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Ich bin dann mal offline

Ich bin dann mal offline

Titel: Ich bin dann mal offline
Autoren: Christoph Koch
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zu bestellen, dass mir die digitale Empfehlungsmaschine des Internet-Buchhändlers Amazon nichts anderes mehr ans Herz legte. Derselbe Logarithmus hatte mir sonst stets eine krude Mischung aus Wollsocken-Angeboten (weil ich letzten Winter welche bestellt hatte) und Sexlexika (weil ich -für die Recherche eines NEON-Magazinartikels, so wahr mir Gott helfe! mal eines geordert hatte) beschert. Statt dessen gibt es jetzt nur noch Bücher über unsere menschliche Faszination mit dem Netz. Ich fühlte mich also gut gewappnet.
    Was Menschen von Google wissen wollen lustige Suchanfragen
    • woher weiß günther jauch immer so viel?
    • wofür ist die leber der katze da?
    • wie kann ich mietnomaden ärgern?
    • muss ein künstler alkoholiker sein?
    • wie breche ich mir am einfachsten etwas?
    • welche buchstaben gehören zur todes-sms?
    • wie kannst du mich reich machen?
    • warum hängen schuhe im schanzenviertel?
    • wie macht man sich undurchschaubar?
    • wieso sieht man morgens so beschissen aus?
    • wie kamen die drogen nach westberlin?
    • wie kriegt man mamas dazu, was zu erlauben?
    • lippenpiercing -was sagt die bibel?
    • was tun, wenn eltern mit auf das bewerbungsgespräch wollen?
    • was gibt es für berufe mit leichen?
    • wo ist daniel brühl im berliner nachtleben?
    • wie ist die weihnachtsfeier bei aldi süd?
    • wie hebt man geld bei einem geldautomaten ab?
    • alkohol und sex -kann man dabei schwanger werden?
    • warum ist facebook so reich?
    • was zieh ich heute an -was koch ich meinen kindern?
    • bei welchem beruf muss man früh aufstehen?
    • spart man Geld mit teuren Kochtöpfen?
    • was trinken rapper?
    (All diese Anfragen -und unzählige andere -führten im vergangenen Jahr Menschen auf mein Blog www.christophkoch.net)
    der selbstversuch
    kapitel 1
    In dem ich den Stecker ziehe, Phantomvibrationen in meiner Hosentasche und starke Kopfschmerzen verspüre und jemanden kennenlerne, der seine Freundin durch ständige Unerreichbarkeit in den Wahnsinn getrieben hat.
    Tag 0 Die Falle schnappt zu
    Am Abend vor dem Selbstversuch verspüre ich die unsinnige, aber vielleicht verständliche Versuchung, noch so viel wie möglich im Internet unterwegs zu sein und SMSBotschaften mit dem Handy zu versenden. So, als könne man auf Vorrat kommunizieren. Oder so, wie ein Raucher am Silvesterabend noch eine komplette Zusatzschachtel wegqualmt -denn am nächsten Tag, so hat er .es sich fest vorgenommen, ist schließlich alles vorbei. In dem Versuch, zumindest ansatzweise Würde zu bewahren, beschließe ich jedoch, nicht so lange auf Facebook, Twitter, Spiegel Online und all den anderen mit Bookrnarks versehenen Internetseiten zu verbringen, bis mir in den frühen Morgenstunden der Kopf auf die Tastatur sinkt und ich -einen Speichelfaden sabbernd -auf selbiger einschlafe. Optimiert austreten
    Nein, ich werde der Herausforderung wie ein Mann entgegentreten. Wie ein Erwachsener. Kurz -ich beschließe, Jessica ins Kino einzuladen und dort den neuesten PixarZeichentrickfilm anzusehen. »Du wirst nicht mal eine Woche durchhalten«, spottet sie, als ich während der Werbung noch einmal mein Telefon zücke, um im Internet auf der Seite runpee.com nachzusehen, wann in dem fast zwei Stunden langen Film ein paar dröge Minuten zu erwarten sind, in denen man zur Toilette gehen kann, ohne etwas zu verpassen. Ja, es gibt Menschen, die so etwas nicht nur herausfinden, sondern ihre Erkenntnisse der Menschheit auch auf einer eigenen Web seite zur Verfügung stellen. Ich verstehe wirklich nicht, wie jemand ernsthaft bezweifeln kann, dass das Internet eine der wichtigsten Errungenschaften der Welt ist und unser aller Leben Tag für Tag besser macht ...
    Als wir nach dem Kino zuhause angekommen sind, schließe ich meine beiden Mobiltelefone sowie das Netzwerkkabel, das meinen Computer mit dem Internet verbindet, in eine Schreibtischschublade und bitte meine Freundin, den Schlüssel zu verstecken. Wenn ich will, finde ich den doch binnen drei Minuten wieder, geht es mir durch den Kopf. Außerdem habe ich natürlich die Möglichkeit, einfach die WLANFunktion des Computers zu aktivieren und drahtlos ins Internet zu gehen. Aber nein, beides kommt natürlich nicht in Frage. Hier geht es schließlich ums Prinzip. Und um kleine Hürden gegen die erste Rückfallgefahr. So wie ein Raucher eben auch Feuerzeuge und Aschenbecher wegpackt, wenn er ernsthaft aufhören will.
    »Äh, kannst du bitte noch mal die Schublade
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