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Ich bin alt und das ist gut so

Ich bin alt und das ist gut so

Titel: Ich bin alt und das ist gut so
Autoren: Barbara Ruetting
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Aufgabe, die es zu bewältigen gilt! Also los, Menschenskind, pack sie an!
    Ich werde diesen Tag schaffen, zur Freude für mich und für andere! Dieser Tag wird mein Tag, mein bester Tag!
    Die Steine, die sich als Hindernis vor mir auftürmen, werde ich aus dem Weg schaffen und damit ein Haus bauen!
    Es gelingt, wetten dass?
    Carpe diem!
Alter – Ich bin alt und das ist gut so
    Zum unerschöpflichen Thema Alter
    In diesem 2003 gegebenen Interview hatte man mich gebeten, kurz und knapp zu antworten.
    Frau Rütting, als prominente Frau in den Siebzigern sind Sie unsere ideale Gesprächspartnerin zum Thema Alter.
    Ja, finde ich auch.
    Was denken Sie über das Älterwerden?
    Ist ein spannender Prozess.
    Der wohin führt?
    Zum endgültigen Aus-der-Haut-Fahren, zum Abschied von der körperlichen Hülle.
    In den Achtzigerjahren haben Sie sich äußerlich ganz bewusst von einem jungen Image getrennt. Eine symbolische Handlung?
    Ich war nie richtig jung und fühlte mich in dieser Welt nie richtig heimisch. Vielleicht hat das mit Erlebnissen im Zweiten Weltkrieg zu tun. Eben noch hatte ich mit einer Freundin Ball gespielt, wenig später lag sie nach einem Bombenangriff tot unter Trümmern. Es ist gut, im Laufe des Lebens immer wieder die Wertigkeiten zu hinterfragen. So habe ich mich weniger von einem jungen Image getrennt als von meinen gefärbten Haaren, und damit auch von anderen Dingen, die nicht (mehr) zu mir passten.
    Unter anderem von Ihrer bis dato äußerst erfolgreichen Schauspielkarriere.
    Ja. Mit den gefärbten Haaren habe ich auch die Schauspielkarriere bewusst abgeschnitten.
    Was war der Grund?
    Überdruss, es wurde langweilig. Ich hatte so gut wie alles gespielt, auf der Bühne sämtliche Neurotikerinnen der Weltliteratur, Hauptrollen in 45 Filmen. Ich kann Wiederholungen nicht ausstehen, bin ein risikofreudiger Mensch, der immer wieder neue Herausforderungen braucht. Außerdem wurde das Engagement in Umwelt-, Tier- und Menschenschutzfragen im Laufe der Jahre für mich immer wichtiger.
    Heute sind Sie als Mitglied von Bündnis 90/Die Grünen Alterspräsidentin im Bayerischen Landtag.
    Alterspräsidentin klingt so großartig, bedeutet aber ganz simpel nicht mehr, als dass ich die Älteste im Landtag bin (lacht). Dafür werde ich überwiegend bewundert, sowohl im Landtag wie auch von der Bevölkerung. Die Leute sagen: Finde ich toll, machen Sie weiter, kandidieren Sie noch einmal, bleiben Sie, wie Sie sind, etc., etc., etc.
    Bevor ich gewählt wurde, hörte ich allerdings auch, die alte Schachtel soll doch die Klappe halten, die wählt ja sowieso keiner – diese Rufe sind aber bald verstummt.
    Was ist Ihrer Meinung nach das größte Problem der Gesellschaft in Bezug auf alternde Menschen?
    Die Gesellschaft hat das Problem, dass immer mehr Menschen älter werden als früher, dabei aber leider nicht gesünder. Wir müssten gesünder leben und es schaffen, gesund zu sterben.
    Was meinen Sie, woher kommt es, das wir zwar alle gern alt werden möchten, es aber partout nicht sein wollen?
    Das mag für viele zutreffen, aber nicht für mich. Ich wollte nie alt werden, auf keinen Fall älter als 20, sondern jung sterben. Wie Sie sehen, ist es mir nicht geglückt.
    Das klingt, als wäre das Alter bloß eine Last. Gibt es auch positive Seiten?
    Nicht nur das Älterwerden, das Leben an sich ist doch eine Last! Ich finde es zwar auch schön, aber überwiegend doch eher unerträglich schwer. Gerade müssen in Asien nach einem Erdbeben 10000 Kinder sterben, weil es an Hilfe fehlt. Andererseits werden weltweit Milliarden für das Töten von Menschen ausgegeben. Das ist doch paradox und für einen mitfühlenden Menschen fast nicht auszuhalten.
    Sie wirken sehr gelassen bei diesem Thema. Macht Ihnen das Altern denn gar keine Angst?
    Zwischendurch habe ich natürlich die gleichen Ängste wie andere Menschen. Dann versuche ich, mir diese Ängste bewusst zu machen und sie loszulassen. Dafür gibt es eine ganze Reihe von Techniken wie Meditation, Singen, Atmen, Schreien, Lachen, Weinen – Techniken, die man aus Büchern und in Seminaren lernen kann.
    Für viele ist der Partner eine Sicherheit im Alter. Wie wichtig ist das für Sie?
    Ein Partner ist keine Sicherheit. Das ganze Leben ist Unsicherheit, mit oder ohne Partner. Sicher ist nur der Tod. Sie kennen vermutlich den netten Spruch: Wenn einer von uns stirbt, zieh ich in die Toskana.
    Und mit dem Alleinsein haben Sie auch kein Problem?
    Ich war immer einsam und ich werde immer
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