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Hundejäger töten leise

Hundejäger töten leise

Titel: Hundejäger töten leise
Autoren: Stefan Wolf
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erwischen
können. Wo landen die armen Vierbeiner? Sie werden an diese Vivisektions( Versuche
an lebenden Tieren)- Labors verkauft. Für die Hundejäger — so hat man sie in
der Presse benannt — scheint das ein einträgliches Geschäft zu sein. Und Frau
Wanderschuh befürchtet mit Recht, Topsi und Brummel gingen diesem Schicksal
entgegen. Da fällt mir ein: Weiß man denn eigentlich, wem und wohin dieser
Tschilke seine Tiere verkauft?“
    „Das ist ja entsetzlich!“ rief
die Oma. Eine Klemme war aus ihrem Silberhaar gerutscht. Sie steckte sie fest.
Dann beugte sie sich vor, um nach der Katze zu sehen. „Auf dich, Frau Holle,
werde ich jetzt ganz besonders achten.“
    Gloria berührte Lockes Arm. „Du
weißt aber gut Bescheid.“
    „Ich erfahre auch alles aus
erster Hand. Von meinem Papi.“
    „Mein Sohn ist Redakteur bei der
Tageszeitung“, ergänzte Oma Rehm. „Er schreibt auch Bücher.“
    „Mein Papi“, lächelte Locke,
„ist verantwortlich für den Lokalteil. Bei einer so großen Stadt fällt da viel
an. Neugierig, wie ich nun mal bin, löchere ich ihn, sobald er zu Hause ist.
Und er erzählt mir wirklich fast alles. Dadurch bin ich immer auf dem
Laufenden. Oft weiß ich schon von Sachen, die erst am nächsten Tag in der
Zeitung stehen.“
    „Im Tageblatt ?“ fragte
Gloria.
    So hieß die größte und
angesehenste Zeitung der Stadt.
    Locke bestätigte das und fügte
hinzu, ihr Papi hätte viele Talente. Er sei auch ein toller Porträtmaler.
    Gloria hätte gern mehr gehört.
Aber das Knattern eines Motorrollers brachte die drei auf die Beine.
    „Das ist Tom“, rief Locke.
„Unverkennbar! Sein ,Hirsch’ hört sich immer an wie ein Rabe im Stimmbruch.“
    Noch nahmen Büsche die Sicht.
Aber jetzt sahen sie ihn.
    Locke erschrak. Tom lenkte
beidhändig, hatte weder Korb, noch Rucksack noch ein anderes Behältnis bei
sich, in dem er die Dackel hätte transportieren können. Also ein Fehlschlag!
    „Jetzt ist es aus!“ flüsterte
Gloria mit bebender Stimme. „Ich werde meine Hündchen nicht wiedersehen. O
Gott!“
    Tom hob eine Hand, winkte
lässig, grinste und hielt neben Lockes Roller.
    Als er abstieg, gab er einen
jaulenden Schluchzer von sich.
    Er? Nein!
    Mal wieder typisch! dachte
Locke. Er transportiert die Dackel in der Hosentasche. Aber er hat sie. Nur das
ist wichtig.
    „Hallo!“
    Er kam durchs Gartentor. Seine
Taille war angewachsen. Unter dem Overall, den er jetzt geöffnet hatte,
randalierten (Unfug treiben ) die beiden. Wie auf Kommando streckten sie
die Köpfe heraus und dann je eine Pfote.
    „Da sind sie ja!“ rief Gloria.
    Sie lief Tom entgegen. Ehe er
sich versah, küßte sie ihn rechts und links auf die Wange — obgleich sie ihn ja
noch gar nicht kannte.
    Mit eingefrorenem Lächeln ließ
er es über sich ergehen. Dann reichte er ihr die Welpen, die jetzt wild leckend
sein Gesicht waschen wollten.
    „Sie glauben nicht, Tom, wie
dankbar ich Ihnen bin“, schluchzte Gloria und preßte die Hündchen an sich.

    Tom blieb breitbeinig stehen
und sah an sich hinunter. Aus seinem Overall tropfte es.
    „Du bist doch sonst so
kaltblütig“, sagte Locke. „Aber diesmal hast du dich wohl vor Angst naß
gemacht?“
    „Klar!“
    Locke lachte und schüttelte ihr
knisterndes Haar. „Welcher war es denn, oder haben dich beide...?“
    „Ich glaube, nur einer“, sagte
Tom. „Trotzdem reichte es. Er hat es gebracht, ohne das Bein zu heben. Aber die
Gewohnheit entsteht ja erst später.“
    „Oje!“ Gloria war entsetzt.
„Topsi, Brummel — dankt man so seinem Retter?“
    „Schnell ausziehen!“ befahl Oma
Rehm lachend. „Der Overall kommt gleich in die Waschmaschine.“
    Während Tom sich im Badezimmer
säuberte und dann in seine Jeans schlüpfte, wurden Topsi und Brummel mit Frau
Holle bekannt gemacht. Die Kätzin hatte zwar Respekt vor großen Hunden, aber
nichts gegen Welpen einzuwenden. Sie beschnüffelte sie, machte nur die
Andeutung eines Katzenbuckels und streckte sich dann wieder auf der sonnigen
Türschwelle aus. Die Dackel, von dem jüngsten Erlebnis kein bißchen
beeindruckt, tollten im Garten herum.
    Tom kam zurück.
    „Ich habe dich noch nicht
vorgestellt“, sagte Locke. „Frau Wanderschuh, dieser Jüngling mit verschiedenen
Augen heißt Engelbert Conradi. Aber lieber läßt er sich mit Tom anreden, was
auch besser paßt. Für den Engelbert kann er nichts. Damit hat man ihn in der
Wiege gestraft, als er sich noch nicht wehren konnte. Den Namen verdankt er dem
Andenken
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