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Ice - Hüter des Nordens - Durst, S: Ice - Hüter des Nordens

Ice - Hüter des Nordens - Durst, S: Ice - Hüter des Nordens

Titel: Ice - Hüter des Nordens - Durst, S: Ice - Hüter des Nordens
Autoren: Sarah Beth Durst
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gehen?«
    »Überrede ihn, meine Tochter zu schwängern, und er ist frei.«
    Cassie schnappte nach Luft. »Kann ich mit ihm sprechen?«
    »Natürlich.«
    Cassie schwindelte. Er musste nur mit der Troll-Prinzessin schlafen, und dann würde er frei sein? Sie biss sich auf die Lippe. Hatte er sich geweigert, weil er Cassie zu sehr liebte, oder hatte er sich geweigert, weil er Cassie nicht genug liebte?
    Die Trolle ringsum raschelten vernehmlich wie Wind zwischen Herbstlaub.
    Und aus ihrer Mitte kam Bär. Geräuschlos tappten seine Pranken über den Steinboden. Cassies Fingernägel bohrten sich in ihre Handflächen. Ihre Knie zitterten. Zwei Schritte vor ihr blieb er stehen. Seine schwarzen Augen waren unergründlich.
    Cassie brachte kein Wort heraus. Stumm streckte sie ihre Finger aus und berührte seine Schnauze. Sein Fell war genauso weich, wie sie es in Erinnerung hatte. Sie vergrub ihre Hand in seinem Pelz. Er schnüffelte an ihrem Haar. Sie schlang die Arme um seinen mächtigen Hals. »Schön, Euch zu sehen, Königliche Bärenhoheit«, wisperte sie.
    »Du bist gekommen. Um meinetwillen.«
    »Ich war zufällig gerade in der Gegend«, scherzte Cassie. »Und da dachte ich, ich sag mal Hallo.«
    Bär senkte den Kopf und legte ihn behutsam an Cassies Bauch. Sie kraulte seine Ohren. »Er … sie … bewegt sich«, sagte Bär und blickte sie direkt an. »Kannst du mir verzeihen?«
    Cassie schluckte einen dicken Kloß hinunter. »Ja. Und du?«
    »Ja.«
    Sie lächelte, doch dann kam die nächste Wehe und nahm ihr die Luft. Sie schlang die Arme um ihren dicken Bauch.
    »Meine Bären sollten sich doch um dich kümmern«, sagte er mit besorgter Stimme.
    »Das haben sie«, erwiderte Cassie, als sie wieder atmen konnte. Es schien Jahre her zu sein, dass sie draußen auf dem Eis gewesen war.
    »Gut«, meinte Bär erleichtert. Dann sagten sie beide eine ganze Weile nichts mehr. Cassie wünschte, sie könnte die richtigen Worte finden – es gab so vieles, was sie ihm gerne sagen wollte. Auf ihrem Weg übers Eis, durch die Tundra, durch die endlosen Wälder hatte sie sich diesen Moment wieder und wieder vorgestellt. Aber nicht so, mit Tausenden von Trollen, die sie beobachteten.
    »Du hast mir gefehlt«, sagte er schließlich.
    Sie wurde rot und sah an sich hinunter: hochschwanger, über und über mit Blut und Dreck verkrustet. »Nicht gerade eine strahlende Heldin, die dich da rettet.«
    »Du bist wunderschön.«
    Sie prustete.
    »Du hast eine wunderschöne Seele.«
    »Nette Umschreibung.«
    »Auf einer Troll-Insel ist das ein echtes Kompliment.«
    Cassie blickte hinüber zur Troll-Königin, aus deren Kopf und Schwanz Stacheln hervorschossen, Auswüchse der Augenplättchen. »Was meinst du«, sagte sie im Plauderton zu Bär, »wird sie jetzt Schaschlik aus uns machen?« Beim letzten Wort brach ihre Stimme.
    Bär stupste seine feuchte Nase gegen ihre Wange und flüsterte ihr ins Ohr: »Verrate mir deinen Plan. Ich bin bereit.«
    Sie hätte am liebsten losgeheult. So dicht dran! »Finde die Festung, finde Bär … So weit bin ich gekommen. Hast du irgendwelche Ideen?«
    »Ich kann nicht tun, was sie von mir verlangen. Es ist unmöglich«, sagte er. »Sie haben keinen Körper. Sonst wäre ich im Handumdrehen wieder zu Hause bei dir gewesen.« Zu Hause bei dir – die Worte klangen wie Musik.
    Natürlich konnte er keine Frau schwängern, die keinen Körper hatte. Er konnte noch nicht mal ihre Moleküle auf magische Weise beeinflussen – auch die hatte sie nicht. »Außerdem wäre ich rasend eifersüchtig geworden.« Jetzt hatte sie ihre Stimme wieder unter Kontrolle.
    »Sie kann uns nicht helfen«, sagte die Troll-Königin. Cassie krallte sich in Bärs Fell – nein! Sie durfte ihn nicht noch einmal verlieren. Die Troll-Prinzessin verfärbte sich blau. Die Königin streckte einen Tentakel aus und streichelte sie, als wollte sie sie trösten. Er fuhr durch den Körper der Prinzessin wie durch Wasser. Als sie ihn wieder zurückzog, wurde sie einen Moment lang ganz durchsichtig. Offensichtlich war sie ebenso körperlos wie die anderen Trolle. Bär hatte recht – keines dieser Wesen hatte einen Körper. Alles hier war pure Illusion. Die Königin richtete den Blick ihrer tausend Augen wieder auf Cassie und sagte, nun pulsierend in leuchtendem Orange: »Bringt die Menschenfrau weg. Wir haben keine Verwendung für sie.«
    Die Trolle senkten sich auf sie herab. »Nein!«, schrie Cassie aus Leibeskräften. Hunderte der Wesen drängten sich
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