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Hundsleben

Hundsleben

Titel: Hundsleben
Autoren: N Förg
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besten Neuigkeiten seit Langem.
Aber wieso Bukarest?«
    »Răzvan will, dass wir dabei sind. Also auf, die Zeit
ist knapp.«
    »Komme!« Als er in die Hose sprang, fiel sein Blick
auf Seppi, der sich höchst genüsslich streckte. Es ging schon los, nach
Bukarest konnte Seppi kaum mitkommen. Gottlob schepperte es bei Sarah schon im
Stall, sie fütterte gerade. »Sarah, ich muss dein Angebot heute schon annehmen.
Ich muss schnell mal ins Ausland. Kannst du ihn, ich meine …?«
    Sie strahlte ihn an, und Gerhard fragte sich, wie man
um diese Zeit schon so gut aussehen konnte. »Super, ich geh nachher mit dem
Pony spazieren, da nehm ich beide Hunde mit. Mach dir keinen Stress, ich werde
ihn höchstens verziehen. Gell, Seppi?« Sprach’s und warf ihm ein Leckerli ins
Maul und gleich noch eins. Seppi ging auch sehr brav mit, sah sich allerdings
nach Gerhard um, und Gerhard war sich ziemlich sicher, dass er ihm zuzwinkerte.
Das war ein Tier mit der dankenswerten Eigenschaft, das Beste aus jeder
Situation zu machen. Er passte wirklich gut zu ihm. Tranken Hunde eigentlich
Weißbier?
    Die Zeit war knapp. Sie wurden mit einem Auto direkt
übers Vorfeld zur Maschine gebracht. Manchmal war es gut, offiziell dem Staate
zu dienen. In Bukarest wurden sie von einer Limousine abgeholt und mit
trötender Eskorte ins Zentrum geleitet. Răzvan wollte offenbar keine Zeit
verlieren.
    »Liebe Freunde, da sind Sie schon. Willkommen!«
    »Răzvan, Sie sind so gut gelaunt. Hat er gestanden?«
    »Er ist kein Idiot. Gegen den DNA -Beweis kann er nichts machen. Er hat ein Geständnis
abgelegt. Allerdings hat er keinen Mord gestanden. Er sagt, es wäre zum Streit
mit Ionela gekommen, weil sie mit einem Artikel nicht einverstanden war. Der
Hund hätte ihn dann angefallen, er hätte sich gewehrt, um sich geschlagen, die
Frau getroffen, sodass sie in die Vitrine gestürzt sei.«
    »Dieser Fall ist ein Wettbewerb der
Geschichtenerzähler! Und nun?« Gerhard schüttelte genervt den Kopf.
    »Nun gehen wir da alle drei mal rein und drehen ihn
durch die Mangel!«
    Als Constantin ihrer ansichtig wurde, trat Spott in
seine Augen. »Die beiden Herren Lehrer! Planen Sie einen Schulausflug zur
rumänischen Polizei?«
    »Wer weiß, vielleicht auch ein internationales
Skirennen. Warum sind Sie so schnell auf Ski geflüchtet? Oder dementieren Sie
das auch?« In dem Moment, in dem Gerhard diese Visage gesehen hatte, diese
Dracula-Augen ihn spöttisch anfunkelten, wusste er, dass er nicht eher weichen
würde, bevor Constantin geplaudert hatte.
    »Mein Lieber, das war eine Kurzschlusshandlung. Sie
fahren eine sehr heiße Kante. Ich fühlte mich verfolgt, bedroht. Es sah so aus,
als würden Sie jeden Moment die Pistole ziehen. Eigentlich sollte ich Anzeige
erstatten, Sie haben mich regelrecht gehetzt.«
    Das war ein starkes Stück. Angriff ist die beste
Verteidigung, dachte Gerhard. Das würde nicht leicht werden.
    »Ja, das können Sie ruhig notieren, Răzvan, Sie
Superbulle, ich wurde belästigt. Erst attackiert mich eine Bestie, dann werde
ich in einen bedauerlichen Unfall verwickelt und dann gejagt.« Constantin
funkelte ihn an. Er war sich so sicher, dass er hier erhobenen Hauptes
hinausgehen würde.
    »Und dieser Blackout, der hat so lange angehalten?«,
fragte Reiber.
    Constantin gab sich theatralisch. »Ich war ja völlig
durch den Sturm oder wie Sie das nennen.«
    »Durch den Wind. Aber lassen wir Ihre sensible Psyche
mal außen vor. Wieso haben Sie sich später nicht gemeldet, wieso haben Sie den
Unfall nicht gemeldet? Das wäre Ihre Pflicht gewesen!« Reiber klang eisenhart.
    »Ja, klagen Sie mich an wegen unterlassener
Hilfeleistung. Aber Mord, das ist ja eine Farce.« Er legte immer noch jede
Menge Theatralik in seine Stimme.
    »Und warum sind Sie dann unter falschem Namen nach
Berlin geflogen? Just an jenem Tag, an dem eine gewisse Leanora Pia
Pfaffenbichler von Ihnen ermordet wurde? Sie kennen die Dame ja! War diese über
einen Artikel so unzufrieden?« Reiber hatte seine Augen fest auf das Gegenüber
geheftet.
    Er war ganz ruhig und sehr unterkühlt. Er zeigte keine
Regung. Was machte er da? Wie kam er darauf, dass Constantin unter falschem
Namen nach Berlin geflogen war? Gerhard registrierte auch in Răzvans Augen
Verwunderung.
    »Was reden Sie denn da?« Constantin war mit dem Stuhl
nach hinten gewippt. So lässig.
    »Sie sind von Berufs wegen Geschichtenerzähler.«
Reiber klang immer noch völlig neutral. Er zückte eine Liste mit Namen.
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