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Ich beantrage Todesstrafe

Ich beantrage Todesstrafe

Titel: Ich beantrage Todesstrafe
Autoren: Heinz G. Konsalik
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fiel Heidrich betrunken aus dem Wagen und mußte von Wollenczy und Dicaccio ins Haus getragen werden. Sie warfen ihn in eine Ecke des Zimmers und umstanden Pohlschläger, der auf dem Tisch den Sack ausschüttete.
    Geldbündel … Geldrollen … flatternde Scheine …
    134.000 Mark.
    Dicaccio sah zu Olga hinüber. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie auf das Geld. Ihr roter, grell geschminkter Mund zuckte.
    »Noch heute nacht verschwinden wir aus Frankfurt«, sagte Pohlschläger mit ruhiger, geschäftlicher Stimme. »Keiner weiß, wo der andere hingeht. Wir treffen uns nach drei Monaten wieder in München, Hotel ›Bayerischer Hof‹. Also am 30. Oktober, elf Uhr vormittags. Bis dahin sind alle Spuren verwischt.«
    Wollenczy begann, die Geldbündel zu ordnen. Vier Häufchen. Zuerst die Tausenderbündel … Pohlschläger stapelte die Hartgeldrollen. In der Ecke stöhnte Heidrich. Er schlief. Aber im Schlaf schlug er um sich und schrie leise.
    »Schweine!« röchelte er. »Oh, ihr Schweine!«
    Dicaccio blickte wieder zu Olga hinüber. Ihre Augen waren abweisend, als sich ihre Blicke kreuzten.
    Bevor Dr. Doernberg zum Generalstaatsanwalt ging, holte er Oberstaatsanwalt Dr. Karlssen ab.
    Karlssen trug unter dem Arm eine dünne Mappe. »Ein Bericht über Sie, Doernberg.«
    »Auch mein Gesuch, aus der Staatsanwaltschaft ausscheiden zu dürfen?«
    Karlssen schob Doernberg vor sich her aus dem Zimmer.
    Sie gingen die breite Treppe des Landgerichts zum zweiten Stockwerk empor. Dort lagen die Zimmer der Prominenten. Der Landgerichtspräsident mit zwei Vorzimmern und einer eigenen Kanzlei … eine stattliche Reihe Direktoren … Zimmer 123 bis 125: Generalstaatsanwalt Dr. Holger Bierbaum. Anmeldung 123. Sekretariat.
    Dr. Karlssen umging diese Anmeldung. Er war angemeldet. Er klopfte an die Tür von Zimmer 125 und trat ein, als ein »Bitte« durch die Tür tönte.
    Generalstaatsanwalt Dr. Bierbaum erhob sich von seinem Schreibtischsessel, als Karlssen und Doernberg eintraten. Er war ein massiger Mann mit einem dicken, runden Schädel und einer imponierenden Glatze.
    Er stampfte auf Karlssen und Doernberg zu, gab beiden in kollegialer Jovialität die Hand und winkte zu den Sesseln hin, die vor dem Schreibtisch standen.
    Es waren die berühmtesten Sessel des Landgerichtes … in ihnen saß einmal der Massenmörder Kruse und rauchte eine dicke Zigarre. Er hatte sich angeregt mit Dr. Bierbaum unterhalten und zum Abschied der weitschweifenden Konversation gesagt: »Schade, daß Sie der Mann sind, der mich lebenslänglich ins Zuchthaus schickt. Sie wären mir sonst ausgesprochen sympathisch.«
    Generalstaatsanwalt Dr. Bierbaum legte die dünne blaue Mappe mit dem Bericht Dr. Karlssens auf seinen Schreibtisch. Das hat Zeit, hieß diese Bewegung.
    »Ich brauche nicht zu erklären, warum ich Sie hergebeten habe, meine Herren«, eröffnete Bierbaum die Unterhaltung.
    »Kollege Hellmig ist als schneller Arbeiter bekannt«, antwortete Karlssen. Warf der Oberstaatsanwalt den Fehdehandschuh hin?
    »Kollege Hellmig fühlt sich von Ihnen düpiert.«
    »Das ist eine äußerst individuelle Auslegung einer gegensätzlichen Ansicht über den deutschen Strafvollzug.«
    »Ich glaube nicht, daß Sie berechtigt sind, ihn in dieser Form zu kritisieren.«
    »Es liegt uns weniger an einer Kritik als an einer Korrektur.«
    »Wie bitte?«
    Generalstaatsanwalt Dr. Bierbaum beugte sich vor. Sein mächtiger Kahlkopf drehte sich Oberstaatsanwalt Dr. Karlssen zu.
    »Sie wollen auch korrigieren, Dr. Karlssen?«
    »Ich möchte mich vor den jungen Kollegen Doernberg stellen, der in einer Aufwallung gerechter Empörung das sagte, was Millionen Menschen denken!«
    »Draußen, lieber Kollege Karlssen, draußen! Hier sind wir drinnen – das ist der Unterschied. Recht gesprochen wird innerhalb dieser Mauern … wir leben nicht im Mittelalter, wo das Volk die Verbrecher lynchte. Eine einfache, probate Lösung. Und das, meine Herren, sollten wirklich Ihre Wünsche sein?«
    Doernberg sah Generalstaatsanwalt Dr. Bierbaum an.
    »Darf ich eine Erwägung einflechten?«
    »Bitte –«
    »Ich möchte daran erinnern, daß die deutsche Justiz schon einmal in der Zwangslage stak, mit Hilfe eines Sondergesetzes eine neue Verbrechensart zu bekämpfen.«
    Dr. Bierbaum winkte ab. »Die Autofallen.«
    »Nach dem Auftreten der Autofallen wurde ein Sondergesetz verabschiedet, das alle auf frischer Tat ertappte Autofallenräuber in einem Schnellverfahren aburteilte und – durch dieses
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