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Hutch 01 - Gottes Maschinen

Hutch 01 - Gottes Maschinen

Titel: Hutch 01 - Gottes Maschinen
Autoren: Jack McDevitt
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wiederentdeckt worden. Na, egal. Tull beneidete das Volk auf der Welt.«
    »Die Quraquat.«
    »Ja.«
    »Warum?«
    »Das ist nicht ganz klar. Die Quraquat nahmen wohl an, daß es offensichtlich wäre, warum ein Unsterblicher so dachte. Sie lieferten keine Erklärung, jedenfalls nicht in den Aufzeichnungen, die wir bis heute gefunden haben.
    Und hier drüben hat Tull eine demütige Haltung eingenommen. Er erbittet von seiner Mutter das Geschenk der Sterblichkeit. Beachten Sie die universelle Geste der ausgestreckten Hände.
    Und hier …« Linda machte einen Schritt an Henry vorbei, »… hier ist er der Lehrer.
    Und hier befindet er sich im Krieg. Seine Arme sind kampfbereit erhoben, und sein Gesichtsausdruck ist wild.« Die rechte Hand der Figur war abgebrochen. »Wahrscheinlich hat er eine Waffe gehalten«, sagte Linda. »Er besaß gegenüber den Quraquat einen gravierenden Nachteil. Als seine Mutter ihn sterblich gemacht hatte, vergaß sie nämlich, ihm seine restlichen göttlichen Fähigkeiten zu nehmen. Er verstand die Leiden seiner Feinde. Und er konnte in die Zukunft blicken. Er wußte, daß ihn der Tod in der Schlacht erwartete. Und er wußte sogar, auf welche Art er kommen würde.«
    Die Krokodilsgestalt des Gotteshelden strahlte Würde aus. Auf einem weiteren Fries dachte er über die Sterblichkeit nach, und der dunkel gewandete Tod stand an seiner Seite.
    Linda fuhr fort: »Schließlich bittet er seine Mutter darum, daß sie ihn wieder zu einem Gott erhebt. Hier, sehen Sie die flehenden Hände.«
    Henry nickte. »Ich nehme an, seiner Bitte wurde entsprochen?«
    »Telmon überließ ihm die Entscheidung. Ich werde deiner Bitte nachkommen. Aber du hast eine weise Wahl getroffen. Fahre fort wie bisher, und man wird dich lieben, solange es Menschen auf der Welt gibt. Natürlich sagte sie nicht ›Menschen‹, sondern benutzte das quraquatische Äquivalent.«
    Linda ließ den Scheinwerfer auf dem letzten Tableau ruhen. Tull hatte seine Entscheidung getroffen und stieg ein letztes Mal in die Rüstung.
    »Nach seinem Tod gab Telmon ihm einen Platz zwischen den Sternen.« Linda drehte sich zu Henry um. »Das ist die Moral von der Geschichte. Der Tod ist unausweichlich. Selbst die Götter werden ihm schließlich unterliegen. So ähnlich wie in den Mythen der Wikinger. Ihm freiwillig gegenüberzutreten ist ein Maß für wahre Göttlichkeit.«
    Die dunkel gekleidete Gestalt machte Henry unruhig. »Irgend etwas kommt mir daran bekannt vor«, sagte er.
    Carson schüttelte den Kopf. »Für mich sieht es nur aus wie der Grundtyp des Sensenmannes.«
    »Nein.« Henry hatte die Gestalt schon irgendwo gesehen. »Das ist doch kein Quraquat, oder?«
    Art deutete mit seinem Scheinwerfer auf die Gestalt. »Sagen Sie das noch mal!«
    »Es ist kein Quraquat! Sehen Sie genau hin!«
    Linda meinte: »Nein, Sie haben recht. Macht das etwas aus?«
    »Vielleicht nicht«, sagte Henry. »Möglicherweise täusche ich mich. Aber sehen Sie noch mal genau hin. An was erinnert es Sie?«
    Carson nahm einen tiefen Atemzug. »Das Ding auf Iapetus. Es sieht aus wie das Monument.«
     
    Lieber Phil,
    heute haben wir einen vollständigen Satz der Stationen Tulls gefunden. Ich habe Einzelheiten beigefügt. Außerdem sende ich Ihnen Kopien von acht Keilen mit Inschriften in Casumel Linear C. Wir haben unverschämtes Glück gehabt: Der Tempel ist in phantastischem Zustand, wenn man bedenkt, daß er in der Nähe des Meeres gestanden hat und daß er in den letzten Jahrhunderten sogar versunken war.
    Wenn wir die Zeit hätten, würden wir jetzt eine große Feier veranstalten. Aber wir kommen dem Ende immer näher, und in wenigen Wochen müssen wir alles den Terraformern überlassen. Wir sind das letzte Team hier auf Quraqua. Alle anderen wurden bereits abgezogen. Henry – Gott segne ihn – wird erst dann gehen, wenn sie auf den Knopf drücken.
    Jedenfalls hat Ihr Wunderkind eine Goldader gefunden. Henry glaubt sogar, daß man die neue Bibliothek der Akademie nach mir benennen wird.
    Linda.
     
    - Linda Thomas in einem Brief an ihren Mentor
    Dr. Philipp Berthold, Universität Antioch.
    Datiert vom 211ten Tag im 28sten Jahr der Quraqua-Mission.
    (Eingetroffen in Yellow Springs, Ohio, am 28. Mai 2202)

 
2.
     
     
    Princeton. Donnerstag, 6. Mai 2202; 1730 Uhr.
     
    Hutch schaltete den Motor ab, und die Scheinwerfer erloschen. Sie beobachtete, wie die erste Welle von Büroangestellten nach draußen kam und sich rasch im Sturm verlief. Die meisten eilten in
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