Eine Einführung in die Transaktionsanalyse

Titel: Ich bin o.k. – Du bist o.k. • Wie wir uns selbst besser verstehen und unsere Einstellung zu anderen verändern können. Eine Einführung in die Transaktionsanalyse
Autoren: Thomas A. Harris
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überschatten oder erhellen.

Der Gehirnchirurg mit der Sonde
    Wer die Richtigkeit einer Hypothese nachweisen will, muss empirisch abgesicherte Beweise dafür vorlegen. Bis vor kurzem gab es kaum genug bewiesene Auskünfte darüber, wie sich der Erkenntnisprozess im Gehirn abspielt, wie im Einzelnen die zwölf Milliarden Zellen des Gehirns arbeiten, wenn sie Erinnerungen speichern, und welche Zellen an diesem Vorgang beteiligt sind. Wie viel Erinnerung bleibt erhalten? Kann sie verschwinden? Arbeitet das Gedächtnis generalisierend oder spezialisierend? Warum lassen sich einige Gedächtnisinhalte leichter abrufen als andere?
    Zur Beantwortung dieser Fragen werden, zunächst theoretisch, Hypothesen aufgestellt, die es nun zu verifizieren gilt. Ein anerkannter Forscher auf diesem Gebiet ist Wilder Penfield, Neurochirurg an der Universität Montreal. Seit 1951 hat er aufschlussreiche Versuche ausgewertet, mit denen er die Hypothesen empirisch bestätigen oder korrigieren konnte. [1]
    Penfield hatte Patienten mit Jackson-Epilepsie zu behandeln. Dabei handelt es sich um eine Sonderform der Epilepsie mit motorischen und sensiblen Anfällen, die von einem umschriebenen Krankheitsherd im Gehirn verursacht werden. Im Verlauf der operativen Eingriffe unternahm Penfield eine Reihe von Versuchen, bei denen er die Großhirnrinde des Schläfenlappens durch eine galvanische Sonde mit schwachen elektrischen Strömen reizte. Die Reaktionen auf diese Reizung hat Penfield untersucht und die Versuchsergebnisse mehrerer Jahre gesammelt. Der Patient war bei diesen Eingriffen an seiner Großhirnrinde nur örtlich betäubt, im Übrigen aber bei vollem Bewusstsein und konnte mit Penfield sprechen. Die Aussagen der Versuchspersonen lösten Überraschung aus.
    Dieses Buch ist ein praktischer Leitfaden der Transaktions-Analyse und keine fachwissenschaftliche Abhandlung. Ich möchte betonen, dass Penfields Arbeiten hier nur deswegen dargestellt werden, weil sie die wissenschaftliche Grundlage bilden, auf der alles Folgende aufgebaut ist. Im Übrigen bleibt der Ausflug in die Fachwissenschaft auf dieses erste Kapitel beschränkt. Penfields Experimente lassen den gesicherten Rückschluss zu, dass unser Gehirn alles, was unser Bewusstsein jemals registriert, genau aufzeichnet und so speichert, dass es jederzeit abgerufen werden kann. Es empfiehlt sich vielleicht, die nächsten Seiten gründlich und mehr als einmal zu lesen, damit die Bedeutung der Befunde von Penfield ganz klar wird.
    Penfield entdeckte, dass der Reiz, den er mit der Sonde auf eine bestimmte Geweberegion der Großhirnrinde ausübte, Informationen hervorrief, die nachweislich der Erinnerung des Patienten entstammten. Penfield fährt fort: «Der auf diese Weise in Gang gesetzte psychische Prozess bricht ab, sobald die Elektrode entfernt wird, kann sich aber wiederholen, wenn die Elektrode wieder angesetzt wird.» Er bringt dafür einige Beispiele.
    Der erste Fall war S. B. Die Stimulation bei Punkt 19 in der ersten Windung des rechten Schläfenlappens veranlasste ihn zu der Äußerung: «Da war ein Klavier, und jemand spielte. Ich konnte das Lied hören.» Als der Punkt ohne Vorankündigung wieder stimuliert wurde, sagte er: «Jemand spricht mit einem anderen», und er nannte einen Namen, doch ich konnte ihn nicht verstehen … es war genau wie ein Traum. Der Punkt wurde zum dritten Mal stimuliert, wieder ohne Ankündigung. Da bemerkte er spontan: «Ja,
‹O Marie, o Marie!› –
jemand singt es.» Als der Punkt ein viertes Mal stimuliert wurde, hörte er dasselbe Lied und erklärte, das sei die Erkennungsmelodie einer bestimmten Radiosendung.
    Als Punkt 16 stimuliert wurde, sagte er, während die Elektrode angesetzt war: «Etwas bringt eine Erinnerung zurück. Ich kann Seven-Up Bottling Company sehen … Harrison Bakery.» Er wurde dann gewarnt, dass er stimuliert werde, doch die Elektrode war nicht angesetzt. Er antwortete: «Nichts.»
    Als in einem anderen Fall, dem von D. F., ein Punkt an der Oberfläche des rechten Schläfenlappens […] stimuliert wurde, hörte die Patientin einen bestimmten Schlager, als würde er von einem Orchester gespielt. Wiederholte Stimulationen ließen dieselbe Musik anklingen. Während die Elektrode angesetzt blieb, summte die Patientin die Melodie, Strophe und Refrain, und begleitete so die Musik, die sie hörte.
    Der Patient L. G. wurde veranlasst, «etwas», wie er sagte, zu erleben, was ihm früher geschehen war. Die Stimulation eines
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