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Hypnose

Hypnose

Titel: Hypnose
Autoren: S Beerwald
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ich stehe das schon durch. Ich habe ja auch schon einigen Abstand gewonnen, vielleicht habe ich auch viel verdrängt, kann sein, weil ich mich an vieles rund um die Geburt gar nicht mehr richtig erinnern kann. Aber dadurch wird der Schmerz kleiner. Und durch die Hypnose hoffe ich jetzt, das alles zu verarbeiten.«
    Die Unstimmigkeiten mit Peter muss ich auf jeden Fall vor der nächsten Hypnosestunde klären, dachte Inka.
    Wenn nur diese verdammten Kopfschmerzen nicht wären. Wahrscheinlich fehlten ihr doch die Zigaretten. Zwar hatte sie sich welche angezündet, aber danach keinen einzigen Zug mehr genommen. Einfach vergessen. Aber nicht nur die Kippen. Sie konnte sich auch nicht daran erinnern, was Doktor Brinkhus unter Hypnose zu ihr gesagt hatte. Beinahe gespenstisch. Aber darüber nachzudenken war müßig – Hauptsache, die Hypnose half.
    »Ach, Inka, ich wünsche dir von Herzen, dass du wieder ganz die Alte wirst und du dein Leben mit Peter genießen kannst. Das … das habt ihr euch mehr als verdient.«
    Sie wurde verlegen. »Ach, was hat man im Leben schon verdient, Jannis. Komm, lass uns wieder zu den anderen gehen. Es ist Zeit fürs Tiramisu.«
    Peter war schon im Bett, als sie nach Mitternacht aus dem Bad ins Schlafzimmer kam. Auch das ein Traum aus Schöner Wohnen : in Blau und Weiß gehalten mit Korbmöbeln und einer sattgrünen Palme am Fenster. Peter lag nur mit einem Laken bedeckt auf der Seite, und seinen tiefen Atemzügen nach zu urteilen, war er bereits eingeschlaf en. Ein Bild von einem Mann, zum Anbeißen. Am liebsten hätte sie sich bemerkbar gemacht und sanft an seinem Ohrläppchen geknabbert, um ihn zu einer kleinen Runde Sex zu bewegen. Sie wollte seine Nähe spüren und hoffte, dadurch den schwelenden Kontroversen die Glut zu nehmen.
    Doch das Diensthandy neben seinem eigenen Handy auf dem Nachttisch sagten ihr, dass er heute Nacht Bereitschaft hatte, und sie wusste, wie ungehalten er reagieren würde, wenn sie ihn jetzt noch einmal weckte, wo ihm vielleicht sowieso nicht viel Schlaf blieb.
    Ein wenig enttäuscht schlüpfte Inka unter ihre Bettdecke. Diese Bereitschaftsdienste waren einfach unerträglich. Nicht nur für Peter, auch für ihre Beziehung. Keine klärenden Worte, kein Kuscheln und wieder ein Abend, an dem sie kein Herzchen in ihren Zykluskalender malen konnte. Dabei wollte sie doch so gerne wieder schwanger werden.
    Mit diesem Gedanken fiel sie in einen unruhigen Schlaf.
    Es war so warm, fast schwül. Sie wand sich hin und her, spürte die rasenden Kopfschmerzen, dachte an die Tabletten in der Nachttischschublade, aber sie war wie gefangen in einem merkwürdigen halb wachen Zustand, wie in Trance, unfähig, etwas daran zu ändern.
    Da klingelte das Handy.
    Peter befreite sich aus ihrem Klammergriff. Hatte sie die Hand an seinem Hals gehabt? Schlaftrunken hörte Inka, wie Peter sagte: » Olgastraße, okay. Bin gleich da.«
    Sie blinzelte und schaute auf den Radiowecker. Ein Uhr zwölf. Eins, zwölf. Wie die Ziffern ihres Geburtstags. Erster Dezember. Dann dachte sie noch, dass Annabel und Jannis dort wohnten und dass die Olgastraße sich aber glücklicherweise sehr lange hinzog, und schlief wieder ein.
    ✴
    Inka blinzelte in die Morgensonne. Beim Blick auf den Wecker sprang sie aus dem Bett, huschte unter die Dusche, rubbelte ihre Haare nur mit einem Handtuch trocken, zog Jeans und Bluse von gestern Abend an und verließ ohne Morgenkaffee das Haus.
    Neun Uhr. Die Glocken der Leonhardskirche läuteten, als sie kurz darauf auf ihrem himmelblau-weißen Oldtimer-Moped die Olgastraße hinunterfuhr. Die rüstige Dame, von ihr liebevoll Mathilda genannt, war eine NSU Quickly, vom schwäbischen Hersteller ursprünglich als Fahrrad mit Hilfsmotor angepriesen, Baujahr 1963, generalüberholt, und brachte es bergab immerhin auf fünfzig Stundenkilometer. Sie hatte Mathilda vor zwei Jahren zum erschwinglichen Preis von eintausendzweihundert Euro gekauft und sich damit einen Traum erfüllt. Gerade in einer Stadt wie Stuttgart leistete ihr das Moped hervor ragende Dienste, besonders wenn sie als Journalistin schnellstmöglich in die hintersten Ecken fahren musste. Bis die anderen einen Parkplatz hatten, war sie längst an Ort und Stelle.
    Vor dem Mehrfamilienhaus, in dem Annabel und Jannis in einer großzügigen Jugendstilwohnung im dritten Stock lebten, stellte sie ihre Mathilda kurzerhand in eine kleine Parkplatzlücke zwischen zwei Autos, die heute sogar mal wieder in zweiter Reihe
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