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Hypnose

Hypnose

Titel: Hypnose
Autoren: S Beerwald
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und begrüßte sie mit Küsschen auf die Wangen. Annabel hatte mit diesem Mann wirklich einen guten Fang gemacht, das gestand sie ihrer Freundin neidlos zu. Obwohl beide schon vor ihrem Kennenlernen im Stuttgarter Olgaviertel gewohnt hatten, musste Annabel vor vier Jahren erst eine Singlereise nach Kreta unternehmen, wo sich Jannis als Reiseleiter in die füllige und ebenfalls sehr lebenslustige Frau verliebte. Er hatte sein Glück kaum fassen können, weil Annabel es tatsächlich ernst mit ihm meinte und sie keine dieser Frauen war, die es nur auf ein Urlaubsabenteuer abgesehen hatten. Jannis hatte einen südländischen Charme, dem sich auch Inka nicht immer entziehen konnte, besonders wenn seine Umarmung mal wieder etwas länger dauerte.
    »Na, na«, schimpfte Annabel gespielt eifersüchtig und drängte sich zur Begrüßung vor. »Lass dich umarmen, meine Süße. Ich freu mich so auf den Abend!«
    Auf den ersten Blick war Annabel im Vergleich zum letzten Winter auffallend schlank geworden – augenscheinlich zeigte dieses Mal eine ihrer Diäten doch ihre Wirkung. Dabei passten die Rundungen zu Annabel, und sie war mit ihrem hübschen bunten Oberteil und dem Rock wie immer sehr gut angezogen. Niemand konnte sich erinnern, sie je in einer Hose oder gar in einem Jogginganzug gesehen zu haben. Weil sich Annabel jedoch nichts sehnlicher wünschte, als endlich schwanger zu werden, hatten ihr die Ärzte dringend dazu geraten, ihr Gewicht zu reduzieren. Offensichtlich war ihr Kinderwunsch dieses Mal ein großer Ansporn gewesen.
    »Ich darf doch wohl die Gegenwart von drei gut aussehenden Mädels genießen, solange ich hier der Hahn im Korb bin«, warf Jannis ein und umarmte Rebecca. Danach wandte er sich wieder Annabel zu und gab ihr einen Kuss. »Von denen du mir allerdings die Liebste bist.« Auch wenn er es etwas ungeschickt formuliert hatte, so wusste doch jeder, dass Jannis eine treue Seele und kein Schürzenjäger war, sehr wohl aber die Gesellschaft hübscher Frauen schätzte.
    Rebecca, Annabel und Inka – das gefürchtete Dreiergespann, dem schon in der Schulzeit kein Lehrer gewachsen war. Vor gut fünf Jahren hatten sie sich beim zehnjährigen Abitreffen wiedergefunden, festgestellt, dass sie nach Studium und Ausbildung alle wieder in derselben Stadt lebten und immer noch auf einer Wellenlänge lagen, und seither trafen sie sich so oft wie möglich. Da Inka im vergangenen halben Jahr jedoch nicht der Sinn nach Besuch gestanden hatte und die Wohnung ohnehin eine Baustelle gewesen war, war es für ein Wiedersehen nun höchste Zeit geworden.
    »Schaut mal, wie ich abgenommen habe!«, rief Annabel. Sie drehte sich um ihre eigene Achse, ließ ihre Hüfte kreisen und machte mit den Händen Bewegungen wie ein Cheerleader-Girl. Bei ihrer üppigen Figur mutete das befremdlich an, obwohl Annabel wirklich einige Kilos verloren hatte.
    »Ich fühle mich wie neugeboren! Ich passe jetzt in Größe 44!« Wieder eine von tausend Diäten, die Annabel vom Jammertal des Hungerns auf den Siegesolymp erhoben und zurück ins tiefe Verlies bei Wasser und Brot stießen – und das mit der Geschwindigkeit eines Achterbahnwagens. Für Inka war es leidvoll mit anzusehen, doch Annabel sprang trotzdem immer wieder auf den Zug auf – in der Hoffnung, eines Tages Größe 38 tragen zu können.
    »Ich weiß schon, was ihr denkt, aber dieses Mal habe ich sechzehn Kilo abgenommen und durch die Hypnosetherapie halte ich mein Gewicht ohne Probleme!«
    » Hypnos e ?« Jannis legte die CD , die er aus dem Regal genommen hatte, wieder aus der Hand. »Davon hast du mir nichts gesagt.«
    Annabel wirkte verlegen. »Na ja, ich habe nur meinen Mädels davon erzählt, ich weiß doch, wie ihr Männer auf Sachen reagiert, die man nicht rational erklären kann. Seit der Therapie bringe ich jedenfalls kein Stück Sahnetorte mehr runter, weil die für mich jetzt widerlich bitter nach Oliven schmeckt – das klingt verrückt, ich weiß. Erklären kann ich’s auch nicht, aber ich schwör’s euch. Aber meinem Schwager, der die Privatklinik meines Vaters hier in Stuttgart übernommen hat, kann ich schließlich vertrauen. Mein Vater war ein Verteidiger der alten psychiatrischen Schule, aber seit Walter die Klinik leitet, bietet er Hypnoanalyse in Verbindung mit Musik- und Atemtherapie, Feldenkrais und solche kreativen Gestaltungsgruppen an, und er kann sich vor Anfragen kaum retten. Die meisten haben, so wie ich, viele gescheiterte Therapien hinter sich und werden
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