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Hummeldumm

Hummeldumm

Titel: Hummeldumm
Autoren: Tommy Jaud
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und keine Nachfragen, ob wir nicht vielleicht doch zufällig Mitglieder einer terroristischen Vereinigung waren oder irgendwie am Holocaust beteiligt.
    Als wir mit unseren frisch gestempelten Visa auf das Kofferband zusteuerten, strahlte Sina wie ein Eichhörnchen: »Hey! Wir sind in Afrika!« Und auch ich lächelte. Immer mehr Touristen fluteten die Halle, die meisten trugen Freizeit- oder Wanderkleidung, fast alle waren alt. Vorsichtig räusperte ich mich.
    »Sina?«
    »Ja?«
    »Gab's denn irgendeine Info, wer noch so in unserer Gruppe ist?«
    Sina machte ein recht unschuldiges Gesicht. »Die haben nur die Namen geschickt, sonst nix.«
    Ich nickte, und dann rumpelte auch schon das Kofferband los, und die ersten Taschen und Rucksäcke tauchten auf. So richtig zufriedenstellend fand ich Sinas Antwort ja noch nicht. »Hast du nicht noch den ein oder anderen Namen im Kopf von dieser Liste?«, fragte ich vorsichtig.
    »Kevin Schnabel!«, antwortete Sina wie aus der Pistole geschossen.
    »Kevin Schnabel?«, fragte ich amüsiert. »Kein Mensch heißt Kevin Schnabel.«
    »Na, Kevin Schnabel schon. Ach ja, und ... ein Herr Seppelpeter, Vornamen hab ich vergessen.«
    »Seppelpeter? Das klingt ja jetzt superalt!«
    »Findest du?«, zweifelte meine Freundin, »ich finde, Seppelpeter is ein ganz normaler Name. Das kann auch ein Webdesigner sein, ein Beachvolleyballer oder DJ!«
    »Ein DJ? MC Seppelpeter, oder was?«, schmunzelte ich.
    »In zehn Minuten wissen wir's.«
    »Stimmt. Und vielleicht bringt MC Seppelpeter ja ein paar freshe Tracks mit für den Bus.«
    »Ja, ja ...«, sagte Sina, dann rüttelte das Gepäckband auch schon meinen rosa Wanderrucksack durch die schwarzen Gummilamellen.
    »Du, Matze, ich glaub, ich hab deinen Rucksack entdeckt!«, rief Sina.
    »Jeder hat ihn entdeckt«, antwortete ich leise und blickte verschämt auf die umstehenden Wartenden.
    Sofort zog Sina die Stirn kraus. »Matze, bitte! Wie oft noch? Ich hab auf >schwarz< geklickt bei der Bestellung!«
    »Ich hab ja gar nix gesagt.«
    »Aber entsprechend geguckt. Wanderrucksäcke haben nun mal komische Farben!«
    »Rosa ist aber keine komische Farbe. Rosa ist entweder Mädchen oder schwul.«
    »Ich nehm ihn auch gerne runter, wenn's dir peinlich ist.« »Danke, geht schon«, sagte ich und versuchte, meinen Rucksack so unauffällig wie möglich vom Band zu hieven.
     
    Die Ankunft gestaltete sich weiterhin farbenfroh, denn der Tourguide, der uns gleich hinter der elektrischen Schiebetür mit einem breiten Lächeln begrüßte, war unerwartet stark pigmentiert. Er trug eine kurze Hose mit dicken Wanderschuhen und ein dunkelgrünes, spack sitzendes Freizeithemd. In der Hand hielt er ein Pappschild, auf dem der offizielle Titel unserer Reise stand: Zwischen Sand und Seidenkissen. »Willkommen in Namibia! Ich bin euer Guide, der Bahee, ne.«
    Schon jetzt war offensichtlich: Bahees Deutsch war ebenso breit wie sein Lächeln. Sina reichte ihm freundlich die Hand und wiederholte unsicher seinen Namen.
    »Baheene?«
    »Nee, nur Bahee, ne. Die >ne< sag ich immer nur so, der is so eine Sprachdings von mir da immer, ne!«
    »Oh ... Entschuldigung! Ich bin die Sina.«
    »Matze!«, stellte ich mich ebenfalls lächelnd vor. Bahee nickte freudig und strich unsere Namen auf einer Liste durch. »Ihr seid die Erste, ne. Am beste ihr latscht gleich mal hinter, um euch a bikkie Geld mal hier zu wechseln, der wird nämlich gleich ganz voll, der Halle, und da könnt ihr die Zeit schon mal nutzen, um euch einen Kaffee mal zu nehmen oder so. Rucksack könnt ihr hierlasse, die pinke da von Paris Hilton auch, ne, hehe.«
    Glucksend vor Spaß, zog Bahee unsere beiden Rucksäcke an die Absperrung und Sina mich in Richtung des kleinen Bankschalters am Ende der Halle.
    »Ahm, Sina, hast du vielleicht bei >Guide< auf >schwarz< geklickt statt beim Rucksack?«
    »Nein, aber ich hab bei >Freund< auf >nett< geklickt.«
    Sina und ich wechselten jeweils 250 Euro in namibische Dollar und setzten uns auf zwei Metallhocker eines Flughafenbistros. Von dort hatten wir die Schiebetür der Ankunftshalle gut im Blick. Ich schaltete mein Handy ein und bekam auch prompt eine englische Begrüßungsnachricht von einem Provider namens MTC. Besser noch: Das Wireless LAN des Cafes war unverschlüsselt, und ich hatte vollen Empfang. Stolz zeigte ich es Sina.
    »Schau mal, ich bin im Netz! W-LAN auch!«
    Wie von einem Menschen mit zwei X-Chromosomen nicht anders zu erwarten, hielt sich Sinas Begeisterung
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