Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich beantrage Todesstrafe

Ich beantrage Todesstrafe

Titel: Ich beantrage Todesstrafe
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
ausgeliefert?«
    »Wo bist du zu Hause?«
    »In Minnesota.«
    »Dort wirst du gesucht?«
    »In Minnesota nicht. Aber in New York, Wisconsin und Texas.«
    »Mord?«
    »Kidnapping.«
    »Hm.« John Pattis drehte sich zu Dicaccio herum. »Kidnapping ist der sicherste elektrische Stuhl, den du dir denken kannst. Das weißt du doch.«
    »Die deutschen Behörden würden mich ausliefern?«
    »Ich glaube ja. Dafür brauchst du keinen zu erschießen – sie tun es auch, wenn sie dich wegen des Banküberfalls bekommen! Am besten ist, du läßt die Finger davon. Was hast du bisher gemacht?«
    »Kleinere Einbrüche.«
    Pattis nickte. »Bleib dabei und ernähre dich redlich.«
    »Sie werden mich einen Feigling nennen«, sagte Dicaccio düster.
    »Die anderen?«
    »Und Olga.«
    »Ein Weib ist auch dabei?«
    »Für sie tu ich's doch bloß –«
    Dicaccio stöhnte. »Ich will Olga mitnehmen nach Minnesota.«
    Dicaccio zog die Augen zu Schlitzen zusammen. Er sah in diesem kurzen Augenblick gefährlich aus, tierhaft und kalt. Pattis steckte die Hand in die Manteltasche, als wolle er den Zündschlüssel wieder hervorholen. Dicaccio grinste böse.
    »Laß das Spielzeug sitzen«, sagte er grob. »Ich liebe Olga.«
    »Und diese Olga liebt dich auch?«
    »Ja.«
    »Bist du sicher?«
    Joe schwieg. Er dachte an Fritz Pohlschläger, der mit Olga zusammenwohnte. Eigentlich war er immer nur ein Favorit Olgas, wenn Pohlschläger in Haft saß. Solange der schöne Fritz in Freiheit lebte, bewachte er Olga wie ein Juwel und setzte sein Erstrecht mit Brutalität durch.
    »Es wird deswegen noch eine Unterhaltung geben«, sagte Dicaccio dunkel.
    Pattis hob die Schultern. Er steckte den Zündschlüssel wieder ins Schloß, ließ den Wagen anspringen und blickte auf den sinnenden Joe.
    »Fahren wir, oder steigst du aus?« fragte er doppelsinnig.
    »Ich steige aus.«
    »Aus allem, Dicaccio?«
    »Es geht um 75.000 Mark, boy. Und um Olga!«
    »Du wirst in Sing-Sing schmoren, Joe. Sie werden dich ausliefern, so sicher wie du jetzt neben mir sitzt.« Pattis stieß ihn mit dem Ellenbogen in die Seite. »Überleg dir, ob deine Olga das wert ist.«
    »Du kennst sie nicht.«
    »Dem Himmel sei Dank dafür.«
    Dicaccio öffnete die Tür und stieg aus. Er beugte sich in den Wagen hinein.
    »Leb wohl, boy. Du wirst sicher noch erfahren, warum ich dich ansprach und dir den ganzen Quatsch erzählt habe.«
    Dicaccio schlug die Tür des Wagens zu. Er winkte ihm durch die Scheibe zu und ging durch die Dunkelheit der Nacht davon.
    Mit dem Untertauchen Dicaccios in der Dunkelheit löste sich in Pattis eine Art seelischer Krampf. Er wischte sich über die Stirn und fühlte, als er die Hand zurückzog, daß sie naß war.
    Was Dicaccio ihm gesagt hatte, drehte sich wie ein riesiger, flammender Nebel in seinem Gehirn. Er ließ den Wagen an und jagte wie ein Irrer in die Stadt. Zur Polizei. Oder zu den Zeitungsredaktionen, zum Rundfunk … jede Bank, jede Sparkassenstelle mußte gewarnt werden. Er bremste plötzlich und wendete den Wagen. Kopflos, in Schweiß gebadet, hielt er vor einer Wirtschaft und stieg aus. Er setzte sich in eine Ecke, bestellte einen Kognak und hustete, als er ihn mit einem Zug hinunterschluckte.
    Was hatte Dicaccio gesagt: Wir räumen eine Bank aus! Vielleicht war es nur ein dummer Witz? Wer eine Bank ausräumt, erzählt es nicht nachts auf der Straße einem wildfremden Menschen, nur weil er eine Autonummer aus Wisconsin hat. Wer eine solche Tat plant, schweigt!
    Pattis trank noch einen Kognak. Bestimmt war es ein hundsgemeiner Scherz! Wer sollte so hirnverbrannt sein und einen Bankraub im voraus gestehen?
    Doch wenn es Wahrheit war?
    »Ich gehe zur Polizei!« sagte Pattis halblaut. Er trank noch einen Kognak. Als er bezahlte, sah ihn der Wirt mit schiefem Kopf an.
    »Haben Sie vorher noch 'was getrunken?«
    »Ja.«
    »Dann fahren Sie durch Nebenstraßen. Wenn die Polizei Sie mit der Kognakfahne erwischt, sind Sie Ihren Führerschein los!«
    Verwirrt verließ Pattis das Lokal und hockte sich hinter das Steuerrad. Sein Kopf war plötzlich schwer. Er drückte die Hände flach gegen die Schläfen und schloß die Augen.
    Zur Polizei, sagte er sich vor. Ich muß zur Polizei! Dicaccio heißt er, Dicaccio aus Minnesota, geboren in Wisconsin am Michigan-See. Bankraub! Vielleicht Mord …
    Er raste durch die Stadt. Kopflos, vom Alkohol umnebelt. Er fuhr in seine Pension. Dort legte er sich auf das aufgeschlagene Bett und griff nach einer Zigarette. Dann entkorkte er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher