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Hutch 01 - Gottes Maschinen

Hutch 01 - Gottes Maschinen

Titel: Hutch 01 - Gottes Maschinen
Autoren: Jack McDevitt
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Feldes frieren. Er war großgewachsen und strahlte die Art von selbstbewußter Würde aus, die man nur bei Menschen findet, die auf ihrem Gebiet einigen Ruhm erlangt haben und sich ganz gut damit zurechtfinden.
    Trotz seiner sechzig Jahre war Richard ein Mann von bemerkenswerter Vitalität und Robustheit. Er war dafür bekannt, hin und wieder gerne über den Durst zu trinken. Er liebte Parties und genoß die Gesellschaft von Frauen, doch er achtete sorgfältig darauf, mit Hutchins, seiner Pilotin, eine rein geschäftliche Beziehung zu unterhalten. In seiner Erscheinung war etwas, das an die Propheten des Alten Testaments erinnerte. Er besaß dichtes weißes Haar und einen weißen Schnurrbart, und seine Wangenknochen waren hochstehend, der Blick seiner blauen Augen durchdringend. Doch das war alles nur Fassade. In Hutchins’ belustigten Augen war er nicht mehr als eine zahme Miezekatze.
    Richard war bereits häufiger hier gewesen, und in übertragenem Sinne war das hier so etwas wie sein Geburtsort.
    Das Erste Monument. Der höchst unwahrscheinliche Kontakt – der eigentlich gar keiner war –, der die Menschheit vor zwei Jahrhunderten endgültig mit der Tatsache konfrontiert hatte, daß sie nicht allein im Universum war. In der Zwischenzeit hatten Forscher draußen, zwischen den Sternen, dreizehn weitere Monumente gefunden. Jedes war anders. Nach Richards Überzeugung gab es Tausende.
    Die Großen Monumente waren seine alles überwältigende Leidenschaft. Ihre Abbildungen bedeckten die Wände seines Hauses in Maine: Eine wolkige Pyramide in der Umlaufbahn einer felsigen Welt des blau-weißen Sirius-Systems, eine Ansammlung schwarzer kristallener Kugeln und Zylinder auf einem schneebedeckten Feld in der Nähe des Südpols des leblosen Planeten Aramis V ein transparenter Keil im Orbit von Arcturus. (Hutchins Kehlkopfmikro war eine erstaunlich genaue Miniatur des arcturischen Keils.) Das Spektakulärste aller Relikte war ein Objekt von der Form eines runden Pavillons mit Säulen und Stufenreihen, das auf einem mißgestalteten Asteroiden im Procyon-System gefunden worden war. (Richard hatte zu ihr gesagt: »Es sieht aus, als müßte jeden Augenblick ein Orchester auftreten.«) Hutchins hatte bisher nur Bilder gesehen und noch keinen der magischen Funde selbst besichtigt. Aber sie würde es tun. Eines Tages würde sie vor den anderen Monumenten stehen und die Gegenwart ihrer Schöpfer genauso spüren wie hier. Allein auf sich gestellt, wäre es schwierig gewesen; es gab viele Piloten und nur wenige Missionen. Aber Richard hatte eine verwandte Seele in ihr entdeckt. Er wollte, daß sie die Monumente besuchte. Ihre Reaktionen erinnerten ihn an seine eigenen Gefühle, als er zum ersten Mal hier gestanden hatte. Und außerdem war sie eine verdammt gute Pilotin.
    Das einzige Monument, das man als Selbstportrait interpretieren konnte, war das hier auf Iapetus. Die Flügel des Dings waren halb zusammengefaltet. Die krallenbewehrten sechsgliedrigen Hände – fünf Finger und ein Daumen – waren zum Saturn erhoben. Für Richard war es eindeutig weiblich, fast erotisch, wie das Ding mit ausgebreiteten Armen und leicht gespreizten Beinen dastand, sein Gewicht leicht nach vorn verlagert.
    Es stand auf einem Block aus Eis, der etwa ein Drittel seiner eigenen Höhe besaß, und starrte mit blinden Augen über die Ebene. Drei Reihen scharf umrissener, weißer Symbole waren in das Eis geritzt. Für Hutchins sahen sie elegant und zierlich aus, fast wie eine Art arabischer Schriftzeichen. Als die Sonne sich über den Himmel voranbewegte, umarmte das Licht die Symbole und spielte auf ihnen. Sie wirkten irgendwie lebendig. Niemand hatte bisher vermocht, die Inschrift zu enträtseln.
    Der Sockel war etwa anderthalb Mal so breit wie Hutchins’ Spannweite mit ausgestreckten Armen. Das Wesen selbst besaß eine Größe von vielleicht dreieinhalb Metern. Man wußte, daß es ein Selbstportrait war, denn Steinitz’ Expedition hatte in der Ebene Spuren gefunden, die zu den Füßen der Kreatur paßten.
    Die Rampe war so konstruiert, daß Besucher nahe genug an das Monument herantreten konnten, um es zu berühren, jedoch ohne etwas durcheinanderzubringen. Richard stand nachdenklich vor der Statue. Er berührte den Sockel mit seinen Fingerspitzen, nickte schweigend und hakte eine Lampe von seinem Gürtel. Er schaltete sie ein und ließ den Lichtstrahl über die Inschrift gleiten. Die Symbole wurden heller, zogen sich in die Länge, bewegten
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