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Hummeldumm

Hummeldumm

Titel: Hummeldumm
Autoren: Tommy Jaud
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Seidenkissen
, über das Bahee sich halb totlachte. Ich lachte nicht. Stattdessen fragte ich Sina, was sie so grundsätzlich von Mallorca hielt. »Zwei Tage Palma, den Rest Finca, bisschen lesen am Pool, abendsTapas und Rioja ...«
    »Jetzt lass uns doch erst mal auf die anderen vier warten!«, erwiderte sie ein klein wenig genervt.
    »Auf die anderen ZWEI!«, krächzte eine Männerstimme am Tisch direkt hinter uns. Blitzartig drehte ich mich um und sah, dass die Stimme zu einem schmierigen Kerl in einem La-Martina-Düsseldorf-Polohemd gehörte. Außerdem trug er eine enge Jeans mit kupferner Gürtelschnalle und schwarze Westernstiefel. Der Mann war eine grandiose Mischung aus verzweifeltem Trucker und alterndem Schlagersänger, ich schätzte ihn auf Mitte 50. Neben ihm stand seine herausgeputzte brünette Trulla in schwarzer Lederhose und grinste wie ein Floh auf Speed.
    »Wir haben am Gepäckband gesehen, dass ihr die gleichen Aufkleber habt wie wir. >Zwischen Sand und Seidenkissen<, stimmt's?«, schnatterte sie aufgeregt, und von einer Sekunde auf die andere wusste ich auch, woher ich sie kannte. Klar! Das da vor mir war ganz eindeutig Brenda Schiller, die mit Abstand nervigste Wetterfrau bei N 24! Wie ein aufgescheuchtes Huhn flatterte sie Morgen für Morgen an Wolken- und Sonnensymbolen vorbei und bewarf unschuldige Zuschauer in viel zu guter Laune mit Sätzen wie >Aus fetten Regenwolken quetscht sich am Abend eine Menge nasses Wasser!<.
    Jetzt sagte sie noch was viel Schlimmeres, nämlich: »Kommt doch zu uns!«
    Ich schüttelte mich und schloss die Augen, doch Brenda Schiller blieb.
    »Gerne!«, sagte Sina, und dann nahmen wir unseren Milchkaffee und schlichen zum Tisch der beiden, wo wir uns mit gefrästem Lächeln brav die Hände reichten.
    »Matze.«
    »Sina!«
    »Max Breitling, aber für euch bin ich der Max«, hustete der Angeber mit der gegelten Grauhaarfrisur und drückte seine Zigarette aus. »Vorschlag: Wir lassen die Scheiße mit dem >Sie< gleich.«
    »Klar«, sagte ich und versuchte so zu klingen, als ob ich es ansatzweise meinte.
    »Gläschen Schampus vielleicht, die beiden Mitreisenden?« »Warum nicht!«, antwortete Sina und kommentierte meinen vorwurfsvollen Blick mit einem homöopathischen Schulterzucken.
    Innerhalb kürzester Zeit hatten wir dann auch zwei Gläser Champagner in der Hand, und Breitling setzte gönnerhaft zu einem Toast an.
    »So, ich würde mal sagen: Hoch die Tassen auf unsere Luxusreise durch Deutsch-Südwest und auf unsere attraktive Begleitung natürlich!«
    Reihum klangen die Gläser, wobei Breitling alle Namen wiederholte: »Sina! Matze! Maus!« Und noch während ich rätselte, ob Deutsch-Südwest tatsächlich noch die korrekte Bezeichnung für Namibia war, bekam ich schon eine Marlboro-Schachtel unter die Nase gehalten.
    »So. Und jetzt rauchen wir erst mal eine!«
    Ich hob abwehrend die Hand.
    »Vielen Dank, aber ich rauch nich.«
    »Komm. Is Urlaub!«
    Ich antwortete, dass ich auch im Urlaub nicht rauchte. »Und deine Maus?«
    »Raucht auch nicht«, sagte Sina. Kopfschüttelnd reichte Breitling eine Zigarette an seine eigene Maus, nahm sich selbst auch eine und steckte beide an.
    »Hab auch mal ein Jahr nicht geraucht«, schnarrte er und zog so heftig an der Zigarette, dass ich fürchtete, sie würde gleich komplett in Flammen aufgehen, »das war vielleicht ne Scheiße!«
    Na dann. Breitling nahm einen weiteren, tiefen Zug, dann verteilte er den restlichen Champagner aus der Flasche auf unsere Gläser.
    »Wisst ihr was? Meine Maus und ich, wir hatten eben noch ein bisschen Angst, dass hier nur Bekloppte mitfahren, aber ihr seid echt okay! Prostata!«
    Und wieder mussten wir die Gläser heben.
    »Auf unseren Urlaub!«, lachte Brenda, und wie beim Wetterbericht auch lachte sie an völlig unpassenden Stellen. Ratlos drehte ich mich zu Sina, die mich ebenso anblickte. »Auf unseren Urlaube, hatte der Wetterfloh gesagt. Unseren! Sina und ich, wir machten Urlaub mit einem Düsseldorfer Schampusschnösel und der dümmsten Wetterfrau Deutschlands! Davon stand nichts im Prospekt, zumindest nicht auf Seite 1. Ich ließ meine Augen zur Tafel mit den Abflugzeiten flüchten. Um genau 20 Uhr am gleichen Abend würde die nächste Maschine zurück nach Frankfurt gehen.
    »Schaut mal, der Schwatte winkt uns!«, unterbrach Breitling meine kleine Phantasie.
    Oha. »Du meinst unseren schwarzen Guide Bahee?«, fragte ich ein wenig verschnupft und hatte sogleich Breitlings nach Rauch
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