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Hutch 01 - Gottes Maschinen

Hutch 01 - Gottes Maschinen

Titel: Hutch 01 - Gottes Maschinen
Autoren: Jack McDevitt
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besaß schieferfarbenes Haar und einen Silberblick, der möglicherweise vom Entziffern zu vieler Ideogramme herrührte. Nichtsdestotrotz war sein soziales Ansehen unglaublich hoch: jeder mochte ihn, Frauen liebten ihn (er besaß vier Exfrauen), und wer ihn gut genug kannte, würde mit ihm in jede Schlacht ziehen.
    Er war ein Meister seines Fachs, ähnlich den Paläontologen, die einen ganzen Dinosaurier aus einem Schenkelknochen rekonstruieren konnten. Henry schien fähig, aus einer Urne eine vollständige Gesellschaft wiederauferstehen zu lassen.
    Er folgte Carson durch den leeren Gemeinschaftsraum und die Treppe hinab zur Zentrale. Janet Allegri verrichtete Dienst in der Operationszentrale. Sie hob den Daumen zu einem aufmunternden Zeichen.
    Schlickkriecher und Stachelfische bewegten sich im Wasser hinter dem gebogenen Sichtpaneel. Der Meeresboden unter ihnen war kreuz und quer mit Markierungslampen übersät. Von der Wasseroberfläche fiel nur schwaches Sonnenlicht herab, und der Tempel verlor sich in der allgemeinen Düsterkeit. Sie marschierten hinüber in die Flutkammer und legten Flickingergeschirre und Jets an. Voller Vorfreude rieb Henry sich die Hände.
    Carson straffte seine Schultern in bester militärischer Manier. Er war ein mächtiger Mann mit quadratischem Schädel und scharfen Augen, denen nichts entging. Es überraschte niemanden zu erfahren, daß Carson Colonel der Nordamerikanischen Streitkräfte gewesen war, bevor er in den Ruhestand versetzt wurde.
    »Das ist erst der Anfang, Henry. Ich bleibe dabei, wir sollten hier weitermachen. Was können sie schon unternehmen, wenn wir uns weigern zu gehen?«
    Henry seufzte. Carson verstand nichts von Politik. »Sie würden der Akademie ein gewaltiges Feuer unter dem Hintern machen, Frank. Und wenn wir beide dann wieder zu Hause wären, dürften wir nur noch Schulklassen unterrichten. Vielleicht müßten wir uns sogar vor einem Gericht verantworten.«
    »Man muß ein gewisses Risiko für die Dinge auf sich nehmen, an die man glaubt, Henry.«
    Henry hatte bereits darüber nachgedacht. Abgesehen von der Erde, war man nur auf drei weitere Welten gestoßen, die intelligentes Leben und Zivilisationen hervorgebracht hatten. Nur eine dieser Zivilisationen existierte noch. Die Nok auf Inakademeri. Die Einwohner von Pinnacle waren seit einer Dreiviertel Million Jahren ausgestorben.
    Und Quraqua.
    Quraqua war eine Goldmine. Pinnacle war bereits zu lange tot, und auf Inakademeri waren die Möglichkeiten zu Forschungen wegen der Nok in der Nachbarschaft beschränkt. Aber hier auf Quraqua gab es kaum einen graduierten Studenten, der noch keine vergrabene Stadt entdeckt, noch nicht die Ursache für eine Völkerwanderung gefunden oder die Spuren einer unbekannten Kultur erforscht hatte. Mit Quraqua war das Goldene Zeitalter der Archäologen angebrochen. Henry Jacobi wußte, wie ungeheuer wichtig es war, diese Welt zu retten. Aber er verspürte nicht die geringste Lust, das Leben von irgendeinem seiner Leute für dieses Ziel zu gefährden. Er war zu alt für diese Art von Problemen.
    »Weiß Maggie schon, daß wir drin sind?«
    »Sie kriegt jeden Augenblick Bescheid. Die Ärmste kommt überhaupt nicht zur Ruhe, Henry.«
    »Sie kann sich ausruhen, wenn wir hier weg müssen.« Maggie war seine Chefphilologin, eine echte Kodeknackerin. ›Leserin nicht zu entziffernder Inschriften‹. Eine Diode an seinem linken Handgelenk blinkte grün, und er aktivierte das Energiefeld.
    Carson drückte auf den Knopf mit der Aufschrift ›BEGINNEN‹. Die Schleusentüren schoben sich langsam auseinander, und Wasser schoß durch den Spalt auf das Deck.
    Die Sicht hier draußen war schlecht. Sie befanden sich viel zu nah an der Küste. Die Markierungsleuchten waren immer schnell verdreckt, denn das Wasser war ständig voller Sand. Man konnte nur selten die gesamte Tempelanlage überblicken.
    Der Tempel der Winde.
    Das war nichts als ein bitterer Witz. Der Tempel lag unter Wasser, seitdem ein gewaltiges Erdbeben in der Zeit Thomas Jeffersons stattgefunden und eine neue Küstenlinie erzeugt hatte. Der Tempel war ehemals ein militärischer Stützpunkt gewesen, dann zu einer Heimat zahlreicher Götter und einem Ort geworden, zu dem Reisende aus der ganzen Welt wallfahrten, lange bevor Menschen die ersten Ziegelsteine in Ninive oder Ur aufeinanderschichteten.
    Sic transit.
    Fische schossen durch das Wasser und begleiteten sie. Auf der linken Seite bewegte sich ein großer Schatten, und Carson
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