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Hundsleben

Hundsleben

Titel: Hundsleben
Autoren: N Förg
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Weinzirl, diese Gönnerin konnte die
sieben Hunde auch nicht ewig aufnehmen. Ich habe jetzt fünf in Garmisch im
Tierheim untergebracht, die waren sehr verständnisvoll. Gute Truppe da unten,
wahrscheinlich werd ich da auch arbeiten.«
    »Ja, schön, Moritz. Gratuliere. Das wollten Sie mir
sagen?«
    »Na ja, fünf sind da untergekommen …«
    Gerhard war nie eine Leuchte in Mathe gewesen, aber er
konnte sieben minus fünf ausrechnen.
    »Zwei haben Sie nun behalten, Moritz?«
    »Ich nehme den Arco, aber da ist noch Sir Sebastian!«,
sagte Moritz.
    Der Wolf! Das Tier, dessen Augen auf den Grund von
Menschenseelen schauen konnten.
    »Ja, Moritz, und?«
    »Nun, ich dachte, Sie könnten …« Moritz klang etwas
verlegen.
    »Was? Moritz, ich habe das schon mal gesagt! Ich kann
keinen Hund brauchen.«
    »Aber er Sie! Herr Weinzirl, jetzt schauen Sie sich
den Knaben doch noch mal an. Er passt zu Ihnen. Und er ist auch erst zwei. So
große Hunde werden nicht so alt, aber der hat noch ein paar Jahre.«
    »Moritz, das geht nicht!« Gerhard wurde lauter.
    »Schauen Sie sich ihn halt an!«
    »Ich fahre jetzt sicher nicht nach Garmisch!«, rief
Gerhard. Der Moritz hatte ja echt Nerven.
    »Müssen Sie nicht, wir stehen unten auf Ihrem
Parkplatz.«
    Gerhard rang nach Luft. Den Moment nutzte Reiber und
schnappte sich das Telefon. »Ich bin der Kollege, hallo, Moritz. Warten Sie,
wir kommen.«
    Er legte auf. »Los, Weinzirl, auf geht’s!«
    »Ja, los!« Evi war ganz aufgeregt. »Nach dem, was ich
von deinen Talenten in Rumänien gehört habe, musst du den Hund nehmen. Und du
tust ein gutes Werk.«
    »Das ist kein Hund, das ist ein Kalb. Weißt du, was
der frisst?«
    »Nein, aber du auch nicht. Los!« Evi zerrte an seinem
Ärmel.
    Sie gingen die Treppe runter, hinaus in den matschigen
Nieselregen, der kurz vor dem Übergang zum Schnee war. Moritz stand zwischen
den beiden Hunden. Reiber, Evi und Gerhard blieben stehen. Zwei
Dreierformationen standen sich wie bei einem Duell gegenüber. Moritz löste die
Leine, und Sir Sebastian trabte leichtfüßig hinüber zu den Kommissaren. So als
hätte er sein ganzes Leben nichts anderes getan, bohrte er die lange Nase in
Gerhards Hand und machte dann Platz neben ihm.
    »Gott, wie der schaut!« Evi fing an zu heulen.
    »Eben«, sagte Moritz, der mit Arco näher gekommen war.
»Die gehören zusammen.«
    »Ihr Deppen!«, brummte Gerhard. Und er begann den Kopf
des Tieres zu streicheln. »Moritz, ich hasse Sie.« Er grinste ihn an. »Wir
klären das noch wegen Schutzvertrag und was der sonst so braucht und der ganze
Kram! Aber eins sag ich Ihnen: Sir Sebastian heißt der nicht.«
    Gerhard schnipste mit den Fingern. »Komm, Seppi!« Die
beiden gingen aufs Gebäude zu, im Gleichschritt. Gerhard drehte sich nochmals
um. »An Wochentagen heißt der Seppi, am Sonntag Sir Sebastian.«

ZWANZIG
    Es war Gerhards erste Nacht mit Hund gewesen. Auf dem
Weg zu seinen Vermietern fiel ihm siedend heiß ein, dass er hätte fragen müssen.
Was, wenn die keinen Mieter mit Hund wollten? Eine Befürchtung, die angesichts
dieser viechernarrischen Waldfamilie Unsinn war. Als Sarah den Hund nur
erblickte, war sie völlig aus dem Häuschen. »Ein Wolfhound, ich wollte immer
schon einen Wolfhound! Also wenn du den mal abgeben willst, mal keine Zeit
hast, den nehm ich immer.«
    Hajo kam hinzu, und sein eigener rasseloser Hund, der
Gästen immer als südmongolischer Hirtenhund vorgestellt wurde, war extrem
begeistert vom neuen Kumpel. Vor allem, weil der Neue endlich mal größer war
als die Katzenviecher, die ihn sonst belästigten. Er war annähernd so groß wie
Sarahs Shetty und nahm sich selbst neben dem Fjordhengst noch recht stattlich
aus. Gundula sah in dem Ganzen einen hervorragenden Vorwand, endlich einen
Prosecco zu öffnen. Sie leerten drei Flaschen, das Leben war schön. Sarah
schloss sich mit ihrem kleinen Zoo einem ausgedehnten Spaziergang mit Gerhard
und dem Wolf an – und einmal mehr hatte Gerhard das Gefühl, dass Frauen einen
als Hundehalter gleich viel attraktiver fanden. Gerhard zog es aber doch vor,
die erste Nacht ganz Seppi zu widmen, der völlig unspektakulär auf der Couch
Platz nahm und ratzte wie ein Hund.
    Es war kaum sieben, als Reiber anrief. »Mach hinne,
wir müssen nach München. Abflug nach Bukarest. Er hat ihn!«
    Gerhard war noch nicht ganz wach. »Wer hat wen?«
    »Constantin, er wurde verhaftet beim Versuch, mit
einer frühen Maschine nach Wien zu entfliegen.«
    »Reiber, das sind die
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