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Hutch 01 - Gottes Maschinen

Hutch 01 - Gottes Maschinen

Titel: Hutch 01 - Gottes Maschinen
Autoren: Jack McDevitt
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In Henrys Ohrhörern ertönte ein Gewirr überglücklicher Stimmen:
    »Dies hier war sicher einmal ein Tisch!«
    »Diese Symbole sind aus der Casumel-Serie. Richtig?«
    »Art, sehen Sie sich das hier an!«
    »Ich glaube, da hinten ist noch mehr!«
    »Hierher! Kommt alle hierher!« Linda befand sich in einem Raum an der Nordseite und hielt den Strahl ihrer Lampe auf ein Relief gerichtet. Es zeigte drei Quraquat-Figuren. Trifon berührte zaghaft das Gesicht einer der Gestalten.
    Vorsichtig fuhren seine Finger über das Kinn und den vorstehenden Mund. Die Quraquat waren warmblütige zweibeinige Kreaturen gewesen. Sie hatten ein Fell besessen, doch ihre Gestalt erinnerte vage an Reptilien – Alligatoren mit ausdrucksvollen Gesichtern statt langer Kiefer und hirnlosem Grinsen. Diese hier waren bekleidet, und sie hatten ein vierbeiniges Tier bei sich.
    »Henry?« Linda winkte ihn zu sich heran.
    Die Gestalten wirkten majestätisch. Sie strahlten Macht und Würde aus. Henry fragte: »Sind es Götter?«
    »Was sonst?« entgegnete Tri.
    »Nicht im eigentlichen Sinn«, sagte Linda. »Dies hier ist Telmon, die Schöpferin.« Sie zeigte auf die Figur in der Mitte, welche die anderen überragte. »Sie ist die Große Mutter. Und die beiden anderen hier sind ihre Aspekte: Vernunft und Leidenschaft.«
    »Die Große Mutter?« In Henrys Stimme lag Überraschung. Zum Zeitpunkt ihres Niedergangs hatten die Quraqua eine männliche Gottheit als höchstes Wesen verehrt.
    »Matriarchalische Gesellschaften waren hier völlig normal«, erwiderte Linda. Tri hatte in der Zwischenzeit damit begonnen, alles zu holografieren, und Linda posierte neben dem Relief. Für die Perspektive – jedenfalls mehr oder weniger. »Wenn wir jemals eine vernünftige Analyse des Unteren Tempels zustande bringen sollten, werden wir feststellen, daß während dieser Epoche ein Matriarchat herrschte. Ich könnte darauf wetten. Und wir werden Telmon in dieser Epoche wiederfinden.«
    Carsons Stimme kam über Jacobis persönlichen Kanal: »Henry, hier ist etwas, das Sie sich vielleicht ansehen sollten!«
    In der größten Kammer wartete Frank Carson vor einem weiteren Relief. Er winkte Henry zu sich heran und hob seine Lampe. Noch mehr Quraquat-Figuren. Diese hier schienen in eigenständigen Tableaus gruppiert zu sein. »Es gibt zwölf davon«, sagte Carson mit bedeutungsvoller Stimme. »Wie bei den christlichen Kreuzwegstationen.«
    »Mystische Zahl.«
    Henry bewegte sich schweigend durch die Kammer. Die Reliefs waren meisterhaft gearbeitet. Mit der Zeit waren Stücke herausgebrochen, andere waren erodiert. Aber ansonsten waren sie noch vollständig, jeder Quraquat mit der gleichen gottähnlichen Würde. Sie trugen Harken und Speere und Schriftrollen. Ganz am Ende der Reihe befand sich eine furchteinflößende Figur mit Gesichtszügen, die teilweise von einer Kapuze verdeckt waren.
    »Der Tod«, erklärte Linda.
    Es ist überall das gleiche, dachte Henry. Ob hier oder in Babylon oder in New York. Jeder hat die gleiche Vorstellung vom Tod.
    »Wissen Sie, was das alles hier bedeuten soll?«
    Linda strahlte. »Es ist die Geschichte von Tull, dem Erlöser.« Sie zeigte auf das erste Tableau. »Hier: Tull erhält von Telmon den Wein der Sterblichkeit zum Geschenk. Und hier steht er hinter einem Pflug.«
    Die Mythologie der Quraquat war nicht Henrys Spezialgebiet, aber er kannte die Bedeutung Tulls. »Eine Christusfigur«, sagte er. »Osiris, Prometheus.«
    »Genau. Sehen Sie her, hier: der Besuch beim Waffenschmied.« Sie schritt vor an den Friesen entlang und machte vor jedem eine kurze Pause. »Und hier: die Schlachten.«
    »Irgendwas stimmt nicht daran«, sagte Carson. »Ist dieser Mythos nicht viel jünger als die Epoche, aus der der Tempel stammt?«
    »Wir wissen noch nicht genug darüber, Frank«, erwiderte Linda. »Möglicherweise ist der Ort gar nicht so alt, wie wir gedacht haben. Aber das ist im Augenblick nicht so bedeutsam, verglichen mit der Tatsache, daß wir einen vollständigen Satz von Tableaus gefunden haben.«
    »Es ist einfach wunderbar«, sagte Henry. »Man wird sie im Westflügel aufstellen und unsere Namen darunter schreiben.«
    Jemand fragte, was die Reliefs darstellen sollten.
    Linda antwortete: »Hier. Hier beginnt die Geschichte. Tull ist noch ein kleines Kind und blickt auf die Welt hinab.«
    »Ein Globus«, sagte Art. »Sie wußten, daß ihre Welt eine Kugel war!«
    »Dieses Wissen ist mehrmals verlorengegangen und in verschiedenen Epochen
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