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Hundejäger töten leise

Hundejäger töten leise

Titel: Hundejäger töten leise
Autoren: Stefan Wolf
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bis zur Straße verfolgten, störten ihn nicht.
    Wer ihn unterwegs beobachtet
hätte, wäre verwundert gewesen. Denn Tom lachte, daß er fast vom Roller fiel.
Offenbar hatten es die Welpen darauf angelegt, ihn zu kitzeln. Sie krabbelten
wie Wühlmäuse, zwickten ihn in die Rippen, kletterten bis unter die Achseln und
schienen sich allmählich wohl zu fühlen, gaben aber deshalb keine Ruhe.
    Kurz vor Birkenrode passierte
es dann. Ob es Topsi oder Brummel war, wird nie geklärt werden, denn die beiden
hatten sich vor seinem Magen aneinander gekuschelt — zu einem Klumpen junger
Hunde.
    Einer jedenfalls gab einem
natürlichen Drang nach. Warm und feucht spielte sich das unter dem Overall ab.
    Tom wußte nicht, ob er lachen
oder schimpfen sollte — als er bepinkelt wurde. Er trug’s mit Humor.
    Ich hätte ahnen müssen, dachte
er, daß ihr noch nicht stubenrein seid. Dann wärt ihr an der Leine gelaufen.

3. Roter Zucker in der Limo
     
    Oma Rehm und Gloria Wanderschuh
saßen auf der Gartenbank vor dem Haus. Der Sonnenschirm war aufgespannt. Frau
Holle, die Kätzin, sonnte sich auf der Türschwelle.
    Locke, immer noch mit Strohhut
— aber jetzt ohne Sturmband — kam mit einem Tablett aus der Küche und machte
einen großen Schritt über Frau Holle.
    „Aber du sollst uns nicht
bedienen. Das mache ich doch.“ Oma Rehm lächelte.
    „Meine Beine sind jünger, Omi.“
    Locke stellte das Tablett auf
der Bank ab, rückte den Gartentisch heran und servierte eisgekühlte Limonade.
    Ihr Mofaroller stand draußen am
Zaun, dahinter das Wohnmobil.
    Inzwischen wußte Oma Rehm, was
vorgefallen und weshalb Tom so überstürzt weggefahren war. Daß Tiere gestohlen
wurden — einfach so, erschütterte sie. Sie wollte schon sagen, sowas hätte es
zu ihrer Zeit — also früher — nicht gegeben. Aber dann fiel ihr ein, das
stimmte ja gar nicht. Auch vor Jahrzehnten hatte man von Tierdiebstählen
gehört. Allerdings nicht so häufig wie heutzutage.
    Gloria hatte inzwischen ihren
Pulli richtig angezogen. Ihr Haar war getrocknet, und das ganz ohne Föhn. Aber
die Angst um ihre Hunde setzte ihr zu. Ihre Augen blieben rotgeweint. Sie blickte
immer wieder zur Straße.
    „Im Moment können wir nichts
tun“, sagte Locke. „Wir müssen warten, bis Tom zurückkommt. Wenn er nichts
erreicht hat, verständigen wir die Polizei. Dann muß eben Tschilkes
Tierhandlung durchsucht werden.“
    Gloria schluchzte. „Vielleicht
war es gar nicht dieser Danny Tschilke. Vielleicht jemand anders, der ihm
ähnelt. Solche Hemden gibt es doch oft. Ich muß an diese Hundejäger denken, von
denen man jetzt so häufig in der Zeitung liest.“
    „Hundejäger?“ erkundigte die
Oma sich. Sie las zwar häufig Zeitung, aber nie die Meldungen von Katastrophen,
Krieg und Verbrechen. Die überging sie, weil es sie zu sehr bedrückte. Sonst
las sie alles, was in der Zeitung stand. Trotzdem dauerte die Lektüre selten
länger als eine halbe Stunde.
    „Verbrecher sind das“, sagte
Locke ergrimmt. Sie nahm den Hut ab, schüttelte ihr langes Haar und streckte
die Beine aus. „Leider weiß man nicht, wer dahinter steckt. Fest steht nur:
Täglich verschwindet in der Stadt mindestens ein Dutzend Tiere. Hunde und Katzen.
Sie werden einfach gestohlen, geraubt, entführt.“
    „Aber weshalb denn?“ fragte die
Oma. „Wer ein Tier haben will, kann es doch kaufen. Oder aus dem Tierheim zu
sich nehmen. Das muß nicht immer viel kosten.“
    Locke setzte sich auf. In ihren
schwarzen Augen schienen kleine Blitze zu zucken.
    „Du hast doch sicher schon von
Tierversuchen gehört, Omi. Versuche an lebenden Tieren, die dabei unglaubliche
Qualen erdulden müssen. Für medizinische Zwecke wäre das manchmal noch
gerechtfertigt, behaupten manche Wissenschaftler. Ich finde es grausam und
scheußlich und menschenunwürdig, daß man unseren hilflosen Schöpfungskameraden
sowas zufügt. Und der Gipfel der Grausamkeit ist ganz bestimmt, wenn man
Tausende von Hunden, Katzen, Affen, Meerschweinchen und was weiß ich in
endlosen Versuchsreihen opfert, um kosmetische Mittel zu erproben, Seifen oder
Waschpulver. Das ist pervers ( widernatürlich ). Und den Verantwortlichen
sollte man die Haut abziehen, damit sie mal spüren wie das ist.“
    „Aber was hat das mit Topsi und
Brummel zu tun?“ fragte die Oma.
    „Diese Versuchsanstalten“,
erklärte Locke, „haben großen Bedarf an Tieren. Woher nehmen und nicht stehlen?
Nun, es gibt genug Diebe. Unbekannte, die jedes Tier stehlen, das sie
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