Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
I love you, honey

I love you, honey

Titel: I love you, honey
Autoren: Mara Martin
Vom Netzwerk:
Ich kann mich immer noch nicht am Gespräch beteiligen, weil ich meine Sprachstudien in letzter Zeit vernachlässigt habe. Still beobachte ich Kamal. Sein Aussehen, seine Gestik, seine Stimme, alles will ich mir genau einprägen, um es nie mehr zu vergessen. Nach einiger Zeit bitte ich ihn, seine Freunde nach Hause zu schicken. Ich möchte noch einen Moment mit ihm alleine sein, bevor er zu viel getrunken hat. Er willigt ein und ich bin heilfroh, als sie uns endlich verlassen. Wir sitzen schweigend nebeneinander und jeder hängt seinen Gedanken nach. Auf einmal nimmt Kamal meine Hand und sagt: ,,My heart is broken.“ Auch mein Herz ist gebrochen und ich weiß nicht, wie es jemals wieder gekittet werden soll. ,, I cannot live without you, habiba“, fügt er hinzu und guckt mich traurig an. ,, Ich kann mir ein Leben ohne dich auch nicht vorstellen“, erwidere ich und  fange an zu weinen. Er wischt mir vorsichtig die Tränen vom Gesicht ab. ,, Don´t cry now, I´m with you“,,,Weine nicht, ich bin bei dir“, tröstet er mich, aber er kann selbst kaum seine Tränen  zurückhalten. Ich versuche mich zusammenzureißen, denn jetzt ist Kamal noch an meiner Seite und die letzten Stunden möchte ich nicht so traurig mit ihm verbringen. Weinen kann ich später immer noch, sage ich mir und wir wechseln das Thema. Wir reden, trinken und sind vergnügt, als ob es kein Morgen gäbe. Für ein paar Stunden denke ich nicht mehr an die bevorstehende Trennung. Ich bin ausgelassen und heiter, denn ich bin einfach nur glücklich bei Kamal zu sein.
    Aber als ich auf die Uhr sehe, holt mich die Wirklichkeit ein. Es sind nur noch drei Stunden bis zu meiner Abreise. Die Zeit stand still für mich. Jetzt muss ich die Reise eben nach einer schlaflosen Nacht antreten. Aber das war es mir wert.
    Ich lasse Kamal alleine, um alles für die Abfahrt vorzubereiten. Jetzt wird mir die furchtbare Realität bewusst. In ein paar Stunden fahre ich ab und verlasse ihn. Auf dem Boden in meinem Zimmer finde ich zwei ungewaschene T-Shirts von Kamal und packe sie spontan in meine Tasche. Dann prüfe ich, ob ich alle Unterla gen beisammen habe. Meinen Reisepass, die Papiere für die Tiere und die Adresse für die Wohnung in Spanien, die ich mir aus dem Internet herausgesucht habe. Die Boxen für die Katzen, die ich beim Tierarzt besorgt habe, baue ich zusammen und nehme Tierfutter und eine Wasserflasche mit. Das muss reichen, ich möchte mich nicht mit unnötigem Gepäck belasten.
    Plötzlich höre ich von der Terrasse ein lautes Geräusch. Ich stürze nach draußen und sehe Kamal am Boden liegen. Er ist vom Stuhl gefallen, weil er so betrunken ist. Bei diesem Anblick krampft sich mein Herz vor Mitleid zusammen. Ich frage ihn, ob er sich wehgetan hat. Er murmelt etwas Unverständliches, aber anscheinend ist er unversehrt. Ich helf e ihm, sich wieder aufzurichten und bringe dann den Wein und die Gläser in die Küche. Als ich zurückkomme, ist Kamal inzwischen auf dem Stuhl eingeschlafen. Ich kann ihn doch nicht so zurücklassen, aber was soll ich machen? Es gibt kein Zurück mehr. Ich nehme mein Radio vom Tisch, um es einzupacken.
    Ich muss mich beeilen, das Auto kommt gleich. Hachiko ist unruhig, er merkt dass etwas Ungewöhnliches passiert. Die Katzen setze ich schnell in die Boxen. Zum Glück wehren sie sich nicht. Hachiko nehme ich an die Leine und blicke mich noch einmal in der Wohnung um, ob ich auch nichts vergessen habe. Das Auto steht schon vor der Tür und der Fahrer hupt ungeduldig. Ich bringe meine Taschen und die Katzen in den Garten. Es ist regnerisch und dunkle Wolken türmen sich am Horizont auf. Inzwischen ist Kamal aufgewacht. Immer noch betrunken, kommt er auf mich zu und legt seinen Kopf auf meine Schulter: ,,I love you, honey, forever. I` m yours.“, sagt er und in seiner Stimme schwingt unendliche Trauer mit. ,, I love you, too.“ Auch ich werde dich für immer und ewig lieben. ,,Good bye,my love“, gelingt es mir gerade noch zu sagen, weil ich merke, wie ein Schluchzen mir den Hals zuschnürt. Schnell löse ich mich aus seiner Umarmung. Auch jetzt sprechen wir nicht über eine eventuelle Rückkehr von mir; es ist, als ob ich mich nur auf eine kleine Reise begeben würde. Ich bin nicht in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen und kann nicht glauben, was gerade passiert. So habe ich mir meinen Abschied bestimmt nicht vorgestellt!
    Ich blicke noch ein letztes Mal zurück und trete dann mit Hachiko auf die Straße. Kamal trägt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher