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I love you, honey

I love you, honey

Titel: I love you, honey
Autoren: Mara Martin
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Licht. Die hohe Kuppel umschließt den Grabsaal, der aus Mahagoni und Blattgold besteht. Die Wände sind mit farbenprächtigen Mosaiken belegt. Von dem Kuppeldecke hängen bronzene Lampen herunter. In dem Sarkophag in der Mitte ruht der Sultan. Außerdem fanden hier noch sein Sohn und sein Bruder ihre letzte Ruhestätte.
    Wir laufen entlang der Galerie, von der aus man den Raum gut b esichtigen kann. Viele Ausländer befinden sich hier mit uns, denn das Mausoleum gehört zu den wenigen Bauwerken Marokkos mit religiöser Bedeutung, die auch von Touristen betreten werden dürfen.
    Ich bin überwältigt vo n dem imposanten Bauwerk und dem reich verzierten Grabraum. Kamal freut sich, dass er eine Sehenswürdigkeit ausgesucht hat, die mich begeistert. Wir besuchen noch ein kleines Museum, das auf dem Areal steht und verlassen dann den Platz.
    Jetzt wollen wir die Kasbah des Oudaias, die ganz in der Nähe liegt, besichtigen. Die Befestigungsanlage wurde von der Berber-Dynastie errichtet und befindet sich auf dem Oudaia Felsen oberhalb der Mündung des Bou-Regreg. Wir treten durch das mächtige, beidseitig verzierte Tor ,,Bab el Oudaia“ ein, das den Eingang in die Kasbah bildet.
    Ich bin jetzt durstig und die Füße tun mir in meinen Sandaletten weh. Ich bitte deshalb Kamal, eine Pause zu machen. Wir laufen durch enge, verwinkelte Gassen, an unten blau-und oben weißgetünchten Häuser vorbei. Sie haben kleine, teils vergitterte Fenster und reich verzierte Türen. Davor stehen große Blumenkübel mit farbenfrohen Zierpflanzen. Abgesehen von kleineren Geschäften, ist es hier sehr ruhig. Schließlich finden wir ein Café, von dem wir einen herrlichen Ausblick auf den Atlantik und den Strand von Rabat haben. Wir setzen uns an einen kleinen Tisch und als der junge Kellner uns nach unseren Wünschen fragt, bestellen wir uns einen starken Kaffee. Unsere Stühle rücken wir dicht nebeneinander, so dass wir uns ganz nahe sind. ,,Are you happy with me?“, fragt mich Kamal. Was für eine Frage! Natürlich bin ich sehr glücklich mit ihm und hoffe, dass es für immer so bleibt. Er guckt mich intensiv an und ich merke, wie ich unter seinem Blick leicht erröte. So eindringlich hat mich noch nie ein Mann angesehen! Es ist eine glückliche Fügung des Schicksals, dass wir uns beide kennengelernt haben. Ich fühle mich tief und innig mit ihm verbunden und empfinde eine sehr starke Zuneigung für ihn, die stetig zunimmt. Kann das Liebe sein? Mir ist beschwingt und heiter zumute und alle Sorgen und Nöte sind vergessen. Es zählt nur das Beisammensein mit Kamal, alles andere erscheint mir in diesem Augenblick unwichtig. Amors Pfeil hat mich direkt ins Herz getroffen. Plötzlich merke ich, wie ich sentimental werde und feuchte Augen bekomme. Kamal sieht meine Gemütsbewegung sofort: ,,Why are you crying, honey?“, fragt er mich. Warum ich weine?,,Ich weiß es nicht“, erwidere ich wahrheitsgemäß. Er hat ein Gefühlschaos in mir ausgelöst; es ist alles zu schön, um wahr zu sein.
    Als ob Kamal meine Gedanken gelesen hätte, redet er beruhigend auf mich ein : ,, We love each other and all will be okay.“ Er hat Recht, wir lieben uns und alles wird gut werden.
    Ich könnte noch stundenlang mit Kamal hierbleiben, mich unterhalten und den Ausblick genießen. Auch wenn wir manchmal belanglose Gespräche führen, ist mir jeder Moment mit ihm kostbar. Ich freue mich, dass ich so ein tiefes Gefühl für ihn empfinden kann. Es gibt Menschen, die in ihrem Leben nie ihrer großen Liebe begegnet sind und sie werden dann niemals erfahren, was es bedeutet, zu lieben und geliebt zu werden.
    Ich bin dankbar, dass ich schon in meiner Jugend diese Erfahrung machen kann. Man weiß nicht, was die Zukunft für mich und Kamal bereithält, aber  die Erinnerung an all die schönen Momente mit ihm, kann mir keiner mehr nehmen.
    Nachdem ich mich ausgeruht habe, schlendern wir noch eine Weile durch die Gassen. In einem kleinen Souvenirladen kaufe ich mir ein paar Postkarten, die ich an meine Mutter und meine Freundinnen verschicken will.
    Gegen Abend verlassen wir die Kasbah. Kamal wirkt glücklich, immer wieder sieht er mich von der Seite an und sagt lächelnd: ,, I love you, honey.“ Heute ist es schon das zehnte Mal, dass er diesen Satz sagt; ich habe mitgezählt. Langsam werde ich kindisch, glaube ich, aber es ist so schön, ihn bei allen Gelegenheiten aus seinem Mund zu hören:,,I love you, too“, antworte ich dann immer. Es ist wie ein Wortspiel
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