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Ich bin alt und das ist gut so

Ich bin alt und das ist gut so

Titel: Ich bin alt und das ist gut so
Autoren: Barbara Ruetting
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Nein, passiert auch jungen Menschen, man denke nur an die Leiden des jungen Werther.
    Wann jemand alt ist, hängt also offensichtlich von den Augen des Betrachters ab.
    Als ich 16 war, kam mir ein 42-jähriger Verehrer vor wie ein Greis.
    Aus einem Seniorenheim wird berichtet, eine 96-jährige Bewohnerin jammerte, das junge Ding von 75 habe ihr den Freund weggeschnappt!
    Für sechsjährige Erstklässler bin ich natürlich uralt. Beim Waffelnbacken mit diesen Knirpsen stellte einer die Frage: Wie alt bist du? Ich darauf: Na, rate mal! Er: 36?
    36 war für ihn uralt. 36 war sein Vater.
    Alle wollen alt werden, aber keiner will alt sein. Und offensichtlich findet mensch, wenn schon ein Haar, dann doch lieber ein blondes, braunes, rotes oder schwarzes als ein graues Haar in seiner Suppe.
    Noch vor einigen Jahren lautete das Alten-Klischee: Sie fahren in Bussen zu Kaffeefahrten und lassen sich da abzocken, alle in beige gekleidet, die Männer alle die gleichen beigen Schirmmützen auf dem Kopf. Beige ist bekanntlich die Farbe derjenigen, die sich angepasst haben, die nicht (mehr) auffallen wollen. Diese Alten tragen orthopädische Schuhe, humpeln oder gehen am Stock und schimpfen auf die Jungen. Heute triumphiert das neue Alten-Klischee. Diese neuen Alten sind topfit, joggen, zanken sich mit der Enkelin um die lila Strumpfhose, genießen ihr Leben auf Deibel-komm-raus, verprassen ihre Rente auf Mallorca und auf Kreuzfahrten – nach uns die Sintflut.
    Zwischen den beiden Gruppen gibt es aber eine dritte: Menschen, die sich, schon bevor sie alt sind, Gedanken machen, wie sie ihr Altwerden oder Altsein anders gestalten können, mit mehr Lebensqualität nicht nur für sich selbst, sondern auch für andere.
    Tatsache ist, wir werden immer älter. Ein Radiokommentator vor Kurzem: Die Medizin hat solche Fortschritte gemacht, dass immer mehr Menschen Pflegefälle werden.
    Vor etwa 30 Jahren besuchte ich eine alte Frau in einem sozialen Altersheim und schwor mir, alles dafür zu tun, dass Menschen anders alt werden können müssen als dahinvegetierend einsam auf ihren Tod zu warten. Ende der Achtzigerjahre versuchte ich deshalb, in Österreich eine Lebensgemeinschaft zu schaffen von Wahlverwandten, Jungen und Alten, Menschen und Tieren im Einklang mit der Natur.
    Vielleicht zur falschen Zeit, vielleicht am falschen Ort – inzwischen existieren viele solcher Lebensgemeinschaften.
    Viele Menschen leben heute als Singles, frei- oder unfreiwillig, immer mehr Patchwork-Familien scheinen darauf hinzudeuten, dass die Kleinfamilie nicht mehr genügt. Zurück zur Großfamilie, die man sich selbst aussucht?.
    Neue Wohn- und Lebensgemeinschaften nicht nur für die Alt-Werdenden sind gefragt, der »neue Mensch« ist gefragt, der sich als verantwortungsbewusstes Teil eines großen Ganzen sieht. In diesem Sinne oute ich mich also als ein »neuer Mensch«.
    Mai 2007
    Und wie geht es bei mir weiter?
    Obwohl die nächste Landtagswahl erst 2008 statt findet, hat der Wahlkampf bereits begonnen, jedenfalls inoffiziell.
    Gestern rief die DPA an, ob ich denn doch noch einmal kandidieren würde.
    Soll ich – oder soll ich nicht?
    Leider ist zurzeit unter den jungen Grünen noch niemand, der/die in meine Fußstapfen treten und sich für meine Themen Ernährung, Verbraucher- und Tierschutz so einsetzen würde, wie ich das seit nun ca. 30 Jahren tue und wie es nötig ist.
    Lauwarm ist da nicht genug … Du musst kochen, nur dann kannst du verdampfen …
    Wenn es also sein soll und wenn die Menschen es wollen, dann werde ich. Aber ohne zu kämpfen. Denn: If you forgot, take it easy …
    Wäre eigentlich auch schade, aufzuhören, wo ich endlich mit der U-Bahnfahrerei einigermaßen klar komme. Ostbahnhof-Landtag und zurück kann ich jetzt, sogar Landtag – Umweltministerium und zurück. Wäre eigentlich schade.
    Eine tolle Zeit, in der wir leben dürfen.
    Alles, was morsch ist, scheint zusammen zu krachen. Jahrhundertelang unterdrückte Wahrheiten drängen ans Licht und sind plötzlich »in«.
    Das öffentliche Rauchen wird anerkannt als das, was es ist, nämlich Körperverletzung derjenigen, die den Rauch aushalten müssen. Was wird bloß aus all den Nikotinsüchtigen, die uns regieren?
    Neuester Gag: Die CSU will Ganztagsschulen – nachdem sie unsere diesbezüglichen Anträge jahrelang bekämpft hat!
    Ein bayerischer Umweltminister fordert regionalen und saisonalen Anbau, schlägt gar öffentlich einen fleischfreien Tag pro Woche vor! Und in meinem
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