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Hummeldumm

Hummeldumm

Titel: Hummeldumm
Autoren: Tommy Jaud
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hatten wir bis spät in die Nacht beraten, wie wir den Murks mit der Beschwerde beim Veranstalter wiedergutmachen konnten. Die rettende Idee kam von Trixi, und ich bin mir sicher, dass sie noch heute stolz darauf ist, wenn sie bei Ikea Spreitenbach in der Müslistraße an ihrem Reklamationsschalter steht.
    Langsam tuckerten wir den steilen Hügel von der Burg hinunter und bogen schließlich rechts ab Richtung Flughafen. Schwermütig und doch froh blickte ich aus dem Fenster, ließ namibische Gebäude und Menschen ein letztes Mal an mir vorbeiziehen. Die Lautsprecher knacksten, und Bahees Stimme ertönte, wie so oft in den vergangenen zwei Wochen: »So Leute, ich hab da eben noch mal mit die Töne Piepenbring telefoniert von Kalahari Unlimited wegen meine Touren und so, ne.« Gespannt wie ein Flitzebogen lehnten wir uns nach vorne.
    »Und?«, fragte Sina gespannt.
    »Ich kann die mal wieder fahren, ne, aber ihr dürft nix Negatives mal reinschreiben ins Internet, ne.«
    »Kann ich ja gar nicht«, warf ich ein, »ich hab ja keinen Adapter!«
    Wir lachten.
    »Jetzt mal ohne Flachs, ne«, sprach Bahee weiter, »ihr musst da echt mal die Klappe halten, sonst kann ich mal Holz sammeln in die Wald statt Touristen fahren.«
    Wir versprachen es ihm. Mehr noch - wir würden wahre Lobeshymnen im Netz verteilen, so dass alle nur noch diesen Bahee Mutima als Guide wollten. Wir verließen das dichtbebaute Windhoek und rauschten über die geteerte Fernstraße zum Flughafen. Wie schon am Ankunftstag schien die Sonne, der Himmel war blau. Bahee rückte sein Headset zurecht.
    »Also ... ich hab auch bikkie nachgedacht gestern noch und ... und wenn ich mal was sagen darf jetzt hier, wo die Tour mal fast zu Ende ist und ... na ja ... ich hatte oft in Kopf, aber natürlich ich konnte nicht sagen vorher.«
    »Jetzterd sach scho!«, knarzte Seppelpeter aus der letzten Reihe.
    Vorsichtig linste Bahee in den Rückspiegel.
    »Ihr wart ... also echt jetzt, und ich hab so was noch nie gesagt ...«
    »Bitte, bitte, bitte sag!«, bettelte Brenda.
    »Ihr wart die schlimmste Gruppe, die ich jemals hatte!«
    Für einen winzigen Augenblick war es still im Bus, und nur der Dieselmotor tuckerte. Mit einem seiner schlechtesten Reime löste Speckhut unsere Anspannung.
    »Er wusst's erst spät, nach langer Zeit:
    bei uns er den Beruf bereut!«
    Stumm grinsten wir vor uns hin, und auch Bahee schmunzelte.
     
    Ich hatte ein komisches Gefühl, als wir die Schranke zum Flughafen passierten: Irgendwie kam es mir so vor, als wären wir gerade erst angekommen, als hätte es die letzten Wochen gar nicht gegeben.
    Wo waren die vierzehn Tage denn hin? War Bing Seppelpeter nicht gestern erst über das Geländer geflogen? Hatten wir nicht eben erst Geld gewechselt und Champagner getrunken mit Breitling? Das Gefühl verstärkte sich noch, als Bahee auf das Busdach krabbelte, um die Holzgiraffe der Gruberin abzuschnüren. Hatte er sie nicht gerade erst da hochgeschleppt? Nein. Hatte er nicht. Denn dann wäre sie nicht in geschätzte neun Teile zerbrochen.
    »Mei Schiraffe!«, jammerte die Gruberin, als Bahee ihr die hängende Plastikfolie mit den zerbrochenen Holzteilen reichte.
    »Na ja ... wie gestern schon gesagt, ne«, nuschelte er ein wenig verlegen, »du hast mir mal so wütend gemacht, dass ich Sachen zertrete hab!«
    Ich räusperte mich: »Ich ...ich auch. Aber ich hab nur ein Ohr abgeknickt.«
    »Und ich hab den Schwanz abgebrochen im Suff!«, hustete Breitling schüchtern.
    »Das mit dem Hals war ich!«, meldete sich Trixi.
    »Ich hab ein Bein abgeknickt«, gab Brenda zu.
    »Auch Bein!«, sagte Sina, und ich schaute sie überrascht an.
    »'n Fuuuß!«, knarrte Seppelpeter, und schließlich beichtete auch Speckhut: »A Ohr und an Zeh!« ,
    Wie festgeklebt verharrte die Gruberin mit ihren in Folie baumelnden Holzteilen und schwieg.
    Bahee grinste: »Mensch, Käthe, das musst du mal positiv sehen, ne, jetzt passt in Handgepäck!«
     
    Wehmütig zogen wir unsere Taschen in die Ankunftshalle. Doch statt direkt zum Check-in zu gehen, steuerten wir zunächst den Ticketschalter an, wo uns ein Vertreter von Air Namibia widerwillig den Differenzbetrag zwischen neun Sitzplätzen Businessclass und neun Sitzplätzen Economy ausbezahlte und bar in einen Umschlag steckte.
    Was für unsere Gurkentruppe das Mindeste war, schien für Bahee schlichtweg unbegreiflich. Zitternd blätterte er durch all die Scheine im Umschlag, den Trixi ihm überreicht hatte.
    »Ihr seid
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