Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hummeldumm

Hummeldumm

Titel: Hummeldumm
Autoren: Tommy Jaud
Vom Netzwerk:
bedeutet Bahö >Durcheinander<. Des is a ganz altes Wort!«, ergänzte Speckhut naseweis grinsend.
    »Echt? Na ja ... das könnte passen, weil manchmal mein Herz ist auch a bikkie durcheinander, ne ... hehe. Und sagt ihr noch mal eure Vorname alle bitte, ich hab Hirn wie Moskitonetz.«
    Also wiederholten wir alle unsere Vornamen, und ich wollte sie mir gar nicht merken, doch einige blieben einfach so kleben in meinem Hirn, da krabbelte die Quarkschweizerin mit furchtbar schlechtem Gewissen in den Bus.
    »Also das tut mir so leid, dass ihr wegen mir warten müsst. Lasst ihr mich überhaupt noch mitfahren?«
    »Nur wenn du uns deinen Vornamen sagst, ne.« Lachend startete Bahee den Motor.
    »Trixi! Ich bin die Trixi aus Zürich, also eigentlich Hannover. Hallo!«
    Ich freute mich, dass ich das nun auch mal endlich erfuhr.
    »Und ich bin der Bahee aus Otjosongombe, ne! So. Jetzt haben wir alle auch mal einheimische Geld hier, dann kann's mal losgehen mit die Komfort-Reise, ne. Sind denn sonst auch alle da?«
    »Ja!«, riefen alle, und ich ergänzte still und nur für mich »Kasper!«.
    Wir rollten vom Parkplatz, und nach gut zwanzig Metern zupfte ich vorsichtig an Sinas Hose.
    »Matze, was ist denn jetzt wieder?«
    »Ich halte das nicht mehr aus!«
     

4
    Unser Bus verließ das Flughafengelände, und wir erreichten eine Art Autobahn. Es fühlte sich seltsam an, dass wir uns Meter für Meter vom Flughafen entfernten und somit von Flug SW285, der Sina und mich noch am selben Abend aus dem Verderben hätte katapultieren können.
    Mit flauem Magen blickte ich schräg an ihr vorbei durch das Fenster. Die Gegend zwischen Flughafen und Stadt wirkte leer und karg, mit ein paar verlorenen Grasbüscheln dazwischen, die »verdorrter Sauergras« waren, wie Bahee uns über Lautsprecher mitteilte. Mit seiner Sonnenbrille, dem schwarzen Headset und dem sattgrünen Hemd wirkte er wie eine Mischung aus Diktator und Förster. Der Sauergras flog an mir vorbei, und ich schaute stumpf nach draußen. Vorsichtig nahm Sina meine Hand. In sieben langen Jahren hatte sie meine Gesichtsausdrücke und die dazu passenden Stimmungen kennengelernt.
    »Kriegen wir schon, Matze!«
    Ich nickte stumm und zog den Reiseprospekt aus meinem Tagesrucksack. Vielleicht stand ja auf der zweiten Seite irgendetwas, das mich aufheitern konnte.
    >Tag 1: Windhoek, Kalahari Anib Lodge. Gehzeit: 1 ¼ Stunden, Fahrzeit: 4 Stunden. Von Windhoek aus fahren wir nach einer kleinen Stadtrundfahrt an den Rand der Kalahari, wo wir bei einer kurzen Wanderung erste Eindrücke dieser wunderbaren Landschaft sammeln. Mit einem Glas Rotwein genießen wir dann den afrikanischen Sonnenuntergang und lauschen den Stimmen der Nacht<.
    »Ja, verregg!«
    Noch mussten wir allerdings den Stimmen des Tages lauschen, wie der fränkischen Schildkröte, die das Batteriefach ihrer Kamera nicht aufkriegte.
    Ich las weiter.
    >Tag 2: Kalahari — Köcherbaumwald. Gehzeit: 2 Stunden, Fahrzeit: 4 xh Stunden.<
    »Drecksding, lumbiches. Sagramend!«
    >Tag 3: Gehzeit: 4 Stunden. Fahrzeit: 6 Stunden.<
    Sechs Stunden? Hektisch blätterte ich weiter und schaute mir die anderen Tage an. Dort wurde es nicht besser. Ich atmete ein, und ich atmete aus, und dennoch — als ich die Fahrzeit für den gesamten Urlaub ausgerechnet hatte, klatschte ein warmer roter Tropfen Blut auf das Foto eines Kameldornbaums. Hektisch drückte ich meinen Zeigefinger an den rechten Nasenflügel.
    »Warte!«, sagte Sina und reichte mir ein Taschentuch. Während ich es an meine Nase presste, drangen neue Infos aus den Lautsprechern.
    »Also der Professor Pepi hat mir gerade nach unsere Flagge gefragt von Namibia, was der Farben bedeuten und so, ne. Also ... auf die Flagge vorne drauf ist die Sonne, die gibt jeden Tag bei uns, die Blau steht für den Meer mit seine ganze Fisch und Krebs und so, grün ist die Landschaft, wo wir auch profitieren mit die Beef-Konzern und die Tourismus, und Rot ist das Blut, was hier gefließen ist, um unser Land endlich mal unabhängig zu kriegen. Der letzte Farbe is Weiß, und der steht für Friede. Das ist die fünf Farbe von unser Flagge.«
    »Interessant!«, nickte die Hannoveraner Schweizerin und machte sich eine Notiz in einem getigerten Block. Pepi beugte sich nach vorne und sprach in Bahees Headset, so dass alle ihn hören konnten.
    »Vier Farben, Bahee! Eure Flagge hat vier Farben, net fünf!«
    »Die hat fünf, Pepi, ich weiß das, weil ich bin ja Namibier.«
    »Ja, aber Weiß is ka Farbe, ha,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher