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Hypnose

Hypnose

Titel: Hypnose
Autoren: S Beerwald
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durch die Hypnotherapie endlich geheilt. Die sechzehn Kilo habe ich zuvor mit Hilfe einer Diät abgenommen, das habe ich ja schon öfters geschafft. Aber dann dachte ich mir, ich muss dem Jo-Jo-Effekt zuvorkommen, und habe mich zu diesen ambulanten Hypnose-Gruppenstunden angemeldet. Das war im Nachhinein die einzig richtige Entscheidung!«
    »Okay, aber das hättest du mir ruhig vorher sagen können«, sagte Jannis und klang noch immer verstimmt.
    Inka schaute unauffällig auf die Uhr. Peter hatte versprochen, spätestens zum Eintreffen der Freunde da zu sein.
    »Was wollt ihr denn trinken? Annabel, ein Bitter Lemon, wie immer? Und Jannis, ein Ginger Ale?«
    »Gerne!«, sagten beide wie aus einem Mund.
    Inka ging in die Küche und warf einen Blick auf ihr Handy, das sie nur privat nutzte. Eines, mit dem man nur telefonieren und SMS schreiben konnte, steinalt und ohne Schnickschnack. Auch wenn sie ansonsten mit der Technik ging – schon allein ihres Berufs wegen –, so hatte sie doch eine Schwäche für alte Sachen, für Dinge mit Bestand, vielleicht auch, weil in ihrem schnelllebigen Job die Tageszeitung von gestern schon ein Archivprodukt war.
    Hatte Peter angerufen? Nein, nichts. Bestimmt hatte er nicht bemerkt, wie spät es bereits war. Sie wählte seine Nummer, doch anstelle des Rufzeichens ertönte wie so oft diese elend vertraute weibliche Stimme vom Band: »Der gewünschte Gesprächspartner ist vorübergehend nicht zu erreichen …« Dabei wusste sie, dass Peter heute keine Tatortbereitschaft hatte, weil er noch einen Fall abschließen wollte – und das bedeutete Schreibtischarbeit.
    Irritiert legte Inka ihr Handy zurück auf die Küchenzeile. Diese Kopfschmerzen. Verdammt, warum ausgerechnet heute? Zeit für eine Schmerztablette.
    Nachdem sie diese mit einem Schluck Wasser hinuntergespült hatte, legte sie die vorbereiteten Bruschette in den Ofen, nahm die Flaschen für Annabel und Jannis aus dem Kühlschrank und machte sich selbst einen Wodka Lemon.
    Als sie zurück ins Wohnzimmer kam, stand Annabel in der offenen Terrassentür und warf einen despektierlichen Blick auf den Aschenbecher mit der verglommenen Zigarette.
    »Wolltest du dir das Rauchen nicht abgewöhnen?«, fragte sie. »Drei Schachteln am Tag können nicht gesund sein …«
    »Lass sie doch«, sagte Jannis, und es klang so, als wollte er Inka trotz ihrer Unvernunft in Schutz nehmen.
    »Zwei Schachteln«, korrigierte sie ihre Freundin.
    »Jede Zigarette ist zu viel«, sagte Annabel ungerührt.
    Erst recht, wenn ich wieder schwanger werden will , setzte Inka gedanklich hinzu, und sagte dann: »Das ist gar nicht so ein fach einzusehen, wenn man süchtig ist.«
    »Du hast es doch schon einmal geschafft!« Im selben Augenblick wurde Annabel offensichtlich bewusst, dass sie diese Bemerkung besser nicht gemacht hätte.
    Ja, dachte Inka . Ich habe es schon einmal geschafft. Ich habe fast zehn Monate lang nicht geraucht, bin von zwei Schachteln am Tag auf Null runter, als ich von meiner Schwangerschaft erfahren habe. Und am 22. Dezember, dem Tag der Geburt, habe ich wieder damit angefangen, nachdem ich unser Kind hier in diesem Wohnzimmer tot zur Welt gebracht habe.
    Mit gesenktem Blick und einem dicken Kloß im Hals servierte sie die Getränke. »Ich versuche es ja, wieder aufzuhören. Auch mit Hypnose.«
    »Was?«, fragte Jannis und sah erneut vom CD -Regal auf.
    »Ja, mit Gruppenhypnose«, wiederholte Inka. »Wie Annabel bei Doktor Brinkhus.« Jetzt war die Neuigkeit heraus.
    »Aha«, sagte Rebecca.
    »Und ohne mir etwas davon zu sagen?«, rief Annabel.
    Inka wollte gerade zu einer Erklärung ansetzen, als sie ein Geräusch an der Haustür hörte. Kurz darauf folgten Schritte im Flur.
    Peter kam lächelnd herein, sein Jackett lässig über der Schulter. Er hätte für ein Männermagazin Modell stehen können – mit seiner Größe und der Figur sowieso. In seine Augen, eingerahmt von dichten, schön geschwungenen Brauen, hatte sie sich damals zuerst verliebt. Rund um die Pupille waren sie bernsteinfarben und gingen dann in einen sanften graublauen Ring über. Selten, so etwas. Heute allerdings lag ein Schatten in seinem Blick, und er wirkte ziemlich abgekämpft.
    »Warum gehst du nicht an dein Handy, Igelchen?«, fragte er und gab ihr einen Kuss. Sein Bart piekte, wie immer am dritten Tag, an dem er sich vor dem Rasieren drückte. »Ich habe dich von unterwegs angerufen. Die Rotenwaldstraße raus war totaler Stau, nichts zu machen!« Jetzt erst
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