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Ich Bin Gott

Titel: Ich Bin Gott
Autoren: Giorgio Faletti
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den Hörer hin.
    » Es ist für Sie.«
    Vivien trat näher, nahm den Hörer und legte ihn ans Ohr, als hätte sie eine solche Bewegung noch nie gemacht.
    » Ja, bitte?«
    Die Stimme, die sie vernahm, war eine der bekanntesten der Welt.
    » Guten Tag, Ms. Light. Mein Name ist Stuart Bredford, und man munkelt, ich sei der Präsident der Vereinigten Staaten.«
    Vivien zügelte ihren Impuls zu salutieren, doch ihre Gefühle konnte sie nicht zügeln.
    » Es ist mir eine Ehre, mit Ihnen sprechen zu dürfen, Sir.«
    » Die Ehre ist ganz meinerseits. Doch zuallererst erlauben Sie mir bitte, Ihnen mein tiefstes Beileid dafür auszusprechen, dass Sie Ihre Schwester verloren haben. Mit dem Tod eines lieben Menschen verschwindet immer auch ein Stück von uns selbst, und die Lücke lässt sich niemals ganz schließen. Ich weiß, dass Sie sehr eng miteinander verbunden waren.«
    » Ja, Sir. Sehr.«
    Vivien fragte sich, wie er wohl von Gretas Tod erfahren haben mochte. Dann rief sie sich ins Gedächtnis, dass er schließlich der Präsident der Vereinigten Staaten war. Er würde über alles und jeden innerhalb kürzester Zeit Informationen bekommen.
    » Umso mehr gereicht es Ihnen zur Ehre, dass Sie trotz Ihrer Trauer eine grandiose Leistung vollbracht haben. Sie haben Hunderte von Menschen vor dem sicheren Tod bewahrt.«
    » Ich habe meine Arbeit getan, Sir.«
    » Genau dafür danke ich Ihnen, in meinem und im Namen all dieser Menschen. Und jetzt bin ich an der Reihe, meine Arbeit zu machen.«
    Eine Pause.
    » Zunächst einmal garantiere ich Ihnen, dass trotz allem, was passiert ist, das Joy nicht schließen wird. Das ist eine Verpflichtung, die ich jetzt und hier übernehme. Präsidentenehrenwort.«
    Vivien sah wieder die Gesichter der Jugendlichen an sich vorbeiziehen und die Verunsicherung, die darin gelegen hatte, als sie in den Bus gestiegen waren. Das Wissen, dass sie wieder ein Zuhause haben würden, war eine große Beruhigung.
    » Das ist ganz wunderbar, Sir. Diese jungen Menschen werden sehr glücklich sein.«
    » Und was Sie betrifft, habe ich noch eine Frage.«
    » Bitte, Sir.«
    Eine kleine Pause, vielleicht dachte er nach.
    » Haben Sie am vierten Juli schon etwas vor?«
    » Wie bitte, Sir?«
    » Ich möchte Sie für die Goldmedaille des Kongresses vorschlagen. Die Ehrung findet am vierten Juli hier in Washington statt. Könnten Sie sich vorstellen, sich an diesem Datum freizunehmen?«
    Vivien lächelte, als könnte der Mann am anderen Ende der Leitung sie sehen.
    » Ich werde jede andere Verpflichtung absagen.«
    » Sehr gut. Sie sind ein großartiger Mensch, Vivien.«
    » Sie ebenfalls, Sir.«
    » Ich bin noch vier Jahre Präsident. Sie werden zum Glück ihr Leben lang bleiben, wie Sie sind. Bis bald, meine Freundin.«
    » Danke, Sir.«
    Die Stimme verschwand, und Vivien blieb neben dem Schreibtisch stehen, ohne zu wissen, was sie tun oder sagen sollte. Sie legte das Telefon wieder auf die Station und blickte sich um. Den Gesichtern der Anwesenden war die Neugierde anzusehen, aber sie hatte keinerlei Lust, sie zu befriedigen. Dies war ihr ganz persönlicher Moment, und den wollte sie nach Möglichkeit mit niemandem teilen.
    Ein Klopfen an Tür kam ihr zu Hilfe.
    Der Bürgermeister drehte sich um.
    » Herein!«
    Ein etwa dreißigjähriger Mann schaute durch den Türspalt.
    » Was ist, Trent?«
    » Es gibt da etwas, das Sie sehen sollten, Herr Bürgermeister.«
    Gollemberg winkte, und Trent näherte sich dem Schreibtisch und legte ihm eine Ausgabe der New York Times hin. Gollemberg überflog die Titelseite, dann drehte er die Zeitung so, dass alle sie sehen konnten.
    » Was hat das zu bedeuten?«
    Vivien und die anderen staunten nicht schlecht.
    Die Schlagzeile erstreckte sich in großen Lettern über die gesamte Breite der Titelseite.
    DIE WAHRE GESCHICHTE EINES FALSCHEN NAMENS
    von
    Russell Wade
    Darunter waren zwei Fotos abgedruckt, die trotz der mäßigen Bildqualität von Tageszeitungen gut zu erkennen waren. Auf dem ersten war ein Junge zu sehen, der eine schwarze Katze auf dem Arm hatte. Das zweite zeigte John Kortighan. Er war von schräg vorne aufgenommen, saß auf einem Hocker und hielt eine Pistole in der Hand. Sein leerer, abwesender Blick war nach rechts auf einen unbestimmten Punkt gerichtet.
    In perfekter Synchronität wandten sich die Köpfe der Anwesenden Russell zu, der wie immer den abgelegensten Stuhl gewählt hatte. Als er plötzlich alle Blicke auf sich gerichtet sah, setzte er eine Unschuldsmiene
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