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Ich Bin Gott

Titel: Ich Bin Gott
Autoren: Giorgio Faletti
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nicht gestillt.
    » Was für ein Geschäft möchtest du denn mit mir machen?«
    » Du hast etwas, das ich dir abkaufen möchte.«
    Endlich begreife ich und kann mir ein Lächeln nicht verkneifen. Ich öffne die Schreibtischschublade und ziehe unter der Zeitung den Vertrag heraus, den ich im Austausch für meine Bemühungen erhalten hatte. Ich lege ihn zwischen uns auf den Schreibtisch.
    » Meinst du das hier?«
    » Ja. Genau das.«
    Ich lehne mich zurück und suche seinen Blick.
    » Es tut mir leid, mein Sohn. Wie du selbst gesagt hast, gibt es Dinge, die man mit Geld nicht kaufen kann.«
    Unvermittelt lächelt er.
    » Ich will dir ja auch gar kein Geld anbieten.«
    » Ach nein? Und womit willst du mich bezahlen?«
    Er steckt eine Hand in die Tasche und zieht einen kleinen grauen Plastikgegenstand hervor. Den hält er mir vor die Nase. Es ist ein digitales Aufnahmegerät.
    » Damit.«
    Die Erfahrung hat mich gelehrt, nie meinen Gleichmut zu verlieren. Auch dieses Mal gelingt mir das. Leider weiß er, dass ich diese Kunst beherrsche.
    » Und was ist das, wenn ich fragen darf?«
    Ich stelle die Frage, um Zeit zu gewinnen, denn wenn ich nicht völlig senil geworden bin, dann weiß ich nur zu gut, was das ist und wozu es gedient hat. Und genau das bestätigt er jetzt.
    » Das ist ein Aufnahmegerät, auf dem die Telefonate aufgezeichnet sind, die du mit dem General geführt hast. Dieses kleine Ding gegen den Vertrag.«
    » Du hättest nie den Mut, das gegen mich zu verwenden.«
    » Meinst du? Stell mich ruhig auf die Probe. Ich habe schon alles im Kopf.«
    Er macht eine Handbewegung, als würde er auf die Schlagzeile einer Zeitung zeigen.
    » Die wahre Geschichte einer wahren Korruption.«
    Ich bin ein leidenschaftlicher Schachspieler, und eine Regel dieser Disziplin lautet, dass man einem Gegner, wenn man geschlagen ist, Anerkennung zollen muss. Im Geiste nehme ich den König und lege ihn aufs Brett. Dann nehme ich den Vertrag vom Schreibtisch, zerreiße ihn mit einer theatralischen Geste in kleine Fetzen und lasse sie in den Papierkorb rieseln.
    » So, das ist erledigt. Du hast keinerlei Verpflichtungen mehr.«
    Russell steht auf und legt mir das Gerät hin.
    » Ich wusste, dass wir uns einigen würden.«
    » Das war Erpressung.«
    Er schaut mich belustigt an.
    » Ja natürlich.«
    Russell sieht auf die Uhr, eine billige Swatch. Die goldene Uhr, die ich ihm mal geschenkt habe, hat er bestimmt verkauft.
    » Ich muss jetzt gehen. Larry King wartet auf mich, wegen eines Interviews.«
    Wie ich ihn kenne, könnte das durchaus ein Scherz sein. Da er jetzt so berühmt ist, würde es mich allerdings auch nicht wundern, wenn es stimmt.
    » Auf Wiedersehen, Papa.«
    » Auf Wiedersehen. Ich kann leider nicht sagen, dass es mir ein Vergnügen war.« Er geht zur Tür. Seine Schritte machen kein Geräusch auf dem Teppichboden. Auch nicht die Tür, als er sie öffnet. Ich halte ihn zurück, bevor er hinausgeht.
    » Russell …«
    Er dreht sich zu mir um, und ich schaue in das Gesicht, das nach Auffassung der Leute mein Ebenbild ist.
    » Ja?«
    » Du könntest dieser Tage einmal zum Essen zu uns kommen, wenn du magst. Deine Mutter würde sich bestimmt freuen, dich zu sehen.«
    Er sieht mich mit diesen Augen an, die ich erst noch kennen lernen muss. Es vergeht eine Weile, bis er antwortet.
    » Das tue ich gerne. Sehr gerne.«
    Dann geht er hinaus und ist verschwunden.
    Ich bleibe einen Moment sitzen und denke nach. Mein ganzes Leben lang war ich Geschäftsmann, aber heute, glaube ich, habe ich ein besonders gutes Geschäft gemacht. Dann strecke ich die Hand aus, nehme das Aufnahmegerät und drücke auf den Wiedergabeknopf.
    Dann begreife ich. Stets war ich der Meinung gewesen, mein Sohn sei ein schlechter Pokerspieler. Jetzt stellt er sich als Person heraus, die aus Fehlern lernen kann.
    Auf dem Gerät ist nichts gespeichert.
    Nichts, rein gar nichts.
    Ich stehe auf und gehe zum Fenster. Unter mir liegt New York, eine der vielen Städte, die ich in meinem Leben erobern konnte. Heute kommt mir die Stadt noch ein wenig kostbarer vor, und ein Gedanke geht mir durch den Kopf.
    Mein Sohn, Russell Wade, ist ein großer Journalist und ein großer Mistkerl.
    Letzteres hat er, glaube ich, von mir.
    Ich bin in Boston auf dem Friedhof, wo mein Bruder bestattet ist. Ich bin durch die Glastür gegangen und befinde mich jetzt im Innern des Familiengrabs, das seit Jahrzehnten die sterblichen Überreste der Wades aufnimmt. Der Grabstein ist aus weißem
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