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Hummeldumm

Hummeldumm

Titel: Hummeldumm
Autoren: Tommy Jaud
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riechende Hand auf meiner Schulter.
    »Warst du schon mal in Afrika?«, fragte er grinsend.
    »Nee. Wieso?«, fragte ich eingeschüchtert zurück.
    »Dann kennst du auch nicht den Unterschied zwischen einem Touristen und einem Rassisten, oder?«
    »Nein. Kenn ich nicht. Was ist der Unterschied?«
    »Zwei Wochen!«, prustete Breitling, und Brenda riss ihren riesigen Mund auf, als hätte ihr jemand eine Lammschulter in den Nacken geknallt.
    »Max!«
    »Ach, scheiß drauf! War nur Spaß!«
    Ein weiteres Mal erhob Breitling die Gläser, doch ich schaute ihm nicht in die Augen beim Zuprosten dieses Mal, ich linste zu Bahee, zu dem sich, neben dem Erdbeerquarkigel und dem Video-Greis, noch eine ältere Frau mit grauen kurzen Haaren und ein Rentner mit braunem Lederhut gesellt hatten.
    »Ich glaube ...«, begann Sina, und ich wusste: Wir mussten da jetzt hin.
    Breitling zahlte großzügig den Champagner, und gemeinsam brachen wir auf, unsere Mitreisenden kennenzulernen. Je näher wir kamen, desto langsamer wurde ich, jedenfalls spürte ich irgendwann, dass Sina mich nach vorne zog. Ich hatte gerade brav die klammen Hände des Quarkigels geschüttelt und erfahren, dass sie in Zürich wohnt, aber eigentlich aus Hannover kommt, da ereilten mich zwei weitere Schicksalsschläge. Erstens: die Grubers aus Wien. Er: mindestens 60 mit grauem Vollbart, dicker Brille und speckigem Lederwanderhut. Sie: ein bisschen jünger, kurze graue Haare und mit einem winzigen, rosinenhaften Gesicht, in dessen Falten ein mäßig talentierter Bildhauer die schlechte Laune von mindestens fünf Jahrzehnten gekloppt hatte. Zweitens: der durchtrainierte Profikicker mit der Sonnenbrille hieß Kevin Schnabel und war somit tatsächlich Teil unserer Gruppe. Er zerdrückte fast meine Hand.
    »Kevin aus Weimar!«
    »Matze aus Köln.«
    »Pepi Gruber, aus Wien!«, sagte der Mann mit dem Speckhut, und »Sei Frau!«, sagte das Rosinengesicht. Erst jetzt gab sich auch unser neuer Freund Breitling dem Tourguide als Mitreisender zu erkennen.
    »Chef? Breitling und Schiller, ganz oben auf der Liste!«, und der steinalte Kamerarentner grunzte ein offenbar fränkisches »Aus'm Fernsehn, odder?«.
    »Ja, genau!«, lächelte Brenda, die sich zu freuen schien, dass man sie erkannte.
    »Sauber!«
    Erleichtert strich Bahee die Namen Schiller und Breitling auf seiner Liste durch. »Ahh ... und ich hab schon gedacht, wo seid ihr denn mal, ne!«
    »Und wer sind Sie?«, hakte Brenda nach.
    »Na, der junge Sebbelbeter aus Bamberch!«, knarzte der Rentner, als würde man Robbie Williams fragen, was er beruflich so macht.
    »Entschuldigung, aber warum der junge ...?«, fragte Brenda verwundert.
    »Na, vom alden Sebbelbeder der Sohn hald!«, knirschte er unwillig.
    »Verstehe!« Brenda nickte und verstand doch gar nichts.
    »Und du bist der Fahrer?«, fragte Breitling Bahee. »Ich bin Fahrer und Guide, ne.« »Fahrer UND Guide?«
    Bahee blickte irritiert von seiner Liste auf. »Ja klar, ne!«
    »Und Reifen auch?«, lachte Breitling, und nur der Mann mit dem speckigen Hut lachte mit.
    »Ganz schön frech, der Herr da, ne«, schmunzelte Bahee und klopfte Breitling freundschaftlich auf die Schulter, während der Quarkigel mir ein weiteres Mal seine klamme Hand reichte.
    »Entschuldigung, ich bin die Trixi aus Zürich, Trixi Sipp, also eigentlich aus Hannover!«
    »Matze Klein. Aber ich glaube, wir haben uns gerade schon vorgestellt.«
    »Echt? Ach ... das ist wieder typisch von mir, Entschuldigung!« »Nicht schlimm!«
    Guide Bahee klatschte laut in die Hände.
    »So, Leude, jetzt wollen wir mal schnell zu unsere Bus da rüber, die ganze Zeug hier mal verladen und unsere schöne Reise hier mal starten, ne!«
    Nervös hüpfte der Wetterfloh zu Bahee. »Du ... wie ist das denn vom Programm her, fahren wir erst ins Hotel oder machen wir gleich die Tour durch das Schwarzen-Ghetto?«
    Ich war nicht der Einzige, der verschämt zu Boden blickte. Mit der Erfahrung von inzwischen über eintausend missglückten Wettermoderationen ahnte ich bereits, zu was der quirlige Lederhosenfloh noch alles imstande war. Bahee ahnte natürlich nichts, auch er war noch auf Seite 1 des Reiseprospekts.
    »Also wir machen kleine Stadtrundfahrt, dann auch Katatura, was du wahrscheinlich meinst mit Ghetto, und danach erst Lodge. Wieso?«
    »Weil ... dann zieh ich mir schnell noch was Ärmeres an.«
    Sprach's und verschwand mit ihrem Louis-Vuitton-Täschchen Richtung Toiletten.
    »Sina?«, flüsterte ich, doch
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