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Hypnose

Hypnose

Titel: Hypnose
Autoren: S Beerwald
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Brinkhus. Was hältst du von meinem zukünftigen … Schwippschwager, glaube ich, nennt sich das?«
    »Schwippschwager?«, echote Inka. »Ihr habt euch verlobt?« Inka und Rebecca gerieten vor Freude ganz aus dem Häuschen und umarmten die beiden überschwänglich. »Darauf müssen wir aber nun wirklich anstoßen!«
    Der weitere Abend verlief noch sehr harmonisch. Annabel und Jannis erzählten von ihrer geplanten Hochzeit auf Kreta, das Thema Hypnose kam nicht noch mal auf, stattdessen interessierten sich alle sehr für die Auswanderungspläne der beiden, die sie schon ziemlich bald in die Tat umsetzen wollten und Peter führte schließlich frisch geduscht und sichtlich stolz sein Heimkinosystem vor.
    Während sich Annabel und Rebecca Filme empfehlen ließen, kam Jannis zu Inka in die Küche und fragte, ob er etwas helfen könne.
    »Nein, nein – ich räume nur schnell die Teller in die Spülmaschine, solange Peter seine Filmsammlung zeigt. Ich bin sofort wieder bei euch.«
    Als sich Jannis trotzdem mit einem Teller in der Hand zur Spülmaschine bückte, sah Inka an der empfindlichen Stelle hinter seinem Ohr den Buchstaben A zwischen zwei griechischen Säulen eintätowiert.
    »Oh, du hast dir ja auch ein Tattoo machen lassen«, sagte sie und reichte ihm den nächsten Teller, da er sie mit einer Geste dazu aufforderte. »Du liebst dein Heimatland und Annabel wirklich sehr.«
    »Ja, sehr sogar«, sagte Jannis.
    War da ein Missklang in seiner Stimme? Nur ein Hauch, aber genug für Inka, um aufzuhorchen.
    Jannis bemerkte ihren fragenden Gesichtsausdruck. »Du registrierst aber auch alles mit deinen feinen Antennen.«
    Versuchte er da etwas mit seinem kurzen Auflachen zu überspielen? Inka ließ die restlichen Teller stehen, lehnte sich gegen die Küchenplatte und verschränkte die Arme.
    »Was ist los?«, fragte sie.
    Jannis schloss die Spülmaschine. Er horchte hinaus ins Wohnzimmer, wo gerade Johnny Depps Rolle in The Tourist das Thema war.
    »Der Film war gut«, sagte Jannis mit Blick in die Ferne. Mit seinen lagunenblauen Augen räumte Jannis gründlich mit dem Klischee auf, alle Griechen müssten braune Augen haben. In dem wässrigen Grünblau glaubte sie jetzt einen Tränenschimmer zu sehen. »Darin waren die beiden auch auf der Flucht«, fügte er hinzu.
    »Wieso auch ? Siehst du eure Pläne als Flucht an?«
    »Na ja, ist eine Auswanderung nicht immer so etwas wie eine Flucht?«
    »Willst du denn nicht weg?«
    Jannis zuckte mit den Schultern. »Ein bisschen wehmütig bin ich schon, und offen gestanden kommen mir immer wieder Zweifel, ob das alles so richtig ist. Ich meine, natürlich stehe ich hinter Annabels Idee, wieder in meinem Heimatland zu leben und dort spannende und verrückte Guided Tours anzubieten. In Deutschland bin ich aber groß geworden, und alle meine Freunde sind hier.«
    »Sieht so aus, als würde es Annabel leichter fallen, die Zelte hier abzubrechen.«
    Jannis nickte. »Wenn es nach ihr ginge, würden wir schon übermorgen den Container bestellen. Ich versuche sie jetzt auf Herbst zu vertrösten. Sie stellt sich das vielleicht auch ein bisschen wie Urlaub vor. Sommer, Sonne, Strand. Wie anstrengend die Arbeit bei kretischen Temperaturen sein kann, weiß sie nicht. Sie hat nur von Kindesbeinen an mit ihren Eltern auf Kreta Urlaub gemacht.«
    »Stimmt. Ich kann mich an Sommerferien erinnern, in denen ich neidisch zu Hause oder in einem verregneten, langweiligen Ferienlager saß, weil meine Mutter sich als Alleinerziehende keinen solchen Urlaub leisten konnte. Und was habe ich für einen Schock bekommen, als Annabel mir sagte, dass ihr Vater über eine Auswanderung nach Kreta nachdenke. Zum Glück stand ihre ältere Schwester vor dem Abitur, und ihr Vater wollte ihr dann doch keinen Schulwechsel in ein fremdes Land zumuten, sonst hätte ich wohl meine beste Freundin verloren. Später sind seine Pläne dann irgendwie wieder im Sande verlaufen. Wahrscheinlich auch nur ein kurzzeitiger Fluchtgedanke, weil ihm die Klinikleitung über den Kopf gewachsen ist.«
    »Willst du manchmal nicht auch davonlaufen?«, fragte Jannis.
    »Ach weißt du, vor mir selbst kann ich nicht weglaufen. Und so blöd das klingt, aber es ist wahr: Die Zeit heilt alle Wunden. Irgendwann werde ich mit Jonas’ Tod umgehen können. Überwinden werde ich es aber wohl nie.«
    »Du leidest noch sehr, nicht wahr?«
    Inka machte eine vage Geste mit den Händen. »Ja, natürlich gibt es noch Tage, an denen es mir nicht gut geht, aber
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