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Hummeldumm

Hummeldumm

Titel: Hummeldumm
Autoren: Tommy Jaud
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erfunden?«
    »Eingepennt bin ich auf dem Klo, mehr nicht!«, antwortete Schnabel wie aus der Pistole geschossen.
    »Geh, jetzt hört aber auf, vergessen hat er dich und net nachgezählt!«, widersprach Käthe lauthals.
    Piepenbring schüttelte den Kopf. »Aber ... stimmt es denn, dass er mit über 150 Sachen durch den Park gerast ist?«
    »Nein«, antwortete Brenda.
    »Und dass er die Österreicher beim Abendessen immer hat links liegenlassen, ist auch falsch?«
    »Völlig falsch«, bekräftigte Speckhut und schoss einen fiesen Blick auf seine Frau.
    »Verstehe«, seufzte der Mann von Kalahari Unlimited, »dann gab es wohl auch mehr als nur einen Reiseadapter für die Gruppe.«
    »Einen?«, lachte ich, »wir hätten jeder FÜNF haben können!«, und bei Sina blitzte ein überraschtes Grinsen auf.
    »Sie wollten Bahee also gar nicht auswechseln?«
    »Kapiern Sie's doch!«, flehte Speckhut und deutete auf seine Gattin: »Nur diese Person hier wollt an Bahö auswechseln!«
    »Ha!«, kreischte Käthe, »>diese Person< sagt er zu seiner Frau!«
    »Ex-Frau! I lass mi scheiden«, vollendete Speckhut mit fester Stimme, und Käthes kleine Knopfaugen sprangen fast aus dem Rosinengesicht. Schnabel klatschte vor Vergnügen, und Breitling johlte: »Rakete!«
    Spätestens jetzt hielt uns unser Retter für irre, zumindest schaute er so.
    »Wir sind nämlich eine Gurkentruppe, wissen Sie?«, erklärte ihm Trixi, und Seppelpeter ergänzte: »A einziger Albdraum, Sagramend!« ,
    »Okay«, seufzte Piepenbring, »dann laufen wir wohl jetzt mal besser hoch zum Bus.«
    »Latschen«, verbesserte Brenda, »in Namibia sagt man Matschem!«
    »Wie auch immer.«
    »Wo ist Bahee denn jetzt überhaupt?«, fragte Sina.
    »Ich hab ehrlich gesagt nicht mehr versucht, ihn zu erreichen, nach der Geschichte gestern. Also, wenn er schlau ist, dann sucht er sich einen neuen Tour-Operator.«
    »Warum das denn?«
    »Ja, für uns fährt er bestimmt nicht mehr!« Lachend setzte Piepenbring den Deckel auf die nicht angerührte Frühstücksbox.
    »Sie haben ihn entlassen?«, hakte Schnabel nach.
    »Entlassen nicht. Er fährt halt keine Touren mehr für uns«, erklärte Piepenbring nicht ohne sarkastischen Unterton. Trixi platzte fast. »Sie sind aber nicht der Chef von Kalahari Unlimited, oder?«, fragte sie.
    »Doch!«, antwortete Piepenbring.
    »Dann sind Sie ein scheiß Chef!«, fuhr Trixi ihn an. »Sie können doch nicht einen Guide entlassen wegen ein paar falscher Telefonanrufe!«
    »Das«, seufzte Piepenbring, »sehe ich ein bisschen anders. Wer eine Reisegruppe einfach so stehenlässt über Nacht, der hat in dieser Branche nichts mehr verloren. Es gibt hundert andere Guides.«
    »Aber Bahee muss unsere Tour fertig machen!«, forderte Trixi.
    »Freilich«, brummte Seppelpeter, »mir woll'n an Bahee zurück!«
    Piepenbring hob seine Frühstücksbox hoch und sagte: »Tut mir leid, aber daraus wird nichts. ICH bin euer neuer Guide bis zum Rest der Reise!«
     
    Der Bus, in dem wir nach Windhoek gefahren wurden, war hochmodern, gut gefedert und viel geräumiger. Wir hätten lieber unseren alten gehabt, mit unserem schwarzen Entertainment-Chef am Steuer. Einen Vorteil allerdings hatte der neue, größere Bus: Käthe konnte ganz alleine in der letzten Reihe schmollen. Als Gepäck.
     

42
    Zehn Prozent auf den Reisepreis, Zimmer im besten Hotel der Stadt sowie ein Upgrade in die Businessclass für den Rückflug: Man konnte wirklich nicht sagen, dass Kalahari Unlimited bei der Wiedergutmachung geknausert hatte. Der Preis hierfür war freilich, dass wir die Klappe halten sollten. Kein Wort bei
tripadvisor
, kein Wort bei
holidaycheck
, kein Wort bei
google
oder
qype
.
    Nachdenklich saßen wir nun auf der herrlichen Restaurantterrasse der Heinitzburg, einer mächtigen, zum Luxushotel umgebauten, alten deutschen Burg aus der Kolonialzeit. Stumm blickten wir hinab auf die Hauptstadt, die vor einem tintenblauen Himmel im Sonnenschein unter uns lag. Ein perfekter Urlaubstag eigentlich, doch relaxed war keiner von uns: Die komplette Gruppe war im Gemüsemodus. Brenda machte komische Bewegungen mit ihrem Mund, Breitling bewegte sein Wasserglas im Sekundentakt um seinen Teller, als sei sein Arm der Zeiger einer Quarzuhr. Da er seit zwei Tagen nicht getrunken hatte, war es aber vielleicht auch nur der Alkoholentzug.
    Sicher waren wir die mit Abstand schweigsamste Reisegruppe, die das Hotel je gesehen hatte. Nur ab und zu zerschnitt emsiges Servicepersonal die
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